In der Berghütte einkehren und die Skier im Auge behalten ist nicht immer möglich. Foto:  

Skier sind stark im Preis gestiegen – und zunehmend im Fokus von Dieben. Immerhin gibt es für Urlauber Möglichkeiten, sich abzusichern.

Am Faschingsmontag liefen die Skier der Marke Dynastar, ein Speed-Modell zum Neupreis von gut 1000 Euro, noch wie an der Schnur gezogen. Am Dienstag waren sie verschwunden, gestohlen von einem Unbekannten. Bernhard Rupp aus Böblingen (Name geändert) war mit Ehefrau und Sohn zur Mittagszeit in einer Hütte im Südtiroler Skigebiet Obereggen eingekehrt, hatte die Skier draußen wie Hunderte andere an einem der Holzständer abgestellt. Auf Videoaufnahmen, die Rupp später, als er Anzeige bei der Polizei gestellt hatte, ansehen konnte, war ein Mann mit blauer Jacke und roter Hose zu erkennen, der die teuren Bretter kurzerhand schulterte und davontrug. Der Bestohlene sagt, er sei sicher, von diesem Unbekannten noch kurz nach Betreten des Hüttenrestaurants beobachtet worden zu sein.

Der Diebstahl im Ausland ist kein Einzelfall. Laut dem österreichischen Bundeskriminalamt sind 2022 in Österreich, dem europäischen Wintersportland Nummer eins, rund 2500 Anzeigen wegen gestohlener Skier, Snowboards und Stöcken registriert worden, gut die Hälfte davon im Bundesland Tirol. Die Tendenz sei steigend, heißt es. Tatort Nummer eins: Abstellplätze „vor Liften und Almhütten“.

Hersteller geben sich unbeteiligt

Dass die Diebstähle häufiger werden, könnte auch mit den stark gestiegenen Preisen für Skier mit Start der noch laufenden Wintersaison zusammenhängen. Die tendenziell lange geltende Grenze von 1000 Euro für höherwertige Paare mit Titaneinlagen oder Carbonverstärkungen ist inzwischen markenübergreifend gerissen worden. Skihändler bestätigen das. So steigt mutmaßlich auch der Profit der Diebe beim Weiterverkauf bei Onlineplattformen oder auf Basaren.

Skihersteller haben offenbar wenig Interesse an der Verhinderung solcher Diebstähle, werksseitige Angebote zur Montage von GPS-Trackern oder Ortungschips an den Skiern zum Beispiel fehlen. Fragen unserer Zeitung dazu lassen mehrere große Firmen schlicht unbeantwortet. Der in Deutschland produzierende Hersteller Völkl teilt immerhin mit, man könne zum Thema „leider keine Auskunft geben, weil uns diesbezüglich jegliche Informationen, Erfahrungswerte etc. fehlen“. Am besten, wird geraten, solle man seine Skier an der Hütte „immer im Blick haben“, das mache „jeder Mensch, dem was an seinem Material liegt, eh schon“. Wer also beklaut wird, soll das offensichtlich heißen, hat mindestens eine Mitschuld.

Versicherungen sind oft unrentabel

Die Hausratversicherung springt bei Skidiebstählen während des Urlaubs in der Regel nicht ein, weil sie einfache Diebstähle außerhalb des eigenen Zuhauses nicht abdeckt. Der Berliner Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft empfiehlt, bei Versicherern vor Urlaubsantritt eine spezielle Geräteversicherung für Wintersportartikel abzuschließen. Praktiker geben aber zu bedenken, dass solche Pakete oft teuer und mit einer Staffelung der Neuwertentschädigung verbunden sind – oder sogar mit einem Zahlungsausschluss, sofern Skier und Snowboards unbeaufsichtigt waren. Aber nur wenige Hütten in Skigebieten bieten derzeit spezielle Skisafes für die Zeit während der Einkehr an.

Der womöglich wirksamste Tipp zur Vorbeugung kommt von den österreichischen Polizeibehörden. Skier, schreibt das BKA in Wien, sollten „nach Möglichkeit nicht paarweise, sondern voneinander getrennt“ abgestellt werden. Praktiker empfehlen dazu, innerhalb von Gruppen oder Paaren einzelne Skier vor der Hütte auszutauschen. Snowboards, so ein weiterer Behördenrat, „sollten mit einem Stahlkabel (Fahrradschloss) an einem feststehenden Gegenstand (Skiständer, Geländer) gesichert werden“. Empfohlen wird auch, „Wintersportgeräte zu kennzeichnen“.

Nur selten werden Täter gefasst

Denn zuweilen, wenn auch selten, können Täter doch gefasst, kann Diebesware sichergestellt werden. Dann sollten Bestohlene über eine Rechnung, Seriennummer oder eine Markierung nachweisen können, dass sie Anspruch auf Aushändigung haben.

So wie in Südtirol am Ende der zurückliegenden Faschingswoche. Im Skigebiet Passo San Pellegrino im Fassatal, rund eine Autostunde von Obereggen entfernt, fasste die italienische Polizei laut der Nachrichtenagentur Ansa „zwei junge italienische Touristen“. Das Diebespärchen war auf mehreren Videoaufnahmen zu sehen, bei gezielten Zugangskontrollen an den Liften konnten Polizisten das Duo festnehmen. Zu dem Zeitpunkt hatten sie neun Paar gestohlene Skier im Depot ihres eigenen Urlaubshotel untergebracht, heißt es. Bedauerlich für den Familienvater Rupp: Seine wertvollen Bretter waren nicht dabei.