Fast überall in der Stadt entstehen neue Systembauten für die Flüchtlingsunterbringung. Foto: dpa

Trotz leicht sinkender Flüchtlingszahlen fehlt es in der Landeshauptstadt an Unterkünften. Über die Schaffung neuer und die Erweiterung bereits bestehender Quartiere beraten die Stadträte erstmals am Freitag.

Stuttgart - Am Freitag stellt die Verwaltung im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats ihre Pläne für neue Wohnheimstandorte vor. Für den in der Bevölkerung und auch im Rat umstrittenen Standort Schlotwiese in Zuffenhausen werden nun drei Alternativen präsentiert, und auch für die Wagrainstraße in Mühlhausen/Hofen gibt es einen adäquaten Ersatz im Stadtteil Freiberg. Insgesamt sollen in der sogenannten Tranche 6 A zunächst weitere knapp 800 Unterkunftsplätze eingerichtet werden. In der Landeshauptstadt leben derzeit mehr als 8600 Asylsuchende in insgesamt 119 Unterkünften. Bis zum Jahresende werden insgesamt rund 2000 Plätze benötigt.

Nach dem Vorschlag von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), der dieser Zeitung vorliegt, soll an der Amstätter Straße in Hedelfingen ein völlig neues Quartier für insgesamt 156 Flüchtlinge gebaut werden. Vorgesehen ist außerdem die Erweiterung der bereits beschlossenen Standorte in Plieningen (Leypoldtstraße) sowie an der Helene-Pfleiderer-Straße in Degerloch. Dort werden zurzeit jeweils zwei Systembauten errichtet, nun soll jeweils noch einer mit 93 Plätzen hinzukommen. An beiden Standorten werden dann künftig 250 Asylbewerber eine Bleibe finden. Mit den jeweiligen betroffenen Privateigentümern der Grundstücke hat die Stadt nach eigenen Angaben bereits Einvernehmen über die Verpachtung beziehungsweise den Verkauf der benötigten Grundstücke erzielt. Auch aus baurechtlicher Sicht, so heißt es in der Beschlussvorlage Kuhns, stehe einer Genehmigung, die zunächst auf fünf Jahre befristet ist, nichts im Wege.

70 Flüchtlinge im Waldheim Schlotwiese

Höchst umstritten in Zuffenhausen war bis dato der Standort Schlotwiese. Dort sollten nach den ursprünglichen Plänen knapp 400 Flüchtlinge in fünf Systembauten untergebracht werden. Die Fläche liegt in einem Landschaftsschutzgebiet, vor Ort wurden die Nähe zum Freibad des Sportvereins und die Abgelegenheit des Standorts bemängelt. Nun hat ein erneuter Suchlauf der Verwaltung drei kleinere Standorte zu Tage gefördert, die als Alternativen in Frage kommen: An der Frankenstraße könnten mit Einverständnis des privaten Eigentümers zwei Flüchtlingsquartiere für insgesamt 156 Bewohner gebaut werden, an der Gottfried-Keller-Straße entstünde in unmittelbarer Nachbarschaft zum bereits bestehenden Flüchtlingswohnheim (150 Plätze) ein verkürzter Systembau mit rund 70 Unterkunftsplätzen. Zudem würde das noch bis Mitte April als Übergangsquartier genutzte Waldheim Schlotwiese von Oktober an über den nächsten Winter erneut mit rund 70 Flüchtlingen belegt. Zwischen April und Oktober benötigt die Evangelische Kirche ihr Waldheim selbst unter anderem für die jährlich angebotenen Sommerfreizeiten.

Zwei neue Systembauten in Freiberg

Im Stadtbezirk Mühlhausen sollen statt des geplanten Erweiterungsbaus an der Wagrainstraße in Hofen nun im Stadtteil Freiberg auf einer städtischen Wiese zwei neue Systembauten mit insgesamt 156 Plätzen entstehen. Auch in Hofen hatten die ursprünglichen Pläne für Unmut gesorgt, weil umliegende Schrebergärten dem Bau hätten weichen müssen. Der Grund: Eine von der Fläche her mögliche andere Anordnung des Gebäudes hätte den Lebensraum der streng artengeschützten Zauneidechse bedroht, die an der Wagrainstraße siedelt. Der ebenfalls angedachte Standort auf einer Grünfläche an der Ecke Mönchfeldstraße/Suttnerstraße/Balthasar-Neumann-Straße kommt dagegen aus Sicht der Verwaltung nicht in Betracht, weil ein Systembau an dieser Stelle mit der dort geplanten Wohnbebauung kollidieren würde.

Sämtliche Systembauten sollen von der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) abgewickelt werden, die Kosten für die insgesamt neun Quartiere belaufen sich auf 18,6 Millionen Euro. Hinzu kommen jährliche Kosten für Betrieb, Bauunterhalt sowie Wartung in Höhe von insgesamt 662 000 Euro. Neben der derzeit zur Belegung anstehenden Gebäuden und Wohnungen für insgesamt 1927 Asylsuchende fehlen der Stadt bis Jahresende noch 300 Plätze. Nun soll untersucht werden, ob sich etwa die ehemaligen SWR-Fernsehstudios neben der Villa Berg als Übergangsquartier eignen.