Olena Selenska setzt sich seit Kriegsbeginn dafür ein, dass Landsleute psychologische Hilfe erhalten und Ersthelfer ausgebildet werden. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der Klassiker „1984“ beschreibt eine mit perfekter Überwachung durchorganisierte totalitäre Gesellschaft. Olena Selenska stellt einen Vergleich mit Russland an.

Die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska, sieht in George Orwells Roman „1984“ viele Parallelen zum heutigen Russland. „Es ist ein Beispiel dafür, was heute passiert in Russland“, sagte Selenska am Samstag bei einem Podiumsgespräch auf der Frankfurter Buchmesse.

Der dystopische Klassiker „1984“ beschreibt eine von einer autoritären Staatsmacht mit perfekter Überwachung durchorganisierte totalitäre Gesellschaft. Berühmt wurde der aus dem Roman stammende Slogan „Big brother is watching you“ („Der Große Bruder beobachtet dich“). Das Buch des britischen Autors George Orwell (1903-1950) erschien 1949.

Olena Selenska: „Animalische Aggression“ Russlands

Die 44-jährige ukrainische First Lady sagte mit Blick auf ihr vom Angriffskrieg Russlands erschüttertes Heimatland: „Wir leben nun in einer veränderten Realität.“ Normalerweise seien Bücher ihre Leidenschaft, weil man dabei in eine andere Welt flüchten könne. Aber derzeit könne sie sich angesichts dessen, was in der Ukraine passiere, „durch Bücher nicht ablenken von den Gräueltaten und schrecklichen Dingen“.

Selenska betonte, bei diesem Angriffskrieg Russlands - einer „animalischen Aggression“ - sei alles ganz eindeutig. „Es gibt nur Schwarz und Weiß. Es gibt keine Halbtöne in diesem Krieg“, betonte sie. „Wir kämpfen, wir kämpfen für unser Leben.“

Deutschland könne „bei Waffenlieferungen noch mehr machen“, sagte die First Lady der Ukraine. „Deutschland kann aber stolz darauf sein, dass es mit den bereits gelieferten Raketenabwehrsystemen schon viele Menschenleben gerettet hat“, fügte sie hinzu. Auf die Frage, inwieweit der Kriegszustand inzwischen Alltag sei, sagte sie: „An den Krieg kann man sich nicht gewöhnen.“ Und sie betonte: „Unser Traum ist der Sieg.“

Videobotschaft zur Buchmesse

Selenska setzt sich seit Kriegsbeginn dafür ein, dass Landsleute psychologische Hilfe erhalten und Ersthelfer ausgebildet werden. In dem Gespräch stellte sie auch das von ihr initiierte Buch „The Barrier-Free Handbook“ vor. Es sei ein Buch über barrierefreie Kommunikation und bestimmt für alle Menschen, „die tolerant sein wollen“, etwa gegenüber Menschen, die eine Behinderung oder eine Krankheit hätten.

Früher arbeitete die studierte Bauingenieurin bei ihrer eigenen TV-Produktionsfirma, mit der sie die einstigen Comedy-Formate ihres Mannes umsetzte. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte am Donnerstag in einer Videobotschaft zur Buchmesse gesprochen.