Der Altbacher Friedhof am Sonntagvormittag: Die Ermittler sind weg. Die Absperrbänder geblieben. Foto: /Greta Gramberg

Nach dem Böllerwurf auf eine Trauergesellschaft am Freitag in Altbach sind offenbar noch viele Fragen offen. Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft schließen Verbindungen zu Schüssen in der Region zumindest nicht aus. Besucher des Friedhofs sind fassungslos.

Sonntagvormittag in Altbach: Die Sonne scheint, es gibt wenig Verkehr, stille Idylle in der 6000-Einwohner-Gemeinde. In der evangelischen Christuskirche werden in einem Gottesdienst Kinder getauft, auf dem benachbarten Friedhof pflegt eine Frau das Grab ihrer Eltern. Nur die im Wind flatternden, rot-weißen Absperrbänder der Polizei, die an verschiedenen Stellen angebracht und teilweise wieder abgerissen wurden, erinnern daran, was am Freitag gegen 12 Uhr hier geschehen ist: Auf eine Trauergesellschaft war ein explosiver Gegenstand geworfen worden, fünf Menschen wurden verletzt. Zu den Hintergründen der Tat ist bislang nichts bekannt, ein 23-Jähriger wird verdächtigt. Der junge Mann konnte nach Angaben vom Samstag vorerst nicht vernommen werden, weil einige der Gäste der Trauerfeier ihn verfolgt und so schwer verprügelt hatten, dass er ins Krankenhaus geflogen werden musste.

In Altbach wird freilich gerätselt. Über die Herkunft der mehrere hundert Personen großen Trauergesellschaft etwa. Und über mögliche Gründe für die Attacke. Bei Begegnungen der Besucherinnen und Besucher des Friedhofs kommen die Geschehnisse zwei Tage zuvor unmittelbar zur Sprache. Die Frau, die das Grab ihrer Eltern pflegt, erzählt, sie sei am Freitagvormittag vor Ort gewesen, um die Trauerfeier nicht zu stören aber wieder gegangen. Eine andere sagt, sie habe sich noch überlegt, mittags zum Gießen zu kommen, es aber Gott sei Dank auf den Abend verschoben. „Einfach nur erschreckend“ oder „Ich bin fassungslos“, sind Sätze, die fallen. Haben sie Angst auf dem Friedhof? Nein, sagt eine Dritte, schließlich sei so etwas seit 50 Jahren nicht passiert, so lange lebe sie schon in Altbach. Doch die anderen formulieren eine allgemeine Sorge um die Sicherheit im Dorf und der Region.

Gibt es einen Zusammenhang mit Schüssen in der Region?

Dass die Polizei Zusammenhänge mit einer Serie von Schüssen in der Region zumindest nicht ausschließt, dürfte die Spekulationen noch anheizen. In den vergangenen Monaten war es immer wieder zum Einsatz von Feuerwaffen gekommen, unter anderem in Ostfildern und Plochingen. Deswegen hat das Polizeipräsidium Reutlingen am Freitagabend die Ermittlungen im Altbacher Fall an das Landeskriminalamt abgegeben.

Der am Freitag in Altbach Beigesetzte war ein 20-Jähriger. Der junge Mann war einige Tage zuvor bei einem Bahnunfall ums Leben gekommen. Den Ermittlern zufolge nahmen bis zu 500 Gäste an der Trauerfeier teil. Nach der Explosion, bei der fünf Personen leichte Verletzungen erlitten, rückte ein Großaufgebot an Einsatzkräften an. Zeugen hatten von zwei möglichen Tatverdächtigen berichtet. Die Aussagen werden überprüft, allerdings gehen die Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Samstag von einem Einzeltäter aus. Zu möglichen neuen Entwicklungen ist nichts bekannt, die Pressestellen von Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft waren am Sonntagmittag nicht erreichbar.