Die deutsch-amerikanische Freundschaft soll weiter gepflegt werden. Foto: Werner Kuhnle

Seit dem Jahr 1990 sind die Schillerstadt Marbach und Washington in Missouri miteinander freundschaftlich verbunden. Daran wird sich auch unter dem neuen Washingtoner Bürgermeister nichts ändern.

In der Marbacher Partnerstadt Washington im US-Bundesstaat Missouri amtiert seit Mitte April ein neuer Bürgermeister. Doug Hagedorn folgt mit fast 50 Prozent der Wählerstimmen auf Sandy Lucy, die nach drei Amtsperioden nicht mehr kandidiert hat. Was sich aber dadurch nicht ändern wird, ist das große Engagement für die Städtepartnerschaft. Denn auch Hagedorn und seine Familie leben sie seit geraumer Zeit.

Schon im Jahr 1993 hatten die Hagedorns im Rahmen der Städtepartnerschaft einen jungen Erdmannhäuser bei sich zu Gast. „Meine Frau Eileen und unsere drei Kinder haben sich sofort mit ihm verbunden gefühlt, und wir saßen oft spätabends noch beieinander und haben uns unterhalten“, erinnert sich der neu gewählte Bürgermeister. „Dasselbe passierte, als die Schwester des Jungen zwei Jahre später im Sommer zu Besuch kam.“ Im Gegenzug hätten dann alle Hagedorns, samt der Eltern von Doug Hagedorn, die Erdmannhäuser Familie besucht, berichtet er. „Und das haben wir weiterhin gemacht, bis ich im vergangenen Jahr in Ruhestand gegangen bin.“

Heimatgefühl für einen Weltreisenden

Doug Hagedorn, der mit vollem Namen James Douglas Hagedorn heißt, war nämlich als Pilot der Delta Airlines auf der ganzen Welt unterwegs, davon alleine 200 Mal in Deutschland. Mehr als 50 Mal führte ihn seine Arbeit nach Stuttgart – eine gute Gelegenheit, die Erdmannhäuser Freunde zu treffen. Und obwohl er neben Stuttgart auch Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg und viele andere Städte in Europa und auf der ganzen Welt gesehen hat, erklärt er: „Von allen Orten, an denen ich gewesen bin, hat sich Deutschland und ganz besonders Stuttgart wie ein Stück Heimat für mich angefühlt.“

Außer mit der spontanen Sympathie für die Erdmannhäuser Familie erklärt Hagedorn das ein Stück weit mit der Geschichte seines Heimatortes Washington MO und dessen überwiegend deutschstämmigen Einwohnern. „Unser gemeinsames Erbe ist in beiden Städten immer noch sehr offensichtlich: Hart arbeitende Menschen, die Kunst und Theater lieben, außerdem gutes Essen, Bier, Wein und Orchestermusik, die gerne in der Natur sind, die einander helfen und sich ehrenamtlich engagieren. Und natürlich spielt auch die Familie für uns eine wichtige Rolle.“ Aus Hagedorns Sicht ist es „extrem wichtig für unsere jungen Leute, dieses gemeinsame Erbe zu erleben.“ Denn, so der vielgereiste Ex-Pilot: „Die Welt ist viel kleiner, als die meisten von uns glauben, und die Akzeptanz anderer, die nicht so aufgewachsen sind wie wir, ist essenziell!“

Beziehungen sollen fortgesetzt und noch weiter gestärkt werden

Aus diesem Grund ist er auch zutiefst von der Städtepartnerschaft zwischen Washington und Marbach überzeugt – zwei Städte, die übrigens auch von der Größe her vergleichbar sind. „Ich werde alles tun, was möglich ist, um unsere Beziehungen fortzusetzen und im größtmöglichen Ausmaß zu stärken“, versichert er.

Über dieses klare Bekenntnis freut sich auch Daniel Hofsäß, kommissarischer Vorsitzender des Partnerschaftskomitees der Stadt Marbach. Denn als bekannt wurde, dass Sandy Lucy kein weiteres Mal zur Wahl antreten würde, sei die Unsicherheit darüber, wie es nach ihrer Amtszeit damit weitergehen würde, groß gewesen. „Sie war eine herausragende Unterstützerin der Städtepartnerschaft, besuchte mehrfach die Schillerstadt und war immer offen für Neues“, so Hofsäß. Es sieht so aus, als hätten die Washingtoner für ihre Nachfolge genau die richtige Wahl getroffen.