Claudia Aßmann benutzt gern Kaffeekannen anstelle von Vasen. Foto: Werner Kuhnle

Claudia Aßmann hat sich mit ihrem La Poucette in der Marbacher Altstadt einen Traum erfüllt.

Als hätte man bei einem Spaziergang durch die malerischen Holdergassen in Marbach nicht schon genug gestaunt. Wer gleich im Anschluss, hinter der Stadtkirche, den kleinen Laden La Poucette betritt, bekommt in Sachen Idylle gleich noch eines draufgesetzt. Ein Glöckchen bimmelt beim Öffnen der Tür und der Besucher steht mitten in einem zuckersüßen Vintage-Blumenladen.

Erst Mitte Dezember hat Claudie Aßmann ihr Lädchen in der Niklastorstraße 7 mitten in der Marbacher Altstadt eröffnet. Blumen und Zierde sind die Überbegriffe für das, was sie anbietet. Roséfarbene Tulpen, lila Freesien, weiße Wachsblumen und grüne Eukalyptusblätter setzen in verschiedener Besetzung in allerlei Gefäßen Akzente zwischen den Regalen und Tischen, die allesamt vom Trödelmarkt stammen.

Kaffeekannen sind prima Blumenvasen

Die klassische Vase ist nur selten zu sehen. Stattdessen fühlen sich Blümchen und Blumen in allerlei anderen Gefäßen pudelwohl und machen viel her – in Kaffeekannen zum Beispiel. Oder, bei den Gestecken, in einer alten Backform, einem Bottich oder einem Korb. Nebenher werkelt Claudia Aßmann an einem solchen. Eine Amaryllis und drei Hyazinthen haben darin schon Platz gefunden. Es folgt Moos und ein paar getupfte Federchen. „Plastik-Kruscht“ kommt ihr nicht in ihre Arrangements.

Dafür Naturmaterialien. Die sammelt sie, wenn sie mit ihrem Berner Sennenhund unterwegs ist. Seit 14 Jahren ist es Claudia Aßmanns leidenschaftliche Nebentätigkeit – das Basteln. „Ich hasse dieses Wort“, sagt sie. „Nennen wir es lieber ,kreativ arbeiten’.“ Zuerst mit einer lieben Freundin, später allein, hat sie für Bekannte Gestecke und mehr kreiert – oder sie übers Internet verkauft. Ein eigener Laden war lange ihr Traum.

Den hat sie sich nun in Marbach erfüllt. Der winzige Laden in einem historischen Haus in der Altstadt hatte genau das Flair, das sie suchte. Es habe sie an Frankreich erinnert, ihr Lieblingsland. „Die Läden dort in den alten Häusern . . . das hat einfach Stil.“ Und genau den hat sie nun auch in ihrem La  Poucette umgesetzt. Neben den Blumen und großen und kleinen Arrangements gibt es ein paar wenige weitere Kleinigkeiten. Servietten, Kerzen, Teelicht-Schälchen . . . Nicht zu viel. „Ich will’s nicht so kruschtelig“, sagt die 58-Jährige.

Was sie auch nicht will, ist Pflanzen wegwerfen. Das ist das Problem bei den Frischblumen. Was nicht verkauft wird, landet irgendwann im Müll. Daher hält Claudia Aßmann ihr Sortiment bewusst klein. Es wird wachsen, wenn genügend Leute kommen und die Blumen kaufen wollen, sagt sie. Und auf Bestellung geht sowieso fast alles. Immer mittwochs ist sie auf dem Blumen-Großmarkt in Korntal-Münchingen, danach ist La  Poucette drei Tage lang geöffnet – donnerstags von 14 bis 18 Uhr, sowie freitags und samstags von 10 bis 14 Uhr.

Wenn die Nachfrage groß genug ist, könnte sie die Öffnungszeiten ausdehnen. Bislang sind die Rückmeldungen durchweg positiv. Trotz Krise – „die Leute wollen sich mal was Schönes für die Seele gönnen“. Wie das Körbchen, an dem Claudia Aßmann gerade arbeitet. Nach den Federn klebt sie Steckzwiebeln auf das Moos, dekoriert weiter mit Rindenstücken und bindet Birkenzweige fest. Rosa Pfeffer rundet das Ganze ab. Das hält eine Weile. Und wenn die Pflanzen verblüht sind, kann man das Gefäß einfach wieder bringen – um es neu bestücken zu lassen.

Rosen, Tulpen, Nelken . . .

Von wegen Nelke
 Die Rose ist laut einer Statistik des Zentralverbands Gartenbau die beliebteste Schnittblume der Deutschen. Im Jahr 2021 lag sie mit 35 Prozent Marktanteil deutlich vor der Tulpe (14 Prozent) und der Chrysantheme (10 Prozent). Es folgen Gerbera, Lilie, Sonnenblume, Amaryllis, Orchidee und Pfingstrose. Das Schlusslicht mit einem Prozent bildet die Nelke.

Tulpen aus Amsterdam
 Das wichtigste Lieferland von Schnittblumen nach Deutschland sind die Niederlande. Die Importmenge von dort macht mehr als 90 Prozent aus. Weitere Herkunftsländer sind unter anderem Kenia, Italien und Äthiopien mit vergleichsweise geringen Mengen. Auch in Deutschland werden Schnittblumen angebaut. Die Anzahl der Betriebe ist aber nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den vergangenen 15 Jahren deutlich gesunken. 2021 gab es in Baden-Württemberg 364 Betriebe, 2008 waren es mehr als 1000. sl