Gut gelauntes Trio: Landrat Rainer Haas, Korntal-Münchingens Schultes Joachim Wolf, Ditzingens OB Michael Makurath (von links). Der Heimerdinger Ortsvorsteher Fritz Hämmerle betont, dass man nun auch unter den Bürgern für die Bahn werben müsse. Er wirbt mit einem großen Transparent. Foto: factum/ Granville

Zehn Jahre hat es vom Grundsatzbeschluss bis zur ersten Fahrt nach Heimerdingen gedauert. Der politische Druck auf die Verantwortlichen war zuletzt groß, weil eine wichtige Genehmigung bis lange Zeit ausstand.

Ditzingen - Die letzten werden es erst geglaubt haben, als die Strohgäubahn um 14.01 Uhr in Heimerdingen einfuhr. Nach zehn Jahren Planung war es dann aber tatsächlich soweit. Der Ditzinger Stadtteil wird künftig im Halbstundentakt angefahren. Das sei „alternativlos im Hinblick auf die Mobilität in dem landesweit am schnellsten wachsenden Landkreis“, sagte der Landrat Rainer Haas bei der Feierstunde. Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath sprach von einer Aufwertung des Stadtteils. „Ab heute kann keiner mehr sagen, er müsse im Stau stehen.“ Schließlich gebe es eine „eine Alternative mit Sitzplatzgarantie“.

Rückblick auf ein Jahrzehnt der Planung

Zehn Jahre hatte der Zweckverband Strohgäubahn auf diesen Tag hingearbeitet. Er hatte um den Fortbestand der Bahn gerungen, die einst von Weissach nach Feuerbach fuhr, weil dafür eine 50 Millionen teure Modernisierung notwendig wurde. Groß war deshalb am Montag die Freude beim Zweckverband – also den Strohgäubahnanrainer Ditzingen, Korntal-Münchingen, Schwieberdingen und Hemmingen sowie dem Landkreis. Und doch prägte eher verhaltene als ausgelassene Freude den laut Makurath „historischen Tag für Heimerdingen“. Zu viele Baustellen sind noch offen: Die Genehmigung für den Umbau des Heimerdinger Bahnhofs steht aus, in Korntal schwelt der juristische Streit um den Lärmschutz am Bahnhof. Und über die mögliche Anbindung des Bähnles nach Feuerbach wird diskutiert, nachdem der Verkehrsdirektor des Regionalverbands diesem Plan zuletzt kaum Chancen einräumte. Jürgen Wurmthaler hatte sein derzeitiges Nein mit der überlasteten Strecke der S-Bahnlinien 6 und 60 begründet. Das sei zwar ein Rückschlag gewesen, sagte Haas. Zugleich wollen beide Seiten im Gespräch bleiben. „Wenn es nicht in der nächsten Woche losgeht, können wir damit auch noch umgehen“, zeigte sich Haas daher optimistisch. Er erinnerte daran, dass der Zweckverband stets großen Wert auf die Anbindung an Feuerbach gelegt habe. Dies sei nicht umgesetzt worden, weil das Land die Modernisierung des Bähnles nur bis Korntal-Münchingen gefördert habe. Das Land zahlte die Hälfte des 50 Millionen-Projekts. Haas streifte damit die Diskussionen, die es zwischen der Region und dem Landkreis Fortbestand der Bahn gegeben hatte.

Zwischenzeitlich stand der Landrat unter Druck

Haas verhehlte nicht, dass an diesem Tag ein großer politischer Druck von ihm gewichen war. Tatsächlich hatