Elke Erb (1938 bis 2024) Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die Lyrikerin Elke Erb lieferte den Beweis, dass die Zeit gegen die Neugier der Avantgarde nichts vermag. Nun ist sie mit 85 Jahren gestorben – ihre Dichtung lebt weiter.

Elke Erb war mit 82 Jahren nicht mehr die jüngste, als ihr vor gut drei Jahren endlich die lang verdiente Auszeichnung mit dem Büchner-Preis zuteil wurde. Bei dem Festakt hatte der Präsident der Akademie für Sprache und Dichtung das berechtigte Bestreben der ehrwürdigen Institution hervorgekehrt, sich zu verjüngen. Seltsamerweise hätte trotz ihres hohen Alters die Wahl auf niemand Geeigneteres fallen können, als auf die Grande Dame der zeitgenössischen Lyrik. Frischer jedenfalls, witziger und mutiger wurde an dieser Stelle selten eine Dankesrede in einen Beweis der Kunst verwandelt, um deren Ehrung es geht. In einem lyrischen Tanz über Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“ ließ sie frischen Wind durch die Risse und Brüche der nihilistischen Unsinnswelt dieses abgründigen Lustspiels hereinwehen.