Die Kandidatenriege: Martin Böhm, Johannes Fridrich, Jochen Wahler und Matthias Ruckh (von links) wollen Oberbürgermeister von Nürtingen werden. Foto: Horst Rudel

Wer wird neuer Nürtinger Oberbürgermeister? Am Sonntag sind die Wähler zur Stimmabgabe aufgerufen. Der Stadt steht ein Wahlmarathon ins Haus.

Nürtingen - Die Spannung steigt. In zwei Tagen werden die Bürgerinnen und Bürger der rund 40 000 Einwohner zählenden Stadt am Neckar darüber abstimmen, wer für die nächsten acht Jahre der neue Chef der Stadtverwaltung wird. Die Wähler haben die Wahl zwischen vier Kandidaten, die alle aus Nürtingen kommen und parteilos sind: Jochen Wahler, Martin Böhm, Johannes Fridrich und Matthias Ruckh. Die beiden letzteren sind die klaren Favoriten für den Chefposten im Rathaus. Matthias Ruckh kennt die Kommunalverwaltung aus dem Effeff.

Johannes Fridrich wittert Wechselstimmung in der Stadt

Der 49 Jahre alte Diplom-Verwaltungswirt ist Bürgermeister der Nachbarkommune Wolfschlugen und hat zuvor bereits als Ortsvorsteher jahrelang in Nürtingen gearbeitet. Johannes Fridrich ist Richter und derzeit Pressesprecher am Landgericht in Stuttgart.

Beide Bewerber setzen auf den letzten Metern der Zielgeraden zum Endspurt an. Johannes Fridrich besuchte am Donnerstag noch einmal den Teilort Reudern, um dort für seine Ideen und seine Person zu werben. Frischen Wind will der Wirtschaftsrechtler in die Stadt tragen, sollte er zum neuen Oberbürgermeister gewählt werden. „Insgesamt spüre ich eine Wechselstimmung und ich sehe für mich gute Chancen“, sagt Johannes Fridrich und fügt hinzu: „Ich kann aber ganz schwer einschätzen, wer am Ende das Rennen macht.“

Zwei Favoriten mit unterschiedlichen Charakteren

Damit ist der Kandidat nicht alleine. Viele in der Stadt rechnen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Favoriten, die bei der zentralen Podiumsdiskussion am 12. April in der Stadthalle jeweils den Eindruck hinterlassen haben, gut vorbereitet und kompetent zu sein.

Inhaltlich stimmen Ruckh und Fridrich in wichtigen Fragen überein: sie treten ein für eine Verbesserung des Klimas im Gemeinderat und für mehr Transparenz bei politischen Entscheidungen, eine Absage an das umstrittene Hotel am Neckar und für die geplante Modernisierung des Hölderlinhauses – diese Positionen vertreten beide Kandidaten.

Der wohl größte Unterschied zwischen den Bewerbern ist in der jeweiligen Persönlichkeit zu sehen. Während Matthias Ruckh mit seiner bedächtigen Art mehr Ruhe ausstrahlt, punktet der unkonventioneller wirkende Johannes Fridrich mit seinem frischen Auftreten. Dass einer der beiden am Sonntag die Nase vorn haben wird, daran zweifelt niemand. Die Frage wird allerdings sein, ob einer der Favoriten auf Anhieb die 50 Prozent-Hürde nimmt. Denn erreicht kein Bewerber im ersten Anlauf die absolute Mehrheit, so wird es zwei Wochen später erneut einen Urnengang geben, bei dem für den Sieg dann die einfache Mehrheit reicht.

Nach der Wahl ist vor der Wahl – die Kommunalwahl folgt

Ob es in die Verlängerung geht, wird auch vom Abschneiden der beiden Außenseiter abhängen. Martin Böhm setzt im Wahlkampf voll auf das Thema Verkehr. Wie viele Wähler diese Monothematik im staugeplagten Nürtingen anspricht, bleibt abzuwarten. Sicher ist indessen, dass der Nachfolger von Otmar Heirich (SPD) – der 67-Jährige tritt nach zwei Amtsperioden nicht mehr an – aus Nürtingen kommen wird.

Überhaupt stehen Nürtingen im Mai weitere Wahlen ins Haus: auf den möglichen Stichwahltermin am 19. Mai folgen am 26. Mai die Kommunal- und Europawahl. Diese Wahlen und die Auszählungen sind mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden. Um die 39 Wahlbezirke in der Stadt abzudecken, braucht es viele Wahlhelfer. Ein Teil davon rekrutiert sich aus den Reihen der Stadtverwaltung, hinzu kommen ehrenamtliche Kräfte. Bei der OB-Wahl am 5. Mai schließen die Wahllokale um 18 Uhr, das Ergebnis könnte gegen 19 Uhr feststehen.