Ein Sandsturm türmt sich in der Wüste wie ein gewaltige Mauer aus messerscharfen Sand- und Staubpartikeln auf, die alles zu verschlingen droht (Archivbild). Foto: Imago//oonar

Über die Wüsten-Metropole Dubai ist ein heftiger Orkan hinweggefegt. Schlimmer noch als Starkregen und heftige Winde war der Sandsturm, der in jede Ritze eindrang. Videos im Netz zeigen das Naturphänomen, dass wie eine Szenerie aus einem Weltuntergangsepos wirkt.

Am vergangenen Wochenende hat sich in der Wüste der Arabischen Halbinsel ein heftiges Unwetter mit Blitz und Donner, Starkregen und Orkanböen aufgebaut und die 3,5-Millionen-Einwohner-Metropole Dubai am Persischen Golf schwer in Mitleidenschaft gezogen. Noch fataler als der Wind war der damit einhergehende Sandsturm.

 

In den sozialen Netzwerken sind zahlreiche Videos zu sehen, wie der sandige Orkan durch die Mega-City fegt und wahllos Gegenstände durch die Luft fliegen und zu gefährlichen Geschossen werden lässt. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt und Bäume entwurzelt. Die Sicht betrug teilweise nur wenige Meter.

Videos vom Sandsturm in Dubai:

Wie groß werden Sandstürme?

Sandstürme sind nichts Ungewöhnliches für Wüstenregionen. Mitunter kann ein solcher Wind, der Unmengen an Sand und Staub mit sich führt, gewaltige geografische Ausmaße annehmen. So waren Mitte April in China hunderte Millionen von Menschen von einem Mega-Sandsturm betroffen. Er fegte über die chinesische Hauptstadt Peking und andere Regionen Nordchinas hinweg.

Mehr als 400 Millionen Einwohner im Reich der Mitte seien betroffen gewesen, berichtete das chinesische Waldministerium. Der Index für die Luftverschmutzung in Peking stieg weit über die Skala-Obergrenze auf 1300, während Werte von 150 schon als „ungesund“ gelten. Die Sichtweite fiel auf wenige Dutzend Meter.

Woher kam der Sandsturm in China?

Der Sandsturm war aus dem Süden der Mongolei gekommen und suchte außer der 23-Millionen-Metropole Peking auch andere nördliche Regionen wie die Innere Mongolei, Heilongjiang und Xinjiang heim.

Eine Fläche von rund 2,3 Millionen Quadratkilometern war betroffen - 16 mal so groß wie Deutschland. Das Wetterzentrum berichtete, dass Nordchina 2023 schon mehr Sandstürme als durchschnittlich in den vergangenen zehn Jahren erlebt habe.

Was ist ein Staubsturm?

Durch starke und turbulente Winde werden Sand- und Staubpartikel kräftig in große Höhen getragen. Dabei kann die Vorderseite eines Staub- oder Sandsturms wie eine gewaltige  Mauer aus Sand und/oder Staub aussehen.

„Sandstürme gibt es fast nur in der Wüste, für Deutschland würden wir eher von einem Staubsturm oder von Staubaufwirbelungen sprechen“, erklärt der Meteorologe Karsten Brandt vom Wetterportal donnerwetter.de.

Wie entsteht ein Sandsturm?

Wie ein Sandsturm entsteht ist eigentlich immer gleich: Voraussetzung sind ein starker Wind und Bodenmaterial, das sich leicht aufwirbeln lässt - wie zum Beispiel Sand- und/oder  Staubkörner.

Je nachdem, wie stark der Wind ist und wie lange er weht, können sich solche Aufwirbelungen zu einer regional begrenzten Sandhose oder einem ausgewachsenen Sandsturm auswachsen. Das Wetterphänomen kann bereits nach wenigen Minuten vorbei sein oder mehrere Stunden andauern.

Wo treten Sandstürme auf?

Sandstürme treten überall dort auf, wo es große Flächen mit trockenem Oberboden und nur wenige bis gar keine Vegetation als Windbremsen gibt - also wie vor allem in Wüsten.

