Regionale Handwerksprodukte wie Messer aus Solingen sollen in Zukunft von der EU durch ein neues Qualitätssiegel geschützt werden. Foto: dpa/Achim Scheidemann

Die EU plant ein neues Qualitätssiegel für regionale Handwerksprodukte wie Meissener Porzellan, Schwarzwälder Kuckucksuhren oder Solinger Messer.

Wer viel Geld für ein Solinger Messer auf den Ladentisch blättert, der möchte auch ein hochwertiges Produkt aus Solingen bekommen. Damit die Kunden nicht eine billige Kopie untergeschoben bekommen, will die EU nun ein Qualitätssiegel für besondere regionale Produkte einführen. Das soll dazu führen, dass traditionelle handwerkliche Produkte wie Keramik- und Glaswaren, Kleidung, Schmuck oder Möbel geschützt werden. Also beispielsweise Meissener Porzellan oder die Schwarzwälder Kuckucksuhr. Bislang gibt es Herkunftslabel nur für regionale Lebensmittel-Spezialitäten wie Champagner, Schwarzwälder Schinken oder Spreewälder Gurken.

Drei Kriterien müssen in Zukunft erfüllt sein

Nach der EU-Kommission hat nun auch das Europaparlament seine Position festgelegt. Damit ein Produkt nach den neuen Regeln geschützt werden kann, muss es drei Kriterien erfüllen: Es muss aus einer bestimmten Region oder einem bestimmten Land stammen, seine Qualität oder ein anderes Merkmal muss „im Wesentlichen“ auf seinen geografischen Ursprung zurückzuführen sein und mindestens ein Produktionsschritt muss in dem abgegrenzten geografischen Gebiet stattgefunden haben. Über die genaue Ausgestaltung der geschützten geografischen Angaben für Waren müssen die beiden Seiten in den kommenden Monaten nun noch verhandeln.

Das Handwerk ist zufrieden mit dem Siegel

Äußerst zufrieden über die EU-Pläne äußert sich Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. „Insgesamt werden die Vermarktungschancen von Produkten verbessert, die nach bewährter Handwerkstradition in den bekannten Regionen hergestellt werden“, lautet sein Urteil. Positiv bewertet er auch, dass kein bürokratisches Monster geschaffen wird, sondern die Registrierung der Produkte ohne großen Aufwand und auch digital möglich sein soll.

„Dieser Schutz ist eine Art Gütesiegel, das die Echtheit und Qualität von in der EU hergestellten Erzeugnissen garantiert“, erklärte die CDU-Abgeordnete Marion Walsmann, die im Parlament federführend für das Gesetz zuständig ist. Die Regelung sorge nicht nur für die „Rechtssicherheit für Hersteller und Verbraucher in ganz Europa, sondern fördert auch das traditionelle europäische Handwerk“.

Stärkung der regionalen Handwerkstradition

Auch der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken begrüßte die Einigung im Rechtsausschuss. „Ostfriesischer Blaudruck zum Beispiel darf sich dann nur noch nennen, was auch wirklich aus Ostfriesland stammt und dem traditionellen Herstellungsprozess folgt.“ Er erhofft sich nicht nur eine Stärkung des Handwerks, sondern auch der regionalen Traditionen.

Für die Messerhersteller in Solingen kommt die EU-Initiative allerdings zu spät. Sie sorgen schon seit vielen Jahren selbst für einen effektiven Schutz vor Produktpiraten. „Natürlich ist es wichtig, sich gegen Raubkopierer zu schützen. Die versuchen inzwischen mit allerlei Tricks, ihre Geschäfte zu machen“, betonte Karl Peter Born, als die EU-Kommission ihre Vorschläge vorstellte. Der Inhaber des Unternehmens Güde in Solingen, das seit vier Generationen hochwertige Messer herstellt, betont allerdings, dass seine Firma und die lokalen Mitbewerber einen eigenen Weg gegangen sind.

„Es gibt die sogenannte Solingen-Verordnung, mit der der Name Solingen als Marke und Herkunftsangabe für unsere Messer schon seit fast 100 Jahren geschützt ist.“ Auf dieser Grundlage hätten sich mehrere Firmen zusammengeschlossen, erklärt Karl Peter Born, und würden die Markenrechte für Solinger Produkte durchsetzen. „Wir gehen so gemeinsam gegen die Fälscher vor.“ Konkret heißt das, die Messerhersteller bezahlen Detektive und Anwälte, die sich auf die Suche nach Raubkopien machen.