Foto: CDU

Letzter Akt der Partei-Erneuerung: Junge Union im Südwesten wählt ihren Landeschef.

Stuttgart - Die CDU hat einen neuen Landeschef, drei von vier Bezirksvorsitzenden wurden ausgewechselt, und auch sonst hat die Partei in den vergangenen Monaten manche Konsequenzen aus der Niederlage bei der Landtagswahl im März gezogen. Nun folgt der letzte Akt der Erneuerung. An diesem Wochenende trifft sich die Junge Union (JU) zum Landesparteitag in Singen. Es geht um aktuelle Megathemen wie Energie und Europa, EU-Kommissar Günther Oettinger und Deutschlands oberster Kassenwart, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, werden als Redner erwartet.

Und es wird gewählt. Der bisherige Landesvorsitzende Steffen Bilger, seit kurzem neuer Chef im Bezirksverband Nordwürttemberg, gibt den Posten nach fünf Jahren ab. Einziger Kandidat für die Nachfolge ist Nikolas Löbel aus Mannheim. Der 25-jährige Jurastudent, der im März im Wahlkreis Mannheim vergeblich für den Landtag kandidiert hatte, lässt keine Zweifel, dass der Parteinachwuchs seine Rolle überdenken muss: "Uns hat in den vergangenen Jahren der Biss gefehlt. Die Junge Union muss wieder frecher, selbstbewusster werden."

In den vergangenen Jahren hatte die Junge Union unter Führung von Bilger die Mitgliederzahl auf 11600 hochgeschraubt. Damit ist man die größte politische Nachwuchsorganisation in Baden-Württemberg und sogar deutlich größer als die gesamte Landespartei der Grünen mit rund 8000 Mitgliedern. Aber die Tatsache, dass die CDU in der Regierungsverantwortung stand, sorgte oftmals für Beißhemmung bei der JU. Wer die Regierungspolitik oder gar die Parteiführung allzu heftig anging, so erinnert sich Löbel, "musste am nächsten Tag den Anruf des Ministerpräsidenten fürchten". Bilger weiß, wovon Löbel spricht.

Der Neue will es nicht bei Worten belassen

Allein, es war nicht der einzige Grund, dass die Junge Union nicht mehr für jene Schlagzeilen sorgte wie zu Zeiten der Landeschefs wie Dirk Notheis und Günther Oettinger, als die Youngster der Mutterpartei regelmäßig auf die Füße traten. Mal forderte man die Volkswahl der Landräte, mal Computer für Schulkinder ab Klasse 9, mal den Führerschein mit 17. Solche Vorstöße kamen zuletzt nur selten, stattdessen stand die Junge Union im Verdacht, das Sprungbrett für Topjobs in Regierung und Landesverwaltung zu sein. Nun aber, da die CDU als Oppositionspartei vorerst nichts mehr zu verteilen hat, will Löbel dafür sorgen, "dass die Junge Union wieder für Adrenalin in der CDU" sorgt: "Wir sind die Herzkammer und das Rückgrat der Partei zugleich."

Und Löbel will es nicht bei Worten belassen. "Die CDU muss sich endlich mit dem politischen Gegner befassen und eigene Themen setzen." Als Beispiel nennt er die Pläne von Grün-Rot für die Gemeinschaftsschule. "Es ist mein Ziel, dass wir uns als Junge Union ein halbes Jahr im Schwerpunkt damit kritisch befassen." Der designierte JU-Landeschef scheut aber auch nicht mit Kritik an der schwarz-gelben Bundesregierung. "Die geplanten Steuerentlastungen halte ich für einen großen Quatsch. In Zeiten der Euro-Krise ist dieser Schritt völlig deplatziert." Die Steuererleichterungen würden den Staat Milliarden kosten, aber der Bürger spüre das kaum im Geldbeutel: "Da kann man gleich Gutscheine für McDonald's verteilen."

Löbel liegt damit auf einer Wellenlänge mit CDU-Landeschef Thomas Strobl und Landtagsfraktionschef Peter Hauk. "Das sind unsere beiden Kapitäne. Der Rest der Partei ist die Mannschaft, die helfen muss, damit es mit der CDU wieder vorwärts geht." Löbel will dabei, so scheint es, auf der Kommandobrücke ein Wort mitreden.