Er hat das Gesicht der Stuttgarter Nachrichten mit geprägt: Frank Krause Foto: StN

Wenige verkörperten wie er, was diese Zeitung ausmacht: Nachrichten! Frank Krause ist es zu verdanken, dass die Stuttgarter Nachrichten zur meistzitierten Tageszeitung im Land wurden. Sie verdanken ihm aber viel mehr als das.

Stuttgart - Manche Sätze möchte man nie schreiben müssen. Diese gehören dazu. Sie handeln von einem Menschen, einem Kollegen, der das Gesicht dieser Zeitung über viele Jahre hinweg mit prägte. Man möchte sogar sagen, der sie lebte, sofern man einen Beruf leben kann. Sie handeln von Frank Krause, einem Journalisten aus Leidenschaft, einem der profiliertesten landespolitischen Berichterstatter, einem großen Reporter und liebenswerten Freund. Am Wochenende ist er nach langer Krankheit im Alter von 50 Jahren verstorben.

Wie an ihn erinnern?

Mit einem Foto, das vielen Lesern von der Lektüre seiner Leitartikel bekannt ist. Es zeigt den Journalisten mit dem Kürzel „fk“, wie er leibt und lebte: offen, neugierig, entschlossen, ein Mensch mit wachem Blick und voller Tatendrang. Ein Optimist.

Wie an ihn erinnern?

Mit seinem Lebenslauf: 1966 wurde Frank Krause in Freudenstadt geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in Altensteig. Nach Abitur und Grundwehrdienst volontierte er 1987/88 bei den „Kreisnachrichten“ in Calw, einer Partnerzeitung, anschließend arbeitete er dort als Lokalredakteur. 1991 wechselte er zum „Badischen Tagblatt“ nach Baden-Baden. Parallel dazu absolvierte er ein berufsbegleitendes Journalisten-Studium an der Freien Universität Berlin. 1997 begann sein Engagement bei den Stuttgarter Nachrichten (StN). Schnell etablierte er sich als landespolitischer Redakteur und Medienfachmann, später wurde er Chefreporter und Leiter des StN-Rechercheteams. Im September dieses Jahres, nach 19 Jahren im Stuttgarter Pressehaus, schied Frank Krause aus, um die Presse- und Kommunikationsarbeit bei der Stiftung Deutsche Familienunternehmen zu übernehmen. Die schwere Krankheit, die ihn zuvor zu einer monatelangen Pause gezwungen hatte, schien überwunden. Sein bewegendes Fest zum 50. Geburtstag im März in der Kunsthalle in Altensteig wirkte wie ein Aufbruch.

„fk“ stand für Qualitätsjournalismus

Wie an ihn erinnern?

Mit seinen Geschichten. Mehr als 5000 Artikel weist das elektronische Archiv unserer Zeitung aus. Eine riesige Menge. Trotzdem keine Massenware, sondern Qualitätsjournalismus. Sein letzter Text datiert vom 9. September. Überschrift: „Notheis wirft Grün-Rot Polemik vor.“ Wie so oft in den vergangenen Jahren ging es um den EnBW-Deal und dessen Folgen. Krause hatte im Rückblick mit einer der Schlüsselfiguren, dem Banker Dirk Notheiß, gesprochen.

Überhaupt war er ein Mann für die großen Themen – angefangen vom milliardenschweren FlowTex-Skandal um Phantom-Bohrgeräte bis zur Flugzeugkatastrophe von Überlingen im Juli 2002. Als damals über dem Bodensee eine Frachtmaschine mit einem Flugzeug der Bashkirian-Airlines zusammenstieß, war Frank Krause binnen weniger Stunden an Ort und Stelle. Niemand wusste, wie er das geschafft hatte. Er wählte Feld- und Schleichwege, aber nicht, um Sensationsjournalismus zu betreiben. Wie immer berichtete er seriös, live und kompetent. Charakteristisch auch, dass er das Thema nicht zu den Akten legte, sondern die Leser über die Folgen auf dem Laufenden hielt.

Gleichzeitig war er ein politischer Kopf – bestens vertraut mit den Interna der Landespolitik im Allgemeinen und der CDU im Besonderen. Alle baden-württembergischen Ministerpräsidenten seit Erwin Teufel begleitete er im Amt – auch auf ihren Reisen – und bewahrte dabei stets Distanz. Zu seinem offiziellen Abschied am 15. Juli im Pressehaus erschien das halbe Kabinett, angeführt von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dessen Vize Thomas Strobl sowie fast alle Fraktionschefs. Ein Zeichen der Wertschätzung über Parteigrenzen hinweg.

Ein Journalist in Rufbereitschaft

Wie an ihn erinnern?

Mit Bildern aus seinem Berufsleben, das voll war und (arbeits-)reich. „Wähle einen Beruf, den Du liebst, und Du brauchst keinen Tag in Deinem Leben mehr zu arbeiten“, lautet ein Spruch von Konfuzius. Frank Krause hatte einen solchen Beruf gefunden. Der Journalismus war ihm Berufung. Doch das ersparte ihm nicht die Arbeit. Im Gegenteil. Er arbeitete unermüdlich, ein Ohr war immer in den Wind gestellt, um nichts zu verpassen. Ein Journalist in Rufbereitschaft und zugleich ein großer Familienmensch und Sportler. Auf eine ihm eigene, bewundernswerte Weise hat er alles zusammengebracht – Extrastunden im Büro und eine intensive Zeit mit der Familie, seiner Frau und den beiden Kindern.

Der Nachrichtenjäger (nebenbei ein hochbegabter Moderator) besaß die Gabe, Menschen zum Sprechen zu bringen. Speziell Politiker – selbst wenn sie nichts sagen wollten. Bei ihm öffneten sie sich. Auch weil er zu denen gehörte, auf deren Wort man sich verlassen konnte. Was ihm im Vertrauen mitgeteilt wurde, blieb vertraulich. Die Informationen vergrößerten seinen Wissensschatz. Er wusste, wovon er schrieb. Sein Wort hatte deshalb Gewicht. Und er hatte Kontakte. Zahlreiche Prominente aus Politik und Gesellschaft zählten zu seinen Interviewpartnern – bis hin zum früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan. Trotz der vielen großen Namen vergaß er die kleinen Namen nicht. Die Menschen mit ihren Alltagssorgen.

Dem „Kraftwerk“ ging die Kraft aus

Kollegen, die die Redaktion verlassen, erhalten eine Abschiedsseite. So ist es Tradition. So war das auch bei Frank Krause. Was im Juli niemand ahnte: Es wurde eine Abschiedsseite in doppeltem Sinne. Arnold Rieger von der Landesreaktion nannte ihn damals ein „Kraftwerk“. Das war er zweifellos. Und ein großer Kämpfer dazu. Am Ende jedoch hat die Kraft nicht ausgereicht, die Krankheit zu besiegen.

Wie an ihn erinnern?

Mit einem Satz: Adieu Frank. Hab vielen Dank!