Nach der Verteilung eines Liederbuchs "Lied. Gut." mit einem Wehrmachtstext steht die baden-württembergische CDU in der Kritik.

"Wo man singt, da lass' dich ruhig nieder,böse Menschen haben keine Lieder"

Der bekannte Reim des Reiseschriftstellers Johann Gottfried Seume schmückt ein neues Werbemittel der CDU - ein Liederbuch mit dem knappen Titel: "Lied. Gut."

Das Büchlein, herausgegeben von CDU-Landeschef Günther Oettinger und Generalsekretär Thomas Strobl, verspricht "Volkslieder und Schlager für fröhliche Stunden". Nach Durchsicht des Liedgutes darf man in Anlehnung an Seume bemerken: Wo man solche Lieder singt, wende dich mit Grausen ab! Ob "Biene Maja" oder "Anton aus Tirol" die Bezeichnung Volkslied verdienen, ist Geschmackssache. Und ob das "Lied der CDU" ("Sterne künden gold'ne Jahre, Deutschland braucht die Union") die Kategorie Schlager erfüllt, wird man unterschiedlich bewerten. Bei einem Wehrmachtstext aber hört der Spaß auf.

Ein solcher aber findet sich im druckfrischen CDU-Liederbuch. Auf Seite 86 steht das sogenannte Panzerlied: "Ob's stürmt oder schneit". Darin heißt es: "Mit donnerndem Motor, so schnell wie der Blitz, dem Feinde entgegen, im Panzergeschütz. Voraus die Kameraden, im Kampf sind wir allein', so stoßen wir tief in die feindlichen Reih'n."

Der Text sei in vielen Liederbüchern der Nazizeit veröffentlicht worden, sagte Oliver Kopf vom Kieler Prieberg-Archiv dem "Mannheimer Morgen" und der "Heilbronner Stimme". Sein Archiv beherbergt eine der größten Sammlungen über Musik aus der Zeit des Nationalsozialismus. Auch nach dem Krieg war das "Panzerlied" stark verbreitet: "Es stand zumindest 1991 noch im Liederbuch der Bundeswehr", erklärte der Musikforscher auf Anfrage weiter. Verfasst wurde der Text Anfang 1933 von einem Oberstleutnant, Kurt Wiehle.

Das Staatsministerium lehnte am Donnerstag auf Anfrage eine Stellungnahme ab und verwies auf die Landes-Partei. Generalsekretär Tomas Strobl reagierte mit einer schriftlichen Stellungnahme: "Wir werden das Liederbuch in dieser Form nicht mehr verbreiten, und in der Neuauflage wird dieses Lied nicht mehr erscheinen." Rund 2000 Exemplare wurden bisher gedruckt. Zurückziehen will Strobl das Liederbuch aber nicht. Er wurde mit dem Satz zitiert: "Wir lehnen Bücherverbrennungen ab."

Der Grünen-Politiker Uli Sckerl nannte es einen "Skandal, ein Buch mit solchem Gedankengut unter dem Deckmantel der Geselligkeit herauszugeben". Oettinger und Strobl hätten sorgsamer darauf achten müssen, was sie da verbreiten. Zumal der Ministerpräsident ein "gebranntes Kind" sei. Nach seiner missglückten Filbinger-Rede sollte Oettinger "sensibler im Umgang mit Geschichte sein", sagte Sckerl.