Hinzu kommt: In Folge der menschengemachten Erderwärmung werden die Trocken- und Dürrephasen immer länger und kommen häufiger vor als noch vor einigen Jahrzehnten. Dadurch steigt die Temperatur wodurch mehr Wasser verdunstet und in die Atmosphäre gelangt.

Woraus bestehen Sandstürme?

Wie der Name schon sagt, bestehen Sandstürme aus Sandpartikeln, die in trockenen Regionen an der Oberfläche liegen bleiben und nicht in tieferen Bodenschichten gebunden sind. Wenn die Geschwindigkeit und Intensität des Windes zunimmt, werden diese Partikel in die Luft emporgewirbelt. So können sie sehr lange Strecken zurücklegen.

Typischerweise gibt es die meisten Sandstürme in Gegenden, in denen es kaum Vegetation gibt - wie in den endlosen Ebenen Nordamerika, Chinas und in der Sahara. Jede Art von Vegetation – Bäume, Sträucher, Gräser, Kakteen - binden die oberen Bodenschichten und verhindern, dass Partikel emporgehoben werden.

Welche meteorologischen Bedingungen müssen herrschen?

Damit ein Sandsturm überhaupt entstehen kann, bedarf es eines sogenannten thermischen Kontrastes zwischen dem Boden und der mittleren bzw. oberen Schicht der Atmosphäre. In einer solchen Konstellation ist die Erdoberfläche wärmer als die Atmosphäre, so dass die Luftmassen zusammen mit dem Staub die Troposphäre erreichen können.

Zur Info: Die Troposphäre ist die unterste Schicht der Atmosphäre und reicht bis etwa 17 Kilometer Höhe in den Tropen und bis sieben Kilometer Höhe an den beiden Polen.

Dort angekommen, kollidieren die mit Sandpartikeln getränkten Luftmassen mit kälteren Luftschichten und steigen noch höher in die Atmosphäre. Die kalten Luftschichten verdrängen die wärmere Luft, wodurch der Druck steigt und sich die Windgeschwindigkeit erhöht. So entstehen Turbulenzen von bis zu 160 Stundenkilometern, die dann über das Land hinwegfegen.

Wo treten Sandstürme auf?

Sandstürme treten vor allem in Wüsten und in deren Randregionen auf, wo der Boden besonders locker und staubtrocken ist. Aber auch in Gebieten, die intensiv landwirtschaftlich genutzt werden, können größere Sandstürme entstehen.

Ein berühmt-berüchtigtes Beispiel hierfür ist der Mittlere Westen der USA. Die Weizenanbauregion litt in den 1930er-Jahren unter einer extremen Dürre und wurde von zahllosen Sandstürmen heimgesucht. „Dust Bowl“ (auf Deutsch: Staubschüssel) wurden in der Zeit der Weltwirtschaftskrise in den USA und Kanada Teile der Großen Ebenen genannt, die besonders in den Jahren 1935 bis 1938 von apokalyptischen Staubstürmen betroffen waren.

Wie wirken sich Staubstürme auf die Gesundheit aus?

Das kommt vor allem auf die Windstärke an. Auf der arabischen Halbinsel etwa, wo heftige Sandstürme sehr häufig sind, kündigt sich das Naturphänomen durch stark steigende Temperaturen und große Trockenheit an.

Bei schwächeren Stürmen kann man noch ins Freie gehen. Der Staub ist so fein wie Mehl oder Backpulver und legt sich auf Kleidung, Haare und Schleimhäute. Der Mund wird trocken und man bekommt ein stumpfes, knirschendes Gefühl im Mund.

Eine ganz andere Kategorie sind schwere Sandstürme. Sie brechen urplötzlich wie der nahende Weltuntergang mit einer oft mehreren Kilometer breiten und hohen, rot-braun wirbelnden Wolkenfront herein, die fast alles Licht schluckt. Das Atmen ist dann kaum noch möglich. Die Menschen versuchen, sich in geschlossene Räume zu retten, Nicht nur, weil der Sand wie grobkörniges Schmirgelpapier alle Oberflächen – auch die Haut – angreift, sondern auch, weil herumfliegende Gegenstände zur tödlichen Gefahr werden.