Konstantinos Doukas vor seiner Bar Mythos in Stuttgart-Mühlhausen. Foto: Lichtgut-Oliver Willikonsky

Das Unwetter hat Stuttgart-Mühlhausen schlimm getroffen. Der Feuerbach trat nach dem Starkregen über die Ufer. Straßen wurden überschwemmt und Keller liefen voll. Jetzt hat das große Aufräumen begonnen.

Stuttgart - Schwere Regenfälle haben gestern Abend den Feuerbach in Stuttgart-Mühlhausen in einen reißenden Strom verwandelt und zum Überlaufen gebracht. Betroffen waren vor allem Anwohner und Geschäfte der Mönchfeldstraße, die entlang des Feuerbachs verläuft. Gegen 20 Uhr trat das Wasser über die Ufer und lief daraufhin über die Mönchfeldstraße in die Reinhartstraße, die Veitstraße und die Eybgasse. Keller und Erdgeschosse liefen voll, mehrere Autos wurden weggespült.

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Ralf Bohlmann, der Bezirksvorsteher von Mühlhausen, geht von mindestens 30 beschädigten Häusern aus. Man habe bereits die Kanäle und Straßenabflüsse gesäubert, sodass übrige Überschwemmungen abfließen können. Zeitweilig waren diese durch angespülte Ästen verstopft gewesen. Eine Sperrmüllräumung sei für den kommenden Montag anberaumt.

So wird das Wetter in den nächsten Tagen

„Für die Anwohner ist das emotional sehr belastend“, sagt Bohlmann. „Man rechnet ja nicht damit, dass plötzlich das eigene Auto am Fenster vorbeischwimmt. Das ist ein Schock.“ Gewöhnlich sei der Feuerbach ein unscheinbares, friedliches Gewässer, das keinerlei Überschwemmungsgefahr berge.

Die Feuerwehr wurde am gestrigen Abend von freiwilligen Einsatzkräften unterstützt, die den Betroffenen halfen. Eine ältere Anwohnerin mit Herzschwäche traute sich zunächst nicht aus ihrer Wohnung, in die das Wasser über den Keller gestiegen war. Die Feuerwehr kümmerte sich um die Frau, die mittlerweile anderweitig untergebracht ist. Ein weiterer Anwohner beklagt, dass die Erdgeschosswohnung seiner Eltern vollgelaufen sei. Bis die Feuerwehr zur Stelle war, habe er versucht, das Wasser selbstständig einzudämmen.

Auch die Geschäfte sind von dem unerwarteten Hochwasser betroffen. Konstantinos Doukas, der die Bar Mythos in der Mönchfeldstraße betreibt, sagt, er habe die gesamte Nacht zum Freitag in seinem Lokal verbracht, nachdem das Wasser am Abend um etwa acht Uhr von der Straße aus in dessen Räumlichkeiten gelaufen sei. „Ich habe sofort die Feuerwehr angerufen, aber es kam erst um 2 Uhr nachts jemand. Die waren komplett überlastet und mussten wahrscheinlich priorisieren. Ich habe zuerst versucht, die Tür mit Lumpen abzudichten – völlig vergeblich.“ Die Tiefgarage, in der Doukas sein Auto geparkt hat, stand auch am Freitagmittag noch unter Wasser. „Was damit ist, kann ich noch gar nicht sagen. Ich komme an den Wagen ja überhaupt nicht ran.“

Auch die Ortsgruppe der Diakonie hat mit erheblichen Schäden an ihren Autos zu kämpfen. Von den sechs Einsatzwagen, die der Diakoniestation in Mühlhausen zur Verfügung stehen, sind fünf nicht mehr zu gebrauchen.

Darüber, wie es in den nächsten Tagen weitergehen soll, herrscht allgemeine Unsicherheit. In der Veitstraße, die an die Mönchfeldstraße angrenzt, sollte dieser Tage eine Filiale der BW-Bank nach längeren Renovierungsarbeiten wieder eröffnen. „Wir waren justamente fertig, und dann regnet es uns da rein”, sagt Pressesprecher Bernd Wagner. Mit der Wiedereröffnung kann es jetzt noch etwas dauern. “Wir müssen erst mit der Bauabteilung prüfen, ob da die Sicherheit überhaupt noch gewährleistet ist.“

Auch die Bezirksverwaltung hat weiter alle Hände voll zu tun. Man arbeite mit dem Stuttgarter Tiefbauamt und der Stadtentwässerung zusammen und versuche, die Einwohner nach Kräften zu unterstützen. In den nächsten Tagen ist in Mühlhausen auch weiterhin mit Regen zu rechnen. Zumindest der Feuerbach, so Ralf Bohlmann, sei mittlerweile aber wieder „ein kleines Rinnsal“.