Dieser Batterie-Bus soll ohne Oberleitungen auf allen Esslinger Buslinien fahren können. Die Verwaltung ist skeptisch. Foto: Horst Rudel

Die Firmen Fischle und Schlienz haben ein Konzept entwickelt, mit dem sie den Esslinger Personennahverkehr ausschließlich mit Elektrobussen abwickeln können. Helfen soll ihnen dabei ein neues Bus-Modell der Firma Sileo aus Salzgitter.

Esslingen - Die Esslinger Busunternehmer Fischle und Schlienz haben am Freitag dem Regierungspräsidium Stuttgart einen neuen Antrag unterbreitet. Darin bewerben sie sich erneut – wie bereits bei ihrem ersten Antrag – um das gesamte Esslinger Linienbündel. Allerdings gibt es einen großen Unterschied. Beim alten Antrag waren sie im wahrsten Sinne des Wortes noch mit Dieselbussen unterwegs.

Im neuen Antrag verpflichten sie sich, alle Esslinger Linien bis zum Jahr 2023 zu hundert Prozent mit Batterie-Bussen zu fahren. Dieses Konzept sei von einem Wirtschaftsprüfer für stimmig befunden worden und liege derzeit beim Regierungspräsidium, teilte Frank Fischle mit.

Kampf um die Linienbündel

Dieser neuerliche Antrag ist Teil einer Strategie, mit der die Busunternehmer um die Esslinger Linienbündel kämpfen. Bislang gibt es in Esslingen zwei Tranchen. Eine Tranche von 51 Prozent fährt der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) teils mit Oberleitungsbussen, die kleinere mit 49 Prozent bestücken die beiden privaten Unternehmer Fischle und Schlienz mit Dieselbussen. Aufgrund von EU-Gesetzen müssen die Konzessionen nun neu ausgeschrieben werden. Die Stadt will ihren Anteil jetzt von 51 Prozent auf 63 Prozent aller Linien erhöhen und – wo immer das möglich ist – Oberleitungselektrobusse kursieren lassen. Derzeit könnten nur die Oberleitungsbusse des Verkehrsbetriebs die Höhenzüge der Stadt erklimmen, und allein die Stadt ist in der Lage, ein Oberleitungsnetz zu betreiben.

Die privaten Busunternehmer würden sich mit den 49 Prozent zufrieden geben, haben aber ein Angebot eingereicht, das das ganze Esslinger Liniennetz umfast. Auf dem Esslinger Marktplatz zeigten sie am Donnerstag einen Bus der Firma Sileo aus Salzgitter. Dieser Bus sei imstande, auch die Esslinger Höhen zu erreichen, vor allem deswegen, weil das Modell beim Bergabfahren wieder Strom in seine Batterie einspeise. Mit diesem Modell könne der ÖPNV vollelektrisch und gewinnbringend betrieben werden, sagt Eberhard Schlienz.

Die Stadt ist skeptisch. Der Finanzbürgermeister Ingo Rust, oberster ÖPNV-Chef der Stadt, hat seine Zweifel, ob der neue Bus tatsächlich die Anforderungen erfüllt, die ein Betrieb im harten Alltag stellt. Zum einen glaubt er nicht, dass der Bus die angegebenen Reichweiten schaffen würde, wenn die elektrische Klimaanlage eingeschaltet sei. Zum anderen brauchten die Busse im Winter eine emissionsträchtige Standheizung. Sein Hauptargument ist aber, dass der Sileo-Bus nur 116 Plätze habe, im Vergleich zu den 140 bis 150 Plätzen eines Esslinger Oberleitungsbusses und damit etwa rund 20 Prozent weniger Kapazität. „Die Kapazität dieses Busses wird im Berufsverkehr nicht ausreichen“, sagt Rust.

Weil der alte Antrag vom Regierungspräsidium abgelehnt wurde, haben Fischle und Schlienz als Bietergemeinschaft einen Widerspruch eingelegt, der bald vor dem Verwaltungsgericht verhandelt wird. Es könnte sogar sein, dass die Fischle und Schlienz in der europaweiten Ausschreibung alle Linien verlieren. Dann glaubt zumindest ein Unternehmer nicht mehr, dass er die Firma weiterführen kann – nach mehr als 80 Jahren Firmentradition.