Im September beginnt der Abriss des alten Olgahospitals Foto: Peter Petsch

Die künftige Bebauung im Olga-Areal nimmt Konturen an. Das Olgahospital wird im September abgerissen. Danach bauen im Bereich der Senefelderstraße und der Breitscheidstraße sechs Baugemeinschaften Wohnhäuser mit insgesamt 53 Wohnungen.

Stuttgart - Insgesamt rund 220 Wohnungen sollen in vier Baufeldern auf dem Areal des ehemaligen Olgahospitals zwischen Hasenberg-, Breitscheid-, Senefelder- und Bismarckstraße entstehen. Trotz intensiver Bebauung soll genügend Platz für Spiel- und Freiflächen sowie Bäume geschaffen werden. Drei Baufelder sind bereits an Investoren und Baugenossenschaften übertragen. Auf ihnen entstehen Wohnungen, Gewerbeflächen und Tiefgaragen. Für das Baufeld zwei wurden jetzt sechs Grundstücke an Baugemeinschaften mit den Arbeitsnamen Baulöwen, Max Acht, Baukasten, Go West, Statthaus und Olga 07 vergeben. Baubürgermeister Matthias Hahn stellte am Montag die Entwürfe für die Wohngebäude vor.

Ein Auswahlgremium von Stadtbauexperten aus Stuttgart, Tübingen, Freiburg und Hamburg hat die sechs Entwürfe unter Moderation des Stuttgarter Architekten und Städteplaners Professor Wolfgang Schwinge am 21. und 22. Juli aus 13 Bewerbungen ausgewählt und bewertet. „Wir haben bei der Auswahl Experten konsultiert, die sich mit Stadtplanung, Architektur und Baugemeinschaften auskennen“, sagte Matthias Hahn. Die Auswahl sei einstimmig erfolgt, aber die endgültige Entscheidung treffe der Gemeinderat im Oktober.

Fixpreis für die einzelnen Grundstücke

45 Prozent aller Wohnungen, die auf dem gesamten Areal entstehen, werden von Baugemeinschaften errichtet. Anders als für gewerbliche Nutzer gilt für sie ein Fixpreis für die einzelnen Grundstücke. Alle übrigen Wohnungen sollen von Investoren oder Baugenossenschaften errichtet werden. Aber auch für Letztere gilt eine besondere Regelung: Nicht zwingend der Meistbietende erhält den Zuschlag, sondern derjenige, der das beste Nutzungskonzept vorschlägt.

Die sechs Grundstücke auf Baufeld zwei sind zwischen 367 Quadratmeter und 734 Quadratmeter groß. Ihr Preis variiert zwischen 500 000 und 1,2 Millionen Euro. Die Entwürfe der Baugemeinschaften wurden zu 60 Prozent in städtebaulicher und zu 40 Prozent in sozialer Hinsicht bewertet. Architektonisch sollen sich die Häuser in die im Westen dominierende Gründerzeitarchitektur einfügen, sie sollen aber auch das Stadtviertel durch Spielplätze, Räume für nichtkommerzielle soziale und kulturelle Aktivitäten und durch Gewerbe bereichern.

Zwölf Wohnungen von der Stadt gefördert

„Mit den Baugemeinschaften schaffen wir Wohnraum von Bürgern für Bürger. Der Grundstückspreis entspricht dem Verkehrswert“, sagte Matthias Hahn. Von den 53 Wohnungen würden insgesamt zwölf von der Stadt gefördert, um Menschen Wohneigentum zu ermöglichen, „die auf dem üblichen Wohnungsmarkt nicht ins Eigentum kommen würden“.

Laut Entwurf bauen die Baulöwen ein sechsgeschossiges Gebäude mit zehn Wohnungen und zwei Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Die Größe der zwölf Einheiten variiert zwischen 63 und 127 Quadratmetern. Das Haus liegt an der Ecke der Senefelderstraße und der Breitscheidstraße mit überwiegend in Ziegelbauweise errichteten Gründerzeitbauten. „Die Fassade besteht zur Straßenseite hin deshalb aus Recyclingziegeln. Sie passt sich so dem Umfeld an, ohne die Gründerzeitarchitektur zu kopieren“, sagte Matthias Hahn. Wie alle anderen Häuser auch sei es in energetischer Hinsicht topmodern.

Die Gemeinschaft Baukasten bietet in vier Geschossen zehn Wohnungen zwischen 43 und 156 Quadratmetern. Olga 07 will auf vier Geschossen sechs Wohnungen zwischen 70 und 156 Quadratmetern liefern. Go West baut auf sechs Stockwerken sieben Wohnungen zwischen 43 und 120 Quadratmetern. Max Acht errichtet das vierstöckige Gebäude als Holzsystembau mit elf Wohnungen zwischen 61 und 115 Quadratmetern.

Statthaus baut in sechs Stockwerken neun Wohnungen zwischen 62 und 215 Quadratmetern. Letztere ist keine Luxuswohnung, sondern eine Wohngemeinschaft für demenzkranke Menschen. Damit entspricht Statthaus den Anforderungen der Stadt ans neue Quartier, die Inklusion, also die Eingliederung von Behinderten ins soziale Umfeld, vorschreiben. Insgesamt soll es auf dem Areal zehn Wohnflächen für Behinderte geben.

Gemeinschaftsflächen und eine Espresso-Bar als Treffpunkt für Eltern

Fast alle Baugemeinschaften bieten in ihren Häusern Gemeinschaftsflächen. Max Acht will im Gebäude eine nichtkommerzielle Espresso-Bar einrichten, als Treffpunkt für Eltern der herumtollenden Kinder auf dem benachbarten Spielplatz. Go West als kleinste Baugemeinschaft bietet keinen Gemeinschaftsraum, will sich zum Ausgleich aber ehrenamtlich im benachbarten Familienzentrum engagieren.

„Nach Baubeginn im Sommer 2016 entsteht ein buntes, fröhliches Quartier, in dem Jung und Alt, Begüterte und weniger Begüterte, Behinderte und Nichtbehinderte zusammenleben“, prophezeit Matthias Hahn.