Schützt vor Knöllchen: Die neue Parksanduhr in Kirchheim unter Teck Foto: Leif Piechowski

Mal kurz zum Bäcker oder zur Bank – und schon klebt ein Strafzettel hinterm Scheibenwischer. Viele Städte haben deshalb Kurzzeit-Parkmodelle entwickelt. Das jüngste in Kirchheim unter Teck stößt auf Zustimmung bei den Bürgern und Interesse bei Nachbarn, Funk und Fernsehen.

Mal kurz zum Bäcker oder zur Bank – und schon klebt ein Strafzettel hinterm Scheibenwischer. Viele Städte haben deshalb Kurzzeit-Parkmodelle entwickelt. Das jüngste in Kirchheim unter Teck stößt auf Zustimmung bei den Bürgern und Interesse bei Nachbarn, Funk und Fernsehen.

Kirchheim unter Teck - Leise rieselt der Sand – in Kirchheim kann man das jetzt immer öfter beobachten. Denn an immer mehr Scheiben am Fahrersitz von Autos sind neuerdings Sanduhren mit zwei Saugnäpfen angedockt. Im Innern rieselt es. Genau acht Minuten braucht der Sand, um vom oberen ins untere Oval zu gelangen. Dann ist Schluss – spätestens jetzt muss der Wagen wieder gestartet werden.

Kirchheim hat vermutlich als erste Stadt im Land die Parksanduhr eingeführt – lediglich Bruchsal verfolgt mit der Sanduhr Sandy ein ähnliches System. Genau genommen war es der Bund der Selbstständigen (BdS), der auf die ungewöhnliche Idee kam. Denn in den Läden beklagten sich immer wieder Kunden, schon beim kurzen Sprung in ein Geschäft ein Knöllchen kassiert zu haben. Letztlich lässt sich nun nicht mehr nachweisen, wie kurz oder lange diese Kunden tatsächlich auf einem öffentlichen Stellplatz geparkt haben, ohne zu bezahlen. Der BdS jedenfalls wollte keine Kunden verlieren und dachte sich das System Parksanduhr aus.

In Kooperation mit der Stadt und der Handelsgemeinschaft City-Ring wurden 10 000 Stück für 10 000 Euro geordert, 6000 davon hat der BdS gekauft und an Kunden verschenkt. Den Rest vertreibt die Stadt für zwei Euro das Stück, 600 wurden verkauft.

„Die Resonanz ist ausgesprochen positiv“, sagt Jürgen Schröter, Sachgebietsleiter Öffentlichkeitsarbeit der Stadt. Das beziehe sich sowohl auf Kunden in der Innenstadt als auch auf den Vollzug. „Es gibt keine Diskussionen mehr“, sagt Schröter. Denn die Uhr legitimiert den Autofahrer eindeutig, ohne Parkschein zu parken. Hintergrund der Aktion sei ja vor allem, dass oft der Weg zum Parkscheinautomaten fast ebenso weit sei wie zum angepeilten Geschäft. Wenn dann noch Ebbe im Kleingeldfach des Portemonnaies sei, gerate der Kunde in eine missliche Situation.

Nicht dokumentiert worden sei allerdings bisher, so Schröter, ob die Uhr zum Schummeln einlädt und es Autofahrer gibt, die die Parksanduhr nach acht Minuten einfach umdrehen und dann vielleicht noch mal . . . Der Vollzugsdienst jedenfalls sei tolerant, sobald an der Scheibe eine Parksanduhr klebe. Wird es allerdings offensichtlich, dass jemand versucht, das System auszutricksen, gibt es doch wieder Knöllchen – das müsse klar sein. Gültig ist die Parksanduhr auf allen oberirdischen Parkplätzen in der Kirchheimer Innenstadt. Ausdrücklich verboten bleibt das Parken auf Flächen, auf denen nach der Straßenverkehrsordnung das Parken untersagt ist.

Nachdem die Sanduhr nun ein gutes halbes Jahr im Einsatz ist und ihre Bewährungsprobe bestanden hat, melden sich Medien, Fernseh- und Radiosender bis aus Oldenburg in Kirchheim. Selbst das ZDF fand die Parksanduhr interessant genug für einen Beitrag im „Mittagsmagazin“.

Zu unerwarteten Ehren hat die Aktion auch den Kirchheimer BdS geführt. Dessen Landesverband fand die Idee eines „freundlichen Empfangs statt kleinlicher Verbote“ jetzt so sympathisch, dass er dafür den Best- Practice-Preis verlieh. Dies wiederum spornte die „Macher“ in Kirchheim zu weiteren Höhenflügen an: Bald soll für Mobiltelefone eine App erscheinen, auf der es nach sieben Minuten klingelt: ein Hinweis, dass es nun höchste Zeit ist, die Brötchentüte zu schnappen und sich auf den Rückweg zum Wagen zu machen.