Das Lokal an der Geschwister-Scholl-Straße begrüßt vom 6. September an wieder Gäste. Das Konzept des italienischen Restaurants bleibt, wie es war. Foto: privat/Restaurant Valle

Vor acht Wochen starben in Stuttgart zwei Gastronomen auf ungeklärte Weise. Ihre Familien wollen nun wieder Gäste begrüßen.

Giuseppe und Donato machen weiter. Am Dienstag öffnet das Valle, das Restaurant, das ihre Familien zusammen führen, wieder seine Türen. Sie sind bereit – und traurig. Denn es fehlen zwei zentrale Personen, „zwei tolle Gastronomen und tolle Menschen“, sagt Giuseppe: sein Bruder Gianni und Rosario, Donatos Vater. Sie kamen am 11. Juli ums Leben. Wie und warum, das werden ihre Angehörigen wohl nie erfahren, denn die Todesfälle sind auch für die Polizei und die Staatsanwaltschaft ein unlösbares Rätsel. „Das wissen nur die zwei“, sagt Giuseppe leise.

Giuseppe führte das Lokal zusammen mit Rosario und Gianni. Seine Geschäftspartner waren am Abend des 11. Juli tot im Untergeschoss des Lokals aufgefunden worden. Die Polizei schließt aus, dass außer den beiden jemand im Raum war, in dem sie starben. Anhand ihrer Stichverletzungen konnte der Ablauf der Ereignisse nicht festgestellt werden. Es steht noch das Ergebnis der Blutuntersuchung aus. Dann wird das Verfahren eingestellt.

„Es ist eine Tragödie“, sagen sie. Trotzdem war Aufgeben für sie keine Alternative. Sie wollen weitermachen. Das Valle ist und bleibt ihr Lokal. Donato ist noch nicht eingestiegen, unterstützt Giuseppe aber während der Semesterferien. Im Oktober fährt er wieder nach Wien und setzt dort sein BWL-Studium fort.

Sein Vater hatte das Restaurant Perbacco an der Tübinger Straße verkauft, weil er mehr Zeit für die Familie und weniger Stress haben wollte. Im Valle war er weiterhin dabei, zusammen mit den Brüdern Gianni und Giuseppe. „Wir waren die besten Freunde“, sagt Giuseppe. In ihre Trauer mischte sich in den Wochen nach dem tragischen Tod der geliebten Menschen auch Ärger. Es wurde viel geredet, „aber nichts war richtig“, sagen sie. „Wie kann es sein, dass immer alle gleich die alten Vorurteile haben und von Mafia reden?“, fragen sie entsetzt. Keine Mafia. Kein Streit zwischen den Geschäftspartnern. Keine finanziellen Probleme. Und auch kein geplanter Verkauf des Valle. All das stimme nicht, und wenn es noch so oft in der Stadt behauptet worden sei. „Das ist traurig, denn bei den Leuten bleibt dann doch etwas hängen“, sagen sie. Das Geschäft sei gut gelaufen, die Freunde hätten sich prima verstanden. Und die große Frage, was geschah, dass beide ums Leben kamen, die können sie nicht beantworten. „Es muss weitergehen“, sagen sie.

Der Staub der letzte acht Wochen verschwindet

Weiter geht es „genau so, wie es immer war“, betont Giuseppe. Auch wenn nichts mehr ist, wie es „vor der Tragödie“ war. Sonntag und Montag bleiben vorerst Ruhetage, von Dienstag bis Samstag begrüßen sie im Lokal an der Geschwister-Scholl-Straße ihre Gäste. „Es hat sich schon ein bisschen herumgesprochen, dass wir wieder aufmachen“, sagen sie. Bis dahin ist noch viel zu tun: Sie räumen auf und putzen, die Terrasse wird geschrubbt, der Staub der fast achtwöchigen Pause verschwindet.

Glücklich schätzen sich die Familien, dass ihnen das Personal treu geblieben ist. „Sie halten zu uns und sind eine große Unterstützung, das ganze Team“, sagt Giuseppe. Das Team wuselt um sie herum im Lokal, alle sind für die Familien da. Und bei aller Trauer: Sie freuen sich, dass es wieder losgeht.