Seit September ist Park & Control für den Leinfeldener Parkplatz zuständig. Foto: Rüdiger Ott

Im April war bei einem Einkaufszentrum in Leinfelden-Echterdingen der Teufel los. Etliche Kunden ärgerten sich über Knöllchen am Auto. Eigentlich hatten sich die Wogen geglättet – bis jetzt einige Kunden überraschende Post erhalten haben.

Leinfelden - Eine böse Überraschung war das, als Jan Roscher vor ein paar Tagen den Briefkasten geleert hat. In einem Kuvert steckte die Mahnung eines Inkasso-Büros. 49,90 Euro werden verlangt – wegen einer Sache, die er vor einem halben Jahr abgehakt hatte: Er hatte am 7. April beim Einkaufszentrum an der Adlerstraße in Leinfelden geparkt. Kurz zuvor war dort die Pflicht zur Parkscheibe eingeführt worden. Gratis parken – für zwei Stunden – kann seither nur, wer eine Parkscheibe aufs Armaturenbrett legt.

Etliche Kunden hat es damals kalt erwischt. Sie haben die neue Regel zunächst nicht bemerkt und ärgerten sich nach dem Einkauf über ein Knöllchen hinter dem Scheibenwischer. Verteilt von Mitarbeitern der Firma Park Security. Das schlug Wellen in Leinfelden, Kunden fühlten sich abgezockt, kritisierten eine rigide Vorgehensweise der Parkwächter.

Es gibt offenbar weitere Betroffene

Jan Roscher ist damals mit seinem Knöllchen direkt zur Information des Edeka-Marktes gegangen, erzählt er. Dort hatte er zuvor eingekauft. Das Knöllchen wurde kopiert und man gab Roscher zur Auskunft, dass der Fall für ihn erledigt sei, man kümmere sich um die Angelegenheit. Das glaubte Roscher auch, bis ihm jetzt der Mahnbescheid ins Haus flatterte. Auch den hat er inzwischen zu Edeka gebracht. Bei Edeka hätten sich weitere Kunden mit demselben Problem gemeldet, erzählt Roscher. Das bestätigt der Marktleiter. Auch er zeigt sich verwundert über die Mahnungen, und bekommt nun den Kundenfrust zu spüren.

Die anhaltenden Kundenklagen hatten wohl zur Folge, dass Park Security auf dem privaten Parkplatz keine Strafzettel mehr verteilte. Seit September heißt der neue Betreiber Park & Control. Die Firma überwacht beispielsweise auch den Ladenparkplatz in Echterdingen an der Ulmer Straße und verdient ihr Geld mit den Knöllchen, die sie verteilt. Park Security – hinter der die POD GmbH steht – zu kündigen, „dazu haben wir uns schon frühzeitig entschieden“, sagt Andreas Kalckbrenner, Mitarbeiter der Firma Nanz, der das Grundstück in Leinfelden gehört. Der Hauptmieter – ohne den Namen zu nennen – habe sich eine Lösung für den Parkplatz gewünscht, zu viele Fremdparker würden Kunden die Stellplätze wegnehmen. Deshalb habe Nanz die Firma Park Security engagiert. „Doch mit POD hatten wir den falschen Partner.“

Anders klingt dies von einem Mitarbeiter von Park Security. „Wir wollten beiderseitig nicht verlängern, es gibt dort keine Falschparker mehr. Es hat sich rechnerisch nicht mehr für uns gelohnt.“ Dass Kunden erst nach einem halben Jahr Mahnungen bekommen, habe einen einfachen Grund, erklärt der Mann, der seinen Namen nicht nennen will. „Wir haben von einem Inkasso-Büro zu einem anderen gewechselt.“ Korrekt seien die Forderungen, sie hätten erst nach einer vereinbarten Übergangszeit angefangen, Strafzettel auszustellen.

Es habe sich rechnerisch nicht mehr gelohnt

Die Schonfrist dauerte vom 15. bis zum 31. März. In den zwei Wochen verteilten die Parkwächter Flyer, um die Kunden zu informieren. Dafür hat die Firma Nanz bezahlt. „Scharf gestellt“, wie Kalckbrenner sagt, wurde am 1. April. Von da an arbeitete Park Security auf eigene Rechnung. Das war die Zeit, in der ein Proteststurm losbrach. Nanz habe den Partner gebeten, „Kundenfreundlichkeit in Form von einem freundlichen Umgang und auch einer Kulanz gegenüber den Kunden an den Tag zu legen“, sagt Kalckbrenner. „Versprochen wurde uns dies, gehalten jedoch nicht.“ Und: „Es besteht rechtlich keine Möglichkeit, den Dienstleister zur Stornierung eines Tickets zu verpflichten.“ Heißt: Alle Strafzettel, die seit dem 1. April verteilt wurden, gelten. Auch der von Jan Roscher. Bleiben er und alle anderen, die jüngst Post vom Inkasso-Büro erhalten haben, auf den Kosten sitzen? Auch wenn das Vorgehen nicht freundlich war, zu beanstanden ist es laut Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale nicht. Das sei rechtens auf einem Privatparkplatz. Im Leinfeldener Fall sieht er womöglich Edeka in der Pflicht. Der Supermarkt habe Kunden offenbar versprochen, sich zu kümmern.

Allgemein rät der Verbraucherschützer: Wer von einem Mahnschreiben überrascht wurde, sollte schriftlich Widerspruch einlegen. Zudem sollte der Fall erläutert werden. Hilft das nicht und strebt das Inkasso-Büro eine Vollstreckung an, sollte der Druck auf Edeka erhöht werden. Gegen den Vollstreckungsbescheid sollte Einspruch eingelegt werden, der nächste Schritt wäre eine Klage von Park Security. Der Fall würde vor Gericht landen.