Die Wasser- und Schlammmassen in Oberstenfeld kamen von den höher gelegenen Feldern. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Nach dem Unwetter am Donnerstagabend im Kreis Ludwigsburg schwamm in Mundelsheim sogar ein Auto durch die Straßen. Der Schaden ist enorm, Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.

Ein schweres Unwetter hat am Donnerstagabend den nördlichen Landkreis Ludwigsburg gebeutelt. An einzelnen Orten regnete es so stark, dass das Wasser sturzbachartig durch die Straßen lief. Besonders betroffen waren Mundelsheim und Oberstenfeld.

Das Unwetter entwickelte sich gegen 18.30 im Bereich Vaihingen an der Enz, sagt der Bottwartaler Wetterexperte Yannick Gare. „Dann zog es unter ständiger Verstärkung über den mittleren Neckarraum Richtung Mundelsheim und Bottwartal. Hier kam es zwischen 18.40 Uhr und 19.40 Uhr zu sintflutartigen Regenfällen.“

40 bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter

Innerhalb von 40 Minuten kamen in Mundelsheim bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter runter, so Garbe, in Oberstenfeld waren es sogar bis zu 60 Liter pro Quadratmeter. „Vor allem im Bereich von starken Gefällen bildeten sich rasch reißende Sturzfluten, wie im Bereich der Forststraße in Oberstenfeld oder in der Hindenburgstraße in Mundelsheim. Auch Hagelkörner mit bis zu zwei Zentimetern Durchmesser wurden beobachtet.“

Der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann war noch im Rathaus, als das Unwetter losging und damit quasi mittendrin. „Es kamen große Mengen Wasser und Schlamm von oben von den Feldern über die Forststraße bis zur Großbottwarer Straße“, berichtet er. So etwas habe es in dieser Form in den vergangenen 50 Jahren nicht gegeben, lautete der Tenor im Ort. „Starkregenereignisse wie diese sind deutschlandweit zunehmend zu beobachten“, so Kleemann. „Am Donnerstag hatten wir das Pech, dass wir dran waren.“ Nur einen guten Kilometer weiter, in Beilstein, sei es vergleichsweise glimpflich ausgegangen.

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Nicht so allerdings in Mundelsheim. Hier schossen die Wassermassen durch den Ort wie reißende Flüsse. Kreisbrandmeister Andy Dorroch war unterwegs, um sich ein Bild von der Lage in den betroffenen Orten zu machen. „Wenn einem ein Golf IV schwimmend in den Wassermassen mitten in Mundelsheim entgegenkommt, stockt einem schon der Atem. So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Da kommen für den Kreisbrandmeister Erinnerungen an Katastrophen wie Braunsbach hoch. Glücklicherweise hat es beim Unwetter am Donnerstag im Landkreis keinen Personenschaden gegeben, so Dorroch. Dennoch sei die Lage dramatisch gewesen. Zumal in Gronau zudem ein Blitz in ein Hausdach einschlug kurzzeitig Personen eingeschlossen waren. Hinzu kamen unterspülte Straßen und freigelegte Gas- und Wasserleitungen. „Eine große Herausforderung für die Helfer.“ Aber: „Ich bin sehr zufrieden. Alle Zahnräder haben ineinander gegriffen.“

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