Ungewöhnliche Töne für den 40-jährigen Sänger, der eigentlich als Mr. Nice Guy bekannt ist. (Archivbild) Foto: dpa/Frank Hammerschmidt

Aktueller könnte das Album kaum sein. Der deutsche Popsänger Mark Forster schlägt in seinen neuen Liedern zum Teil auch kritische Klänge an. Er singt über den Krieg vor der eigenen Haustür, über ewige Sieger und Selbstverliebtheit.

Mark Forster ist für viele der Inbegriff des deutschen Popstars: Mit „Chöre“, „Wir sind groß“ oder „Übermorgen“ liefert er seit rund zehn Jahren zuverlässig Radiohits, ist textlich familienkompatibel und äußert sich öffentlich selten zu gesellschaftspolitischen Themen. Auf seinem Album „Supervision“, das Freitag erscheint, wagt er sich nun auf für ihn ungewohntes Terrain.

Gute-Laune-Hits neben polarisierenden Passagen

„Es gibt vielleicht zehn Themen, über die man in der Popmusik gut Lieder schreiben kann, ansonsten bräuchte man Gedichte oder Romane. Und die Themen, über die ich Lieder schreibe, versuche ich immer besser und interessanter zu beleuchten“, sagt der Pfälzer Forster über seine neue Platte.

Der Sound auf „Supervision“ klingt modern und teils minimalistisch. Das große Popbesteck, Gospelchöre und Orchester, packt der 40-Jährige diesmal nicht aus. Dafür sind mit „Genug“, „Late To The Party“ oder „Farben Leuchten Schwarz“ wieder eingängige Gute-Laune-Pophits am Start, die wenig überraschen und polarisieren.

Zwei seiner Leider fallen dann aber doch aus der Reihe

„Wenn man in einem Pop-Kontext aneckt, dann hat es oft etwas von einem Satire-Lied, was ich persönlich einfach nicht so schönklingend finde. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, Textzeilen über das politische Tagesgeschehen zu schreiben wie ein satirischer Liedermacher“, erklärt Forster seine Texte.

Zwei der 15 Lieder fallen dann doch aus der Reihe. In „Perfekt“ bemüht Forster Vergleiche, mit denen nicht alle zufrieden sein dürften - etwa Fans vom Fußball-Dauermeister FC Bayern. „Mache alles langsam kaputt so wie der FCB“, heißt es in einer Zeile.

„Ich bin ja wirklich ein großer Fußballfan und so ein bisschen nervt es mich, dass jedes Jahr Bayern München Meister wird. Und ich finde, das macht ganz schön viel kaputt“, erklärt Forster.

Weiter singt der Musiker: „Ich lerne durch Schmerz so wie die SPD“, „Ich bin wie Lanz und Precht, in mich selber verliebt“ oder „Ich bin wie Christoph Waltz, immer dasselbe Spiel“.

Er habe bei dem Song etwas rumexperimentiert. „Es gibt eigentlich viele solcher Lieder, ich habe sie einfach noch nie veröffentlicht, weil es am Ende nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat.“ Er wolle zeitlose Texte schreiben. „Perfekt“ sei da eine Ausnahme.

Den emotionalen Höhepunkt, den man auf einer Mark-Forster-Platte so nicht erwarten würde, bildet die Ballade „März“, in der der Popstar den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in seiner ganz eigenen Art aufgreift.

Noch nie Musik gemacht mit einem Krieg vor der Haustür

„Das ist etwas, was ich noch nicht gemacht habe. Aber ich habe auch noch nie Musik gemacht mit einem Krieg vor der Haustür“, erklärt Forster seinen ungewöhnlichen Song. „Eigentlich bin ich das nicht. Trotzdem wollte ich das Thema des Ukraine-Krieges auftauchen lassen auf diesem Album. Denn es ist etwas, das mich wirklich sehr beschäftigt und worüber ich viel nachdenke.“

Er habe sich für den Ansatz eines persönlichen Blickwinkels entschieden, indem er die erste Strophe aus der Sicht eines jungen Ukrainers singt, der den Überfall auf Mariupol erlebt. Dann wechselt die Perspektive und es geht um einen jungen Russen, der in den Krieg geschickt wird. „Warum ich, warum nicht du? Ich hoff, es geht ihnen gut. Gestern ist so lange her und morgen kommt der März. Vielleicht ist heut Nacht Ruh.“

Er trifft damit den Nerv der Zeit

Er habe sehr viele Fakten in diese Geschichte über zwei fiktive Schicksale einfließen lassen, sagt Forster. „Ich finde es schön, dass ich in der Position bin, so ein Lied machen zu dürfen und dass es vielleicht ein paar Leute hören.“

Nach 40 Lebensjahren und fünf Alben zeigt der Musiker mit polnischen Wurzeln eine neue Seite, die ihm gut steht. Auch wenn er sich weiter als Popmusiker im klassischen Sinne sieht, was ganz und gar nicht verwerflich ist. Denn damit trifft der Mann mit der Baseballkappe offensichtlich den Nerv des Familienpublikums. Zu den nächsten großen Konzerten ab Ende März werden dann sicher auch Bayern-Fans kommen.