Leichtere Sägen haben in den vergangenen Jahren auch das Fällen von Bäumen einfacher gemacht. Foto: Stihl

Für den Hersteller von Motorsägen und Gartengeräten Stihl war im vergangenen Jahr der Frühling zu kalt und der Sommer zu heiß. Trotzdem wächst das Waiblinger Unternehmen und hat unter anderem in eine eigene Fertigung von Akkus investiert.

Waiblingen - Noch in diesem Herbst will der Waiblinger Motorsägen- und Gartengerätehersteller Stihl die ersten Akkus aus eigener Produktion auf den Markt bringen. Dies erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Bertram Kandziora. Am Stammsitz in Waiblingen habe das Unternehmen eine Fertigung für Batteriepacks aufgebaut. Dort würden auf dem Rücken zu tragende Akkus für Profis hergestellt, sagte der Vorstandsvorsitzende. Mit der Herstellung eigener Batterien reagiert Stihl auf die stark wachsende Nachfrage nach Geräten, die mit Akkus betrieben werden. Auch Akkus für Geräte von Endverbrauchern werden von Stihl komplett selbst hergestellt.

Nach eher ruhigen Geschäften im ersten Quartal habe das Unternehmen im April „gut aufgeholt“, sagte Kandziora zur Entwicklung im laufenden Jahr. Im laufenden Jahr habe sich auch der wieder etwas schwächere Euro positiv ausgewirkt. Eine konkrete Umsatzprognose gab er allerdings nicht ab. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz trotz eines höheren Absatzes an Geräten leicht gesunken. Der Umsatz ging um 0,3 Prozent auf 3,78 Milliarden Euro zurück. In den vergangenen Jahren hatte Stihl seinen Umsatz dagegen stets gesteigert. Für den Rückgang machte Kandziora Wechselkurseffekte und das Wetter verantwortlich. Besonders der starke Euro habe das Unternehmen belastet. Bei Eurokursen wie noch 2017 wäre der Umsatz nach den Angaben des Vorstandsvorsitzenden um 4,2 Prozent gestiegen. „Ein langer, kalter Frühling und ein sehr heißer Sommer“ hätten sich 2018 „negativ auf das Wachstum der Natur und damit auch auf die Nachfrage nach unseren eigenen Produkten ausgewirkt“. Außerdem hätten sich wegen der Unklarheit über den Brexit und weltweiter Handelsbeschränkungen die geschäftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert. Als Wachstumstreiber gelten Gartengeräte für Endverbraucher sowie neue Produkte für Profis. Kandziora räumte ein, auch das Ergebnis sei etwas zurückgegangen. Genaue Zahlen nennt das Familienunternehmen traditionell nicht.

Mähroboter und Motorsägen verkaufen sich gut

Anders als weltweit konnte Stihl seinen Umsatz auf dem deutschen Markt steigern. Besonders bei Mährobotern und Motorsägen habe sich das Geschäft gut entwickelt. Das Unternehmen erwirtschaftet allerdings mehr als 90 Prozent seiner Erlöse außerhalb von Deutschland. Knapp 40 Prozent des Umsatzes werden in der EU erzielt. In Kenia hat Stihl eine eigene Vertriebsgesellschaft gegründet.

Die Zahl der Mitarbeiter stieg im vergangenen Jahr um fast acht Prozent auf insgesamt 17 120 Beschäftigte. Im Stammhaus, zu dem die Standorte Waiblingen, Ludwigsburg, Fellbach, Weinsheim in der Eifel und Wiechs am Randen im Kreis Konstanz gezählt werden, stieg die Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr auf knapp 5000 Beschäftigte. Davon arbeiten 3780 in Waiblingen. Im Jahr 2019 sollen 300 neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Stihl investiert unter anderem in Brasilien und Österreich

Seine Investitionen hat das Unternehmen im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 324 Millionen Euro gesteigert. Dem standen Abschreibungen von knapp 160 Millionen Euro gegenüber. Zu Schwerpunkten bei Investitionen gehörten ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Brasilien sowie die Erweiterung von Produktion und Entwicklung im österreichischen Kufstein. Die Investitionen im Stammhaus seien sogar auf 14 Millionen Euro verdoppelt worden, sagte Kandziora. Mit 124 Millionen Euro seien 38 Prozent aller Investitionen in die deutschen Werke geflossen. Neben der Akkufertigung in Waiblingen 2018 wurde zu Beginn des laufenden Jahres ein weiteres Werk in Fellbach in Betrieb genommen.

Vorantreiben will Stihl auch die Digitalisierung von Abläufen. Dazu kann nach den Worten des im Sommer in den Ruhestand gehenden Entwicklungsvorstands Wolfgang Zahn die gesamte Prozesskette vom Wald bis zum Sägewerk gehören. „Das erspart das Fällen von Holz auf Vorrat und ist damit auch ein Schutz gegen den Borkenkäfer“, meinte Zahn.