Den Einsatzkräften bot sich ein Bild der Zerstörung. Foto: 7aktuell.de/ MG

In Grafenau im Kreis Böblingen ist am Montagabend nach einem Hangrutsch die Terrasse eines Wohnhauses abgesackt. Auch für die Feuerwehr ist der Fall ungewöhnlich.

Grafenau - Die Feuerwehr und die Polizei sind am Montagabend zu einem ungewöhnlichen Einsatz in Grafenau (Kreis Böblingen) gerufen worden. An einem Wohnhaus im Ortsteil Döffingen war die Terrasse abgesackt. „Dass nach einem Hangrutsch Teile des Fundaments eines Hauses freigelegt werden, haben wir so auch noch nicht erlebt“, sagt Gianluca Biela, der Sprecher der Feuerwehr Grafenau. Auf eine Situation wie diese könne sich die Feuerwehr im Vorfeld kaum vorbereiten.

Der Untergrund unter der Terrasse hatte am Montagabend gegen 20.30 Uhr nachgegeben und war abgerutscht. Die Experten prüften die Statik des angrenzenden Wohnhauses, sie konnten dort aber keine Schäden feststellen. Kräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks stützen Teile des Hauses jedoch weiterhin vorsorglich ab. Bis in die frühen Morgenstunden kontrollierte eine Spezialgruppe des Technischen Hilfswerks aus Tübingen mit einem Messgerät, ob sich der Zustand des Gebäudes noch verändert, was jedoch nicht der Fall war. „Durch die provisorische Sicherung des Hauses kann momentan nichts mehr passieren“, gibt Biela vorläufig Entwarnung.

Bewohner kamen bei Angehörigen unter

Zum Zeitpunkt des Vorfalls hielten sich keine Personen in dem Gebäude auf, auch in den angrenzenden Häusern wurden keine Anwohner verletzt. Die Bewohner wurden nach Angaben der Feuerwehr Grafenau während des Einsatzes betreut und kamen anschließend bei Angehörigen unter. Zu der Ursache können die Experten noch keine Angaben machen. „Die momentane Kälte könnte eine Rolle gespielt haben. Es ist auch möglich, dass Regen und Schnee das Erdreich unterspült haben, aber das sind alles nur Spekulationen“, sagt Biela. Eventuell könne man mehr sagen, wenn das Erdreich abgetragen worden ist und die Aufräumarbeiten beendet sind. Dann werden Statiker und Gutachter der Versicherung den Fall prüfen.

„Ein Erdrutsch kommt immer mal wieder vor – meistens nach Unwettern“, erläutert Biela. So wie im Fall eines Erdrutsches in Nürtingen-Zizishausen (Kreis Esslingen) im Juni 2016, der sich nach starkem Regen gelöst hatte. Dort war die Terrasse eines Neubaus zusammen mit Gesteinsmassen abgegangen, 14 Häuser mussten geräumt werden. Die Ursache des Hangrutsches konnte bis heute noch nicht endgültig geklärt werden. Außerdem kann dort nicht ausgeschlossen werden, dass es erneut zu Bewegungen im Erdreich kommt.

Ungewöhnlich ist jedoch, dass es bei dem Hangrutsch in Grafenau zuvor kein Unwetter gegeben hatte. „Nun liegt es an den Eigentümern, weitere Schritte einzuleiten“, sagt Biela.

Das Gebäude darf von den Bewohnern allerdings weiterhin nicht betreten werden, bis Statiker die Lage überprüft haben. Den entstandenen Sachschaden schätzt die Polizei auf rund 50 000 Euro.