Land unter herrschte 2011 in einigen Orten des Oberen Murrtals. Foto: dpa

In der Gemeinde Oppenweiler sind in den vergangenen Jahren mehr als zehn Millionen Euro in den innerörtlichen Hochwasserschutz investiert worden. Nun soll ein überörtliches Rückhaltebecken folgen – und die lang ersehnte Ortsumfahrung.

Mit tosendem Rauschen spritzt ein mächtiger Schwall Wasser in den Rohrbach. Jeweils 1800 Liter können die drei Pumpen pro Sekunde verarbeiten. Jetzt ist es nur eine Demonstration, im Falle eines Hochwassers aber soll die Anlage einem Rückstau in die Kanalisation entgegen wirken und eine Überflutung durch Siedlungswasser verhindern.

Mit der Inbetriebnahme ihres fünften Entlastungspumpwerks am Rande des Schlossgartens hat die Gemeinde Oppenweiler am Freitag im Beisein des Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl die Fertigstellung ihres vorerst letzten Bausteins für den innerörtlichen Hochwasserschutz gefeiert. Der Bürgermeister Sascha Reber sprach von einem „Meilenstein zur Sicherung unserer Bevölkerung und der Betriebe in der Nähe der Murr“.

Anlass war die Hochwasserkatastrophe 2011

Schon 2012 hatte die Kommune mit dem Bau von Dämmen und Mauern, Hochwasserabsperrschiebern und mit der Einrichtung mobiler Dammsysteme begonnen. Insgesamt wurden 4,2 Millionen Euro investiert. Ein Jahr später folgte der Baustart für die letztlich fünf Pumpwerke entlang der Murr bis zum Ortsteil Zell. Dafür wurden, inklusive einer lückenlosen Notstromversorgung, noch einmal 6,5 Millionen Euro in die Hand genommen. Jeweils 70 Prozent der Kosten steuerte das Land bei.

Den Ausschlag für die Maßnahmen hatte ein verheerendes Hochwasser im Jahr 2011 gegeben. Damals hatten Wassermassen in Oppenweiler Straßen, Wohngebiete und Betriebe überflutet und dabei Millionenschäden hinterlassen. Auch andere Murranreiner und die Altstadt von Backnang waren stark betroffen.

Mit der Fertigstellung der Pumpwerke sei man indes noch nicht am Ende aller Bemühungen. Die Gemeinde werde weiter an der Sicherung der Seitengewässer arbeiten müssen, betonte Reber. Zudem gelte es für die im Wasserverband Murrtal zusammengeschlossenen Kommunen jetzt, den überörtlichen Hochwasserschutz anzugehen. Insgesamt sollen im Oberen Murrtal fünf Rückhaltebecken gebaut werden. Das größte ist vor Oppenweiler, nahe dem Ortsteil Reichenbach geplant.

Einigung mit Wasserkraftwerksbesitzer in Sicht

Dagegen hatte es in der Vergangenheit erheblichen Widerstand gegeben, insbesondere von dem Betreiber eines Wasserkraftwerks an der örtlichen Rüfelensmühle. Mit diesem habe sich der Wasserverband nun vor wenigen Tagen geeinigt. Reber kündigte an, dass noch in diesem Jahr ein öffentlich-rechtlicher Vertrag abgeschlossen werden könne, wenn der Gemeinderat diesem in seiner Sitzung am 24. November zustimme. Man erwarte dann im ersten Quartal des kommenden Jahres den erforderlichen öffentlichen Erörterungstermin beim Landratsamt und die anschließende Planfeststellung, sodass mit dem Bau des Beckens begonnen werden könne.

Und dann, so Reber an den Regierungspräsidenten gewandt, könne auch das Bebauungsplanverfahren für die „längst überfällige“ B-14-Ortsumfahrung zügig eingeleitet werden. Dies sei der Gemeinde im Sommer schließlich unter der Auflage, erst die Hochwasserbeckenplanung abzuschließen, versprochen worden. Schmalzl wiederum spielte den Ball weiter. Im Land sei durchaus das Bewusstsein entwickelt worden, dass Oppenweiler nun endlich an der Reihe sei. „Bei 43,5 Millionen Euro Baukosten wird aber in Berlin noch viel Überzeugungsarbeit nötig sein.“