Die Betreuung jugendlicher Nachtschwärmer galt als Erfolg. Des Geldes wegen ist sie trotzdem Ende 2013 eingestellt worden. Foto: Michael Steinert

Mit dem Jahr 2013 endete ein Sozialprojekt für Partygänger – wegen Geldmangels. Der Bezirksbeirat würde es gern wiederbeleben. Die Polizei ebenfalls.

Die Anreise aus Freiburg war nicht umsonst, aber letztlich vergebens. Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin der Stadtmitte, hatte Gerson Kern und Johann Sening eingeladen, um im Sicherheitsbeirat über ihr Projekt gegen Suff und Gewalt zu berichten, das „Downtown Street Team“. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe junger Erwachsener, die im Ehrenamt durchs Freiburger Nachtleben streift und Jugendliche anspricht, um vor Exzessen zu warnen oder Streit zu schlichten. Das Land hat das Downtown Street Team im Neuen Schloss mit seinem Ehrenamtspreis ausgezeichnet.

 

Allerdings war das im Oktober des vergangenen Jahres. Seit Anfang 2015 ist das von Kirchen getragene Vorzeigeprojekt faktisch am Ende. Zwei von drei Geldgebern sind abgesprungen, die Stadt Freiburg hat Kern und Sening gleichsam ihres Amtes enthoben – mangels nachweisbarer Qualifikation. Die beiden studieren noch. Für ihre Nachfolge soll eine sozialpädagogisch ausgebildete Fachkraft gefunden werden.

Die Uni Tübingen beschied erfolgreiche Arbeit

Womit die Freiburger das Schicksal mit einem Stuttgarter Projekt teilen, an das Kienzle mit ihrer Einladung erinnern wollte. Bis Ende 2013 leistete in Stuttgart eine Gruppe von Helfern an den Wochenenden ebenfalls Sozialarbeit am jugendlichen Partyvolk, vorwiegend auf der Theodor-Heuss-Straße. Die Evangelische Gesellschaft leitete, die Polizei unterstützte das Projekt. Die Universität Tübingen wertete Umfragen unter den Nachtschwärmer über die Gruppe aus und beschied erfolgreiche Arbeit. Die wurde anfangs mit Spenden finanziert, später aus einem Fonds des Landes. Als die Unterstützung endete, mochte die Stadt nicht einspringen. Zwischen 100 000 und 150 000 Euro jährlich wären nötig gewesen.

Für ihre Erinnerung daran hatte Kienzle mit Bedacht das Frühjahr 2015 gewählt. Die Verhandlungen über den städtischen Haushalt der nächsten zwei Jahre, der zum Jahresende beschlossen wird, haben im Hintergrund längst begonnen. Eine Wiederbelebung der unverbindlichen Art der Jugendbetreuung wäre zumindest aus Sicht der Polizei wünschenswert. Joachim Barich und Volker Weinstock, die Leiter der beiden Reviere im Stadtzentrum, loben die einstige Arbeit nahezu wortgleich.

Anders als in Stuttgart fiel in Freiburg die Entscheidung zum Verzicht vergleichsweise leicht, denn die badische Stadt „hat gleich zwei solche Angebote“, sagt Kern, „wir haben einfach ein bisschen den Anschluss verloren“.