Die Inzidenz steigt in Stuttgart weiter. Inzwischen aber nehmen die Meldungen von positiven Testergebnissen aus den Laboren ab. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die Inzidenz hat am Mittwoch einen Rekordwert erreicht. Das Gesundheitsamt schätzt den Wert sogar noch höher: bei etwa 1900 Fällen. Auffällig sind die vielen Reinfektionen.

Stuttgart - Der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts gehört in der Pandemie schon aus beruflichen Gründen zum Team Vorsicht. Jetzt aber wagt auch Stefan Ehehalt einen positiven Ausblick: Die Kennzahlen zeigten auch in Stuttgart eine Entspannung der Lage an, so Ehehalt. „Es geht in die richtige Richtung.“

Das ist auf den ersten Blick verwunderlich, schließlich meldete das Landesgesundheitsamt am Mittwoch, also am gleichen Tag, für Stuttgart 2286 Neuinfektionen und eine Inzidenz von 1654,9 Fällen pro 100 000 Einwohner, so viele wie noch nie. Allerdings muss man dazu wissen, dass sich in diesen Werten zum Teil noch nachgemeldete Fälle verbergen, die wegen eines Bearbeitungsstaus erst jetzt in die Statistik eingehen.

Weniger Meldungen der Labore

Es sei aber gelungen, sagt Stefan Ehehalt, den Meldeverzug abzubauen und die gemeldete Inzidenz „deutlich näher an das tatsächliche Niveau zu bringen“. Dennoch geht der Amtsleiter davon aus, dass aufgrund der noch zu bearbeitenden Fallmeldungen die Inzidenz wohl „aktuell mit rund 1900 Fällen noch etwas höher liegt“.

Ohne diese Kenntnis wäre nicht zu erklären, dass Stefan Ehehalt nun auch in Stuttgart eine „abnehmende Dynamik“ des Infektionsgeschehens feststellt und Anzeichen sieht, „dass der Scheitelpunkt der fünften Welle überschritten ist“. Bemerkenswert sei jedenfalls, dass die Stadt jetzt „weniger Meldungen aus den Laboren erreichen als in den beiden Wochen zuvor“.

Aktuell sehr viele Reinfektionen

Allerdings zeige die Statistik derzeit „eine Zunahme der Reinfektionen“. So seien seit Beginn der Pandemie rund 1500 Genesene mit einem erneut positiven Testergebnis festgestellt worden, so der Amtsleiter, „mehr als 1000 allein in den letzten sechs Wochen“. Gemessen an der erfassten Gesamtfallzahl, befinde sich die Zahl aber „noch auf einem niedrigen Niveau“. Dennoch appelliert Stefan Ehehalt an die Menschen, sich nicht nur impfen und boostern zu lassen, sondern auch weiter Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, Masken zu tragen und die Zahl der Sozialkontakte in einem überschaubaren Rahmen zu halten.

Brief an rund 133 000 Einwohner

Auch Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) wendet sich mit einem Impfappell an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Von Donnerstag an werden insgesamt rund 133 000 Briefe an Menschen über 60 Jahre verschickt. Darin empfiehlt der OB diesen, „sich gegen Covid-19 impfen zu lassen“. Das Risiko für schwere Krankheitsverläufe durch eine Infektion mit dem Coronavirus steige mit dem Alter deutlich. So profitierten ältere Menschen besonders vom Impfschutz. Diese sollten aber „auf einen vollständigen Impfschutz achten“, um sich so „vor schweren Verläufen zu schützen“, so Nopper. Allen, die sich bereits für eine Impfung entschieden hätten, „danken wir für diesen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung in unserer Stadt“.

Zusätzliche Telefonnummer der Corona-Hotline

Im Gemeinderat wurde zuvor von mehreren Fraktionen gefordert, dass der OB einen solchen Brief schreiben solle. Zuletzt gab es aber Kritik der Fraktionen von SPD und des Linksbündnisses, weil das Schreiben nur an die Menschen im Alter über 60 verschickt wird.

Um der großen Nachfrage nach Informationen in der gegenwärtigen Lage der Pandemie nachkommen zu können, schaltet die Stadt für das Bürgertelefon von Donnerstag an eine weitere Servicenummer zur verbesserten persönlichen Beratung. Fragen rund um das Thema Corona werden nun von Montag bis Donnerstag über die Hotline von 9 bis 16 Uhr und am Freitag von 9 bis 12.30 Uhr unter den Nummern 07 11/2 16-8 86 88 und 07 11/ 2 16-8 88 88 beantwortet. Viele Informationen bietet die Stadt auch im Internet unter der Adresse https://coronavirus.stuttgart.de/.