Schauplatz eines Raubüberfalls: die McDonalds-Filiale in der Aldinger Straße in Stuttgart-Mühlhausen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Schockiert zeigen sich etliche Gäste und Passanten am Tag nach dem Raubüberfall auf das Schnellrestaurant McDonald’s an der Aldinger Straße in Stuttgart-Mühlhausen.

Stuttgart - Warm angezogen hat sich ein Mitarbeiter der Restaurant-Kette. Zwischen dem knappen Dutzend parkender Autos jagt er am frühen Donnerstagnachmittag einem leeren Pappbecher und ein paar Papierfetzen nach, während der „Friederike“-Sturm gewaltig das Banner bläht, mit dem für die „Rösti-Wochen“ geworben wird. Im Restaurant selbst herrscht um diese Zeit Gelassenheit: „Uns geht es gut, wir arbeiten ganz normal“, sagt eine Mitarbeiterin, als sie auf den nur wenige Stunden zurückliegenden Überfall angesprochen wird. Sowieso wäre es ihr am liebsten, wenn man die Sache auf sich beruhen ließe: „Da wird alles nur neu aufgewühlt und die Leute machen sich Sorgen“, meint sie.

Die Kunden haben gemischte Gefühle

Aufgewühlt sind die Menschen draußen tatsächlich angesichts der Gewalttat, bei der drei Maskierte einen Mitarbeiter in der Nacht nach Dienstschluss mit Waffengewalt zurück ins Restaurant, zur Öffnung des Tresors und Herausgabe des Bargeldes gezwungen hatten. „Wir sind doch nicht in Chicago“, meint ein 29-Jähriger, „das ist doch eigentlich Dorfrand hier!“ Eine 41-Jährige aus dem Mühlhäuser Teilort Mönchfeld ist ebenfalls schockiert, fügt nach kurzem Nachdenken aber hinzu: „Es tut mit leid für die Mitarbeiter, für die ist das ein Schock. Ich arbeite aber selbst im Verkauf, und eigentlich muss man heutzutage immer mit so etwa rechnen.“ Zu dieser Meinung sei sie auch gekommen, nachdem im vergangenen Jahr in das Mehrfamilienhaus eingebrochen wurde, in dem sie wohnt. Ihrem zehnjähriger Sohn ist nun „ein bisschen mulmig“ beim Gedanken, jetzt „da drin etwas zu essen“: „So etwas kenne ich nur aus Filmen“, sagt er.

Weniger verwundert ist dagegen Denis Demirovic. Der 30-jährige Handwerker wartet auf einen Kollegen und meint: „Ich bin zwar auch etwas erschrocken, als ich das erfahren habe. Aber heutzutage kann einen doch kaum noch etwas schockieren.“ Für die Gangster hat er nur Spott übrig: „Ich glaube nicht, dass sich das für die gelohnt hat!“

„Die Hemmschwelle für Gewalt sinkt“

Genau darin aber sieht ein junges Paar aus Remseck das Bedenkliche: „Dass auch für vergleichbar geringe Beträge mit größter Brutalität vorgegangen wird, das finde ich schockierend. Und dass das sogar in der Nachbarschaft passiert, ist irgendwie beunruhigend“, sagt die Frau, bevor sie sich mit ihrem Begleiter unverwandt davon macht: „Jetzt habe ich Hunger.“

Ins Grübeln bringt der Überfall Markus Rapp aus Sachsenheim: „Es ist gut, dass es für den überfallenen Mann glimpflich ausgegangen ist“, betont der Mittfünfziger, Die letzten Jahre lese man „solche Sachen ja dauernd in der Zeitung, und das betrifft inzwischen Stadt und Land“. Sogar im idyllischen Bottwartal sei im vergangenen Jahr „ein und dieselbe Tankstelle in kurzer Zeit zweimal überfallen worden“.

Nach seiner Einschätzung sinke „die Hemmschwelle für Dreistigkeiten und Gewalt“. Ein Freund seines Sohnes sei kürzlich nachts an einer Bushaltestelle in Stuttgart bedroht worden: „Und zack, war das Handy weg!“ Sein Sohn, 20, habe inzwischen den „kleinen Waffenschein“: „Wenn er spät mit seiner Freundin von der Haltestelle auf dem Land noch einen längeren Weg hat, dann hat er jetzt die Schreckschusspistole dabei,“ berichtet Rapp. Er selbst spüre inzwischen auch ein „Unsicherheitsgefühl“, das er früher nicht gekannt habe: „Man will eigentlich freundlich, offen und hilfsbereit sein. Inzwischen baue ich aber zuerst ein inneres Schutzschild auf und schätze ab zwischen Gut und Böse. Ich stehe zu meinem Empfinden. Und ich kenne viele, denen geht es auch so.“

„Gut, dass die Polizei mehr Streife fährt“

In der „Zunahme an Gewaltbereitschaft“, die Rapp konstatiert, stecke aber „auch ein anderes gesellschaftliches Problem“: „Ich will Gewalttäter auf keinen Fall entschuldigen. Aber wer eine gute Arbeit hat, sein Geld verdient und davon leben kann, der kommt nicht auf dumme Gedanken“, glaubt er. Gut sei, „dass bei der Polizei jetzt nicht mehr abgebaut wird, sondern dass neue Stellen geschaffen werden. Das war höchste Zeit!“ Die Polizei könne zwar „auch nicht überall sein“: „Aber wenn sie mehr Streife fährt, schreckt das ab. Und es erhöht das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.“