Jeder hat sein Päckle zu tragen – Winfried Hermann aber nur symbolisch beim Anwandern vor der Murrhardter Rühmelinsmühle. Im Hintergrund ist Maskottchen Bine. Foto: Frank Eppler

Das Verkehrsministerium initiiert und unterstützt neue Wanderrouten, die besonders gut ohne Auto erreichbar sind. Die landesweit erste Strecke startet in Murrhardt. Mit dabei: Verkehrsminister Winfried Hermann und ein schwitzendes Maskottchen.

Den anspruchsvollsten Part hat an diesem einmal mehr ziemlich sonnenstarken Vormittag eindeutig eine junge Dame, die aus nachvollziehbaren Gründen nicht so gerne namentlich genannt werden möchte. Mit mehreren Dezimetern Schaumstoff umwandet darf sie als quietschgelbe stilisierte Lokomotive mit riesigen aufgemalten Augen und breitem Grinsen einen von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) angeführten Tross ein Stück des Weges durch Murrhardt begleiten, um ein möglichst sympathisches Motiv für die Fotografen zu bieten.

An- und Abreise mit dem ÖPNV

Begleitet von einer Abordnung des Musikvereins Oberrot und unter Anwesenheit mehrerer Bürgermeister und Lokalpolitiker hat der Landesverkehrsminister am Mittwoch in der Walterichstadt persönlich einen gut 14 Kilometer langen Weg eingeweiht, der seine Nutzer zum nachhaltigen Wandern einladen soll. Es ist der landesweit erste seiner Art. Die Idee ist, den Wanderern eine bequeme An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen.

Nicht nur aus umwelttechnischen Gründen sei das neue Angebot eine sinnvolle Ergänzung des Gewohnten, ist Hermann überzeugt. Zwar seien die meisten herkömmlichen Routen für die Anreise mit dem Auto gut mit Parkplätzen ausgestattet. „Blöd ist dann aber, dass ich ja auch irgendwie wieder zu meinem Auto zurückkommen muss“, erläutert der Minister. Das von der Mobilitätsmarke „Bwegt“ im Auftrag des Verkehrsministeriums ins Leben gerufene und werbetechnisch unterstützte Konzept sehe zwingend vor, dass sowohl Start als auch Ziel gut mit Bus und Bahn zu erreichen sind. Das habe den Vorteil, dass man auch vom Ende aus direkt die Heimreise antreten könne.

Das Ministerium möchte mit den Wanderwegen noch mehr Menschen für den Umstieg auf Bus und Bahn begeistern. „Wir wollen den öffentlichen Nahverkehr nicht nur alltags- sondern auch freizeittauglich machen“, sagt Winfried Hermann.

Drei Bahnhöfe entlang der Strecke

Der von den Naturparkführern Walter Hieber und Manfred Krautter ausgearbeitete Wanderweg nach Fichtenberg (Kreis Schwäbisch Hall) beinhaltet sogar drei Bahnhöfe, sodass man auch auf halber Strecke in Fornsbach abbrechen könnte. Gleichwohl sei natürlich die gesamte, 14,2 Kilometer lange Tour mit landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten gespickt, betonen die Bürgermeister Armin Mößner (Murrhardt) und Ralf Glenk (Fichtenberg) unisono. Zwei Badeseen lüden zum Verweilen ein. „Der erste ‚Bwegt’-Wanderweg ist mit großem Engagement der Anlieger-Kommunen neu angelegt und beschildert worden und damit ein wirklich tolles Vorzeigeprojekt für den Klimaschutz in Baden-Württemberg“, lobt der Minister.

Die Idee und Ausarbeitung der 10 bis 20 Kilometer langen Strecken, die als Tageswanderung zu bewältigen und nicht zu schwierig, aber auch nicht langweilig sein dürfen, ist eine Sache der Kommunen oder Tourismusverbände. Das Verkehrsministerium unterstütze bei der Ausschilderung und Vermarktung. Die Routen sollen in der zentralen touristischen Datenbank des Landes abrufbar und in den wichtigsten Wanderportalen im Internet zu finden sein, sagt der „Bwegt“-Projektleiter Axel Dürr. Im Laufe der nächsten Monate würden weitere Wege in allen Regionen des Landes entstehen und für die ÖPNV-Anreise beschildert. Bereits 18 Bewerbungen lägen vor. Das Ziel sei, bis Ende des kommenden Jahres 40 Routen einzuweihen. Zum Auftakt in Murrhardt hat es der Verkehrsminister eher bei einem symbolischen Anwandern belassen und sich stattdessen auf die verbale Projektvorstellung konzentriert. Nach anderthalb Stunden hatte es dann auch Bine, das wandelnde und schwitzende Maskottchen geschafft.

Ein Wanderweg mit mittlerem Schwierigkeitsgrad

Marke
 „Bwegt“, die Mobilitätsmarke des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg für den öffentlichen Personennahverkehr, wurde im Jahr 2017 als Nachfolger der Marke 3-Löwen-Takt eingeführt.

Wanderweg
 Die Route führt vom Bahnhof Murrhardt am Fornsbacher Waldsee vorbei über die „Schanze“ nach Fichtenberg. Die Strecke ist 14,2 Kilometer lang und umfasst 301 Meter An- und 360 Meter Abstiege. Die Schwierigkeit wird mit „mittel“ angegeben.

Anbindung
 An- und Abreise über folgende Bahnlinien: Regionalbahnlinien MEX 19 (Stuttgart – Crailsheim), MEX 90 (Stuttgart – Schwäbisch Hall-Hessental) und RE 90 (Stuttgart – Nürnberg)

Mehr zum Wandern
mit dem ÖPNV unter www.bwegt.de/wanderweg