Erin Caves und Christiane Iven in „Tristan und Isolde“ Foto: A.T. Schaefer

Zwei großen neue Werken, Mark Andres „Wunderzaichen“ und Richard Ayres’ „Peter Pan“, dazu zwei Wagner-Opern und etliche wietere aufwendige Inszenierungen: Die Spielzeit 2013/14 war für die Oper Stuttgart ein Kraftakt.

Stuttgart - Mit zwei großen neuen Werken für das Musiktheater, Mark Andres „Wunderzaichen“ und Richard Ayres’ „Peter Pan“, mit zwei Wagner-Opern, nämlich der Wiederaufnahme des „Siegfried“ und der Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“, hätte die Oper Stuttgart in der Spielzeit 2013/14 allein schon alle Hände voll zu tun gehabt. Sie brachte aber außerdem noch Verdis „Falstaff“ und Puccinis „La Bohème“ neu heraus, hielt neuere wie ältere Stücke wie Rossinis „La Cenerentola“, Mozarts „Don Giovanni“, Edison Denisovs „Schaum der Tage“, Verdis „Nabucco“ und „La Traviata“, Berlioz’ „Fausts Verdammnis“, Mozarts „Zauberflöte“, Verdis „La Traviata“, Strauss’ „Ariadne“, Tschaikowskys „Eugen Onegin“, Bellinis „Nachtwandlerin“, Bachs „Actus tragicus“, Puccinis „Tosca“ sowie Glucks „Orpheus und Eurydike“ und „Iphigenie in Aulis“ teils in neuen Besetzungen lebendig. Ein immenser Kraftakt – vor allem angesichts der Akribie, mit der das Alte immer wieder frisch aufpoliert und teilweise neu erarbeitet wurde.

Dass das künstlerische Ergebnis bei den Neuproduktionen das Niveau der vorangegangenen zwei Jossi-Wieler-Spielzeiten nicht ganz erreichte, lag unter anderem an den Fragen, die Andrea Moses’ wie immer quirlige und eminent ideenpralle Inszenierungen von „Falstaff“ und „La Bohème“ offen ließen. Dabei funktionierte der „Falstaff“ dank spielfreudiger Sänger und dank Sylvain Cambreling am Pult als hübsche Spieloper, und in „La Bohème“ erlaubte sich Moses einen bitteren Blick auf den Künstler 2.1., der sich und sein Werk permanent im Internet selbst inszeniert. Das griff ans Herz – und lief doch in der Überfülle von Details manchmal auch ins Leere. Atalla Ayan und Pumeza Matshikiza überzeugten als Rodolfo und Mimì, Albert Dohmen als Falstaff.

„Peter Pan“ krankte an sich selbst: Richard Ayres’ Oper bleibt freundlich-dekorativ und verhält sich allzu naiv gegenüber der hintergründigen Romanvorlage. Deshalb wirkt das Stück fast wie ein Musical, ist aber gut gearbeitet und von Frank Hilbrich fantasie- und liebevoll inszeniert.

Von ganz anderem Kaliber ist „Wunderzaichen“. Man darf bezweifeln, dass Mark Andres leises, ungemein feines und mit viel Elektronik unterfüttertes Hör-Theater wirklich Oper sein will, aber Jossi Wieler und Sergio Morabito tun mit Bildern, die zwischen Traum und Wirklichkeit zu schweben scheinen, immerhin alles, um das Gegenteil zu beweisen. Wunder und Zeichen will das Stück sein, und das ist es auch – hoffen wir, dass es noch einmal in Stuttgart zu erleben sein wird.

Mit „Tristan und Isolde“ stand eine Oper mit herrlichen, schwierigen Längen am Ende der Saison. Wieler und Morabito machten in Bert Neumanns schönem Bühnenbild aus den Personen Charaktere, gaben aber auch manchem Reflex zur Ironisierung mit nicht durchgehend zwingenden Ergebnissen nach. Christiane Iven überschritt Grenzen, und gerade das war stark. Cambreling am Pult hielt auch weite Bögen zusammen. Dieser „Tristan“ lohnt weitere Begegnungen. Man darf sich auf die nächste Spielzeit freuen.