Sensible Sprache ist ein sensibles Thema. Das zeigt die Diskussion um einen neuen Leitfaden der Stadt Stuttgart. Der OB-Kandidat der CDU, Frank Nopper, hält Amtsinhaber Fritz Kuhn (Grüne) vor, falsche Prioritäten zu setzen.
Stuttgart - Die Stuttgarter Stadtverwaltung will die Geschlechtsidentität in der Verwaltungssprache künftig stärker berücksichtigen – unter anderem durch die Verwendung des sogenannten Gender-Sterns (Mitarbeiter*innen). Darüber ist eine politische Diskussion entbrannt, in der sich jetzt der CDU-Bewerber für den Oberbürgermeisterposten, Frank Nopper, mit Kritik an Amtsinhaber Fritz Kuhn (Grüne) zu Wort gemeldet hat. In einer Mitteilung schrieb er: „Das Vorhaben von OB Kuhn, die Anrede ,meine Damen und Herren‘ in offiziellen Schreiben der Stadtverwaltung zukünftig durch die geschlechtsneutrale Formulierung ,sehr geehrte Menschen‘ oder ,sehr geehrte Teilnehmende‘ zu ersetzen, halte ich für verkrampft, verzwungen und verspannt.“
Nopper erklärte, niemand dürfe wegen seines Geschlechts diskriminiert werden, aber wir sollten auch nicht in einem Anfall von hysterischer correctness unsere Sprache verunstalten.“ Toleranz müsse gelebt und nicht mit sperriger Rhetorik verordnet werden. Nopper warf Kuhn in diesem Zusammenhang auch eine falsche Prioritätensetzung vor: „Der Funktionsfähigkeit der Stadtverwaltung muss die oberste Priorität gelten, frei nach dem Motto: ,Schaffen statt gendern!‘ Zuvor hatte sich die Kultusministerin und CDU-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl, Susanne Eisenmann, kritisch zu der neuen Handhabe geäußert.
Kuhn hält die Debatte für überzogen
Marian Schreier, unabhängiger OB-Bewerber, äußerte sich ebenfalls. Die Debatte um die gendergerechte Sprache in der Stadtverwaltung zeige, dass Stuttgart einen OB brauche, der nicht nur schwarz/weiß, entweder/oder denke, erklärte der Tengener Bürgermeister an die Adresse Noppers. Man müsse die Zukunftsthemen in den Blick nehmen statt zu polarisieren: „Schaffen und gendern.“
OB Kuhn selbst hatte erklärt, die Debatte über den sprachlichen Leitfaden sei überzogen. Es handle sich um eine zeitgemäßen Richtschnur, wie man mit bestimmten Personen oder Personengruppen sensibel kommunizieren könne. Die Stadt reagiert mit ihren Empfehlungen nach eigenen Angaben auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Herbst 2017.