Dieses Foto von Hans Hoffmann wurde bei einem Empfang zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 1995 aufgenommen. Foto: Stadtarchiv Heilbronn/Barbara Kimmerle

Eine Forschungsarbeit für das Stadtarchiv Heilbronn hat aufgedeckt, dass der Heilbronner Ex-OB Hans Hoffmann NSDAP-Mitglied und SS-Oberscharführer war. Nun soll Hoffmann posthum eine seiner höchsten Auszeichnungen entzogen werden.

Seit dem 12. Dezember 2023 muss man Hans Hoffmann als Nazi, SS-Oberscharführer und als Lügner sehen. Hoffmann war von 1967 bis 1983 Oberbürgermeister von Heilbronn. Vierzig Jahre später präsentierte das Stadtarchiv Heilbronn eine Forschungsarbeit von Susanne Wein. Daraus geht klar hervor: Hans Hoffmann hatte alle über seine Vergangenheit belogen.

 

Durch Aktenvergleiche in Berlin fand Wein heraus, dass Hoffmann Oberscharführer der SS war, die maßgeblich für die Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen Juden steht. Er trat außerdem in einer Zeit der NSDAP ein, in der es eigentlich ein Eintrittsverbot gab.

In seiner Zeit als Oberbürgermeister war Hoffmann Mitglied der SPD

Hoffmann hatte während seiner Amtszeit der SPD angehört. Doch seine Stadtpolitik war alles anderes als sozialdemokratisch, wie in Heilbronn immer wieder zu hören ist. Über alle Amtszeiten hinweg hatte er es bestens verstanden, sein Handeln und Erscheinungsbild von unangenehmen öffentlichen politischen Fragestellungen fernzuhalten. Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 1995 wurde er gefeiert, die Nachrufe bei seinem Tod zwanzig Jahre später waren überwiegend wohlwollend.

Der Historikerin Susanne Wein gebührt nun das Verdienst, die Erste zu sein, die Hoffmanns Vergangenheit genauer unter die Lupe nahm. Sie stellte fest: Hoffmanns Karriere nach dem Ende des Hitlerregimes war auch deshalb möglich, weil sich die Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg den Fragen von Schuld und Verantwortung nicht stellen wollte. Hoffmann selbst war schon 1945 Mitarbeiter der US-Militärverwaltung, hatte danach Positionen in der Industrie inne, danach kamen die Bürgermeisterämter. Doch Hoffmann war zuvor in der Hitlerjugend ab 1931, ab 1934 NSDAP-Mitglied, 1940 bei der SS, hier im Rang eines Oberscharführers, bei Kriegsende dann Offizier der Wehrmacht. Diesen Lebenslauf lassen nahezu lückenlos die Akten der Bundes- und Landesarchive nachvollziehen.

Forschungsprojekt des Heilbronner Stadtarchivs

Susanne Wein tat dies im Rahmen eines Forschungsprojekts, für das sie das Stadtarchiv Heilbronn vor drei Jahren verpflichtete. Dabei ging es zunächst um die Aufarbeitung aller Heilbronner Straßennamen. Für den gerade vorgestellten neuesten Band der Buchreihe des Archivs „heilbronnica“ erstellte sie dann auch die Dokumentation „Kontinuitätslinien in der Heilbronner Stadtelite von der NS-Zeit bis in die 1960er Jahre“. Damit lieferte sie nicht nur die Fakten zu Hoffmann, sondern in dem Kontext auch bedrückende Zahlen dazu, wie sich NS-Eliten nach 1945 in den Stadt-Eliten wiederfanden: 20 Jahre lang hielten sie sich in öffentlichen Ämtern und Institutionen auf, unter anderem als Schulleiter und in gehobenen Positionen der Wirtschaft.

Für den heutigen Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) und Tanja Sagasser-Beil als SPD-Kreisvorsitzende ist die Situation alles andere als angenehm. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagten sie: Hätte die SPD damals schon Hoffmanns Vergangenheit gekannt, wäre er nie für die Ämter aufgestellt worden.

Mergel wird nun dem Gemeinderat vorschlagen, Hoffmann den Ehrenring, eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Heilbronn, posthum abzuerkennen. Das Bundespräsidialamt in Berlin wird Hoffmann die beiden in den 80er Jahren verliehenen Verdienstkreuze nicht entziehen. Posthum sei eine Entziehung von Verdienstkreuzen im Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen nicht möglich, hieß es im Bundespräsidialamt.