Fürstlicher Besuch: Albert in Sotschi Foto:  

Wer es in Sotschi bis zum Langlauf-Stadion schafft, bekommt ein Lob von den Organisatoren. Das tut verdammt gut.

Sotschi - Normalerweise setzt die Phase der Verwirrung bei Olympischen Spielen erst gegen Mitte der zweiten Woche ein. Hier in Sotschi und den Bergen des Kaukasus scheint es irgendwie ein bisschen anders zu sein. Vorgestern zum Beispiel, da kam ein Kollege mit amerikanischem Akzent zum Kollegen mit schweizerischem Akzent und fragte: „Ab wann darf man in der Schweiz Bier trinken?“

Der eidgenössische Kollege legte die Stirn in Falten, überlegte eine Weile – dann kam er drauf: „Ab morgens, wenn die Gaststätte am Bahnhof öffnet.“ Der Fragesteller wollte eigentlich eine Altersangabe.

Warum er die wollte, wissen wir nicht. Aber tatsächlich haben auch wir uns bereits einige Fragen gestellt, die mit einem Kaltgetränk am späten Feierabend zu tun haben. Zum Beispiel: Warum wollen die hier für 0,33 Liter eines amerikanischen Gebräus gute zehn Euro haben? Oder: Wie ist das eigentlich mit Marta?

Sie werden nun vielleicht sagen, dass Sie keine Marta kennen. Wir auch nicht, dabei hätten wir sie gerne kennengelernt, kürzlich bei unserem Ausflug nach Sotschi-Stadtmitte. Da entdeckten wir nämlich erst einen Sonnenschirm mit der Aufschrift „Biergarten“ und dann noch einen Schriftzug an der dazugehörenden Hauswand – mit folgenden Sätzen in altdeutscher Schrift: „Das Leben, wie es ist, kann nur mit Bier akzeptiert werden.“ Und: „Nichts kann das Herz so gut erwärmen wie ein kaltes Bier.“ Wir sind dann rein ins Bierhaus und wollten mit Marta sprechen. Aber Marta erwies sich als russischer Gastronom, der zudem durch Abwesenheit glänzte. Wir sind dann wieder hoch in die Berge.

Dort hatten wir zu Beginn unseres Aufenthalts ja das eine oder andere Problem in Sachen Unterkunft zu bewältigen. Nun, eine Woche nach der Ankunft, können wir sagen: So langsam läuft’s. Der Fernseher funktioniert, wir haben Seife bekommen, das Frühstück ist echt in Ordnung und der türkische Hotelangestellte hat uns auch schon mit der Geschichte über seine Schulzeit in Darmstadt unterhalten. Das Hahnenwasser schimmert zwar immer noch ein wenig goldgelb, aber alle zwei Tage kommt jemand, der uns nicht nur neue Handtücher bringt, sondern sich neuerdings auch um unsere Versorgung mit Frischluft sorgt. Als wir gestern Abend gegen Mitternacht ins Apartment gekommen sind, stand das Fenster sperrangelweit offen. Gut, sonderlich kalt ist es ja nicht.

Wir sehen deshalb locker darüber hinweg, schließlich haben wir am Wochenende ja auch endlich die Anerkennung bekommen, die wir uns schon vergangene Woche nach unserem Rezeptions-Marathon gewünscht hatten. Zum einen haben wir bei der Abfahrt der Herren den monegassischen Fürsten Albert und seine bezaubernde Frau Charlène (eine ehemalige Olympia-Teilnehmerin im Schwimmen) getroffen – und uns natürlich eingeredet, dass sie nur wegen uns da waren. Den Abfahrer aus dem Fürstentum namens Arnaud Alessandria, mit dem sich die beiden unterhalten und mit dem sie Fotos gemacht haben, wollen wir an dieser Stelle einfach mal ausblenden.

Und am Tag zuvor hatte uns nach ein bisschen Fußmarsch hinauf zum Langlaufstadion dort ein Schild erwartet, auf dem stand geschrieben: „Wir wissen, Sie hatten eine beschwerliche Reise, und wir sind stolz auf Sie.“ Das ging runter wie Öl.

Wobei uns ein Bier lieber gewesen wäre.