Präsentiert gute Zahlen: Michael Kaschke, Vorstandschef der Carl Zeiss AG Foto: dpa

Der Optikkonzern ist auf Wachstumskurs, der vor allem von der Halbleiter- und Medizintechnik getrieben ist. Dies schafft auch im neuen Geschäftsjahr Jobs im Inland.

Oberkochen - Der Auftragseingang hat die Sechs-Milliarden-Euro-Grenze bereits überschritten und beim Umsatz ist sie „in greifbarer Nähe“, freut sich Michael Kaschke, Vorstandschef der Carl Zeiss AG. Der Optikkonzern aus Oberkochen steuert derzeit auf Erfolgskurs – trotz Handelshemmnissen und schwieriger Lage auf den Weltmärkten. Mit Investitionen und Innovationen soll die Widerstandsfähigkeit der Zeiss-Gruppe weiter gestärkt werden. „Auch wenn andere zurückfahren, bleiben wir im Vorwärtsgang“, sagt der Zeiss-Chef und will erneut besser abschneiden als die Märkte.

Rund 500 neue Jobs im Inland geplant

Im vergangenen Geschäftsjahr 2017/18, das am 30. September zu Ende ging, haben die Mitarbeiter bereits von der guten Entwicklung profitiert. Für die Zeiss-Tarifbeschäftigten im Inland gab es bis zu 2400 Euro Erfolgsbonus, auch im Ausland gab es länderspezifische Gewinnbeteiligungen. Auch ist die Zahl der Mitarbeiter weltweit gestiegen – um rund neun Prozent auf mehr als 29 300. Allein in Deutschland, wo über 12 000 Beschäftigte bei Zeiss arbeiten, kamen mehr als 700 Mitarbeiter dazu. In diesem Jahr sollen im Inland erneut rund 500 Mitarbeiter dazukommen, denn das Geschäft floriert.

Größter Wachstumstreiber mit einem Umsatzplus von 26 Prozent ist die Halbleitertechnik, also das Geschäft mit Anlagen für die Produktion von Mikrochips, die Gegenstände und Geräte miteinander kommunizieren lassen – was letztlich fürs autonome Fahren, für Chirurgierobotern oder beispielsweise die intelligenten Fabrik (Industrie 4.0) entscheidend ist. Hier kann Zeiss – auch dank des Partners ASML, einem der weltweit führenden Ausrüster von Chipfabriken – mit einer neuen Technologie punkten: EUV-Lithografie. Damit lassen sich noch leistungsfähigere, energieeffizientere und günstigere Chips herstellen. „Wir profitieren von den Kapazitätserweiterungen fast aller Chiphersteller“, sagt Kaschke. Alle Halbleiterhersteller führten die Technologie ein, freut er sich mit Blick auf eine gut gefüllte Auftragspipeline. Und die Miniaturisierung von Halbleiterstrukturen geht weiter, man arbeitet bereits an der Folgetechnologie – sie trägt den Namen High-NA EUV –, die fast an die Grenze des physikalisch Machbaren gehe, wie Kaschke sagt.

Wechselkurseffekte kosten Umsatz und Ergebnis

Gut lief es auch in der Medizintechnik (plus acht Prozent), wo Megatrends wie demografische Entwicklung und Bevölkerungswachstum auch künftige Treiber sind. Insgesamt zeigt sich Kaschke mit allen vier Sparten zufrieden. Die stabile Nachfrage nach Messtechnik vor allem aus der Automobilindustrie federte die schwächere Entwicklung im Mikroskopiegeschäft ab. Am schwächsten entwickelte sich das Konsumgeschäft, zu dem Brillen- und Ferngläser sowie Objektive zählen. Bedingt durch die allgemeine negative Marktentwicklung der Fotografie lag das Geschäft mit Fotoobjektiven hinter den Erwartungen. Die Neuausrichtung läuft bereits.

Insgesamt ist der Zeiss-Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um neun Prozent auf 5,8 Milliarden Euro gestiegen. Währungsbereinigt war es ein Plus von zwölf Prozent. „Die Währung hat gegen uns gespielt“, fasst es der seit Oktober neu amtierende Finanzchef Christian Müller zusammen. Das hat sich auch beim Ergebnis bemerkbar gemacht. Unterm Strich ist der Gewinn um rund fünf Prozent auf 535 Millionen Euro zurückgegangen. Das operative Ergebnis (Ebit) lag bei 772 Millionen Euro. Durch die Wechselkurseffekte seien rund 60 Millionen Euro zu verkraften gewesen, so der Finanzchef.

Zeiss macht rund 90 Prozent des Umsatzes im Ausland. Mehr als 700 Millionen Euro und ein Wachstum von gut 20 Prozent sind es mittlerweile in China. Das Reich der Mitte ist nach den USA wichtigster Exportmarkt und hat auch Deutschland hinter sich gelassen. Überhaupt: Ohne Schwellenländer wäre die Wachstumsdynamik von Zeiss nicht zu halten, sagt Kaschke. Deshalb soll dort weiter investiert werden. Auch denkt man an weitere Zukäufe. Zeiss hat dieses Jahr etwa Bosello, einen italienischen Röntgenanbieter, und den Softwarespezialisten Guardus gekauft.