Den Ladenleerstand bekämpfen und die vielen Geschäfte in der Altstadt professionell beraten, das werden nur zwei von vielen Aufgaben des neuen Stadtteilmanagers sein. Foto: Maira Schmidt

Der Gemeinderat will keinen Altstadtmanager für Bad Cannstatt, sondern einen Stadtteilmanager für alle Neckarvororte. Die Entscheidung wird nicht überall begrüßt.

Bad Cannstatt - Dass Bad Cannstatt einen Altstadtmanager braucht, stellt niemand in Frage. Der autofreie Marktplatz, mehr als 260 Geschäfte im Erdgeschoss und zahlreiche Veranstaltung verlangen nach einer professionellen Betreuung; das bestreiten weder Politik noch Verwaltung. Auch Ines Aufrecht, die Leiterin der Wirtschaftsförderung betont: Eine Analyse habe im Bezirk einen „hohen Bedarf“ festgestellt.

Trotzdem sind die Fraktionen im Gemeinderat dem Wunsch der Cannstatter nach einem Altstadtmanager nicht ganz gefolgt. Im Rahmen des Doppelhaushalts 2014/15 soll zwar eine zusätzliche Stelle geschaffen werden. Dieser sogenannte Stadtteilmanager wird aber nicht nur für Stuttgarts größten Stadtbezirk, sondern für alle Neckarvororte zuständig sein. Außerdem wird die Position nicht wie ursprünglich angedacht beim Verein Die Altstadt Bad Cannstatt, sondern bei der Wirtschaftsförderung angesiedelt. Die Leiterin der Wirtschaftsförderung meint hierzu: „Die Neckarvororte und Bad Cannstatt sind fest verflochten.“ Aufrecht spricht von einem Wirtschaftsraum. Die Stelle könne sich nicht nur auf einen Bezirk beziehen.

Es gibt nur ein B-Zentrum in Stuttgart

In Bad Cannstatt sehen das nicht alle so. „Ich sehe das kritisch“, sagt Roland Schmid, der Sprecher der CDU-Fraktion im Bezirksbeirat. Die Einrichtung einer solchen Stelle finde er gut. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt er. Schmid hätte sich aber gewünscht, dass sich der Manager zu 100 Prozent um Bad Cannstatt kümmert. Bei der jetzigen Variante bestehe die Gefahr, dass man den Stadtteilmanager überfordere. Schmid weist zudem daraufhin, dass es neben dem A-Zentrum, der Innenstadt, nur ein B-Zentrum in Stuttgart gebe, und das sei in Bad Cannstatt.

Ganz ähnlich beurteilt das auch Stefan Conzelmann. Der Sprecher der SPD Bad Cannstatt sagt: „Ich finde das ein bisschen schwierig“. Der Manager habe allein in Bad Cannstatt viele Aufgaben zu erledigen. „Das kriegt man mit einer 100-Prozent-Stelle für alle Neckarvororte nicht hin“, sagt Conzelmann. Er hätte es begrüßt, wenn sich die Stelle zunächst nur auf die Altstadt von Bad Cannstatt bezogen und man erst später über eine Ausdehnung nachgedacht hätte. Das Argument der Wirtschaftsförderung, dass es sich bei den Neckarvororten um einen Wirtschaftsraum handele, lässt der SPD-Politiker so nicht gelten: Natürlich gebe es einen Austausch, aber nicht nur mit den Neckarvororten. Auf dem Cannstatter Wochenmarkt würden etwa auch Menschen aus Zuffenhausen einkaufen.

„Ich kann damit leben“, erklärt Peter Mielert, der Sprecher der Grünen-Bezirksbeiratsfraktion. Natürlich hätte auch seine Fraktion gerne einen Manager für Bad Cannstatt gehabt. Er habe aber Verständnis dafür, dass es in anderen Bezirken ähnliche Probleme gebe. Eine „besondere Rolle“ müsse Bad Cannstatt aber schon spielen. Die Entscheidung, dass die Stelle nicht beim Verein Die Altstadt Bad Cannstatt angedockt ist, begrüßt der Grünen-Politiker ausdrücklich. Im Bezirksbeirat hatte er hierzu bereits erklärt: „Unter verschiedenen in der Altstadt aktiven Gruppen gibt es Konkurrenzen. Deshalb sollte der Manager nicht bei einem Verein, sondern bei einer neutralen Stelle wie etwa der Wirtschaftsförderung angesiedelt sein.“ Auch SPD-Sprecher Conzelmann erklärt: „Mit der Entscheidung, die Stelle bei der Wirtschaftsförderung anzusiedeln, bin ich vollkommen einverstanden.“

Die Personalkosten werden von der Stadt getragen

Beim Verein Die Altstadt Bad Cannstatt reagiert man gelassen auf den Entschluss des Gemeinderats. „Wir kennen das Konzept noch nicht genau“, sagt Dirk Strohm. Die Entscheidung, die Stelle an die Wirtschaftsförderung anzuschließen, sei aber „nicht verkehrt“. Laut Strohm kommt es nun darauf an, wie viel Arbeitszeit der Stadtteilmanager für Bad Cannstatt zur Verfügung hat. Eine Verbesserung sei es aber auf jeden Fall. „Bisher hatten wir ja gar nichts“, sagt Strohm.

Die Leiterin der Wirtschaftsförderung betont unterdessen, dass Bad Cannstatt „auf keinen Fall“ der Verlierer dieser Entwicklung sei. Die Bezirke würden voneinander profitieren. „Ein Kirchturmdenken können wir uns nicht leisten“, sagt Aufrecht. Wann der Stadtteilmanager seine Arbeit aufnimmt, kann sie nicht sagen. Zunächst müsse das Regierungspräsidium den Doppelhaushalt genehmigen. Erst danach könne der Posten besetzt werden. Sicher sei aber, dass die Personalkosten von der Stadt und die Veranstaltungen vor Ort von den Vereinen finanziert würden.