Spuren des Unfalls: Der Twingo landete an der Rotenwaldstaße auf der Seite. Foto:  

Das erste eigene Auto hat einen Totalschaden, und der Verursacher ist weg. Berkan Onur erzählt, wie er zum Opfer einer Unfallflucht wurde – nach einem spektakulären Unfall.

Stuttgart - Plötzlich gerät der Wagen aus dem Gleichgewicht. Der Renault Twingo, das erste eigene Auto, landet auf der Seite, nachdem er am Straßenrand gegen zwei Autos stieß. Der Fahrer atmet durch und fühlt in sich hinein. Alles dran, alles ganz, leichte Schmerzen, kein Blut fließt. Dann geht sein Blick im liegenden Twingo nach vorne durch die Scheibe, und Berkan Onur (Name geändert) traut seinen Augen nicht: „Der hat nochmal kurz runtergebremst, geschaut, und als er merkt, die Luft ist rein, gibt der Gas und haut ab!“

„Der“, das ist der mutmaßliche Unfallverursacher, Onur das Opfer. Am Mittwoch ist der Unfall geschehen (wir berichteten). Auf Höhe der Gutenbergstraße habe ein schwarzer BMW von der linken auf die rechte Spur der Rotenwaldstraße gewechselt, dabei den Twingo gestreift oder zumindest abgedrängt.

Das erste eigene Auto wurde zerstört

„Ich war in der Berufsschule, danach noch kurz in der Stadt, ich musste zur Post“, erzählt der 20-Jährige. Bei solchen Erledigungen hat der Botnanger immer gern sein Auto genommen, das er erst vor acht Wochen gekauft hatte: Für einen 15 Jahre alten Twingo hat das Lehrlingsgehalt gereicht. Onur macht eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Die Berufsschule ist in Ludwigsburg, sein Betrieb in Stuttgart-Münster. „Das kann man natürlich auch alles mit der Bahn erreichen“, sagt er leicht resigniert, denn mit der Bequemlichkeit des Autos ist es erst einmal vorbei: Der Twingo ist hinüber, „Totalschaden“, sagt Berkan Onur traurig.

„Nachdem ich ausgestiegen war, durch das Faltdach bin ich geklettert, hab ich den BMW-Fahrer alles geheißen. Die Ausdrücke kann man in der Zeitung nicht bringen“, sagt er. Die abgemilderte Version sagt er dann doch: „Wie egoistisch muss man sein? Da verursacht man einen Unfall, hinter einem kippt ein Auto um – und man rast weg? Das ist so übel“, schimpft Onur. Berkan hat trotz des Schrecks ein für die Polizei wichtiges Detail gesehen: „Es war ein Fünfer BMW Touring in schwarz. Das ist mir aufgefallen, als er vorbeifuhr, mein Onkel hat den in weiß“, sagt der 20-Jährige.

Neben dem Verhalten des Verursachers hat Berkan auch das der anderen Autofahrer geärgert: „Keiner hat angehalten. Zwei Busfahrer haben sich dann gekümmert“, sagt er. Einen Krankenwagen ließ er nicht rufen. Am nächsten Tat stellt der Arzt ein paar Prellungen fest. „Das war nicht schlimm.“ Schlimmer findet er, dass seine Versicherung ihn voraussichtlich hochstufen werde, die den Schaden übernimmt, wenn der Verursacher nicht auftaucht. „Ich hoffe, die finden den“, sagt Onur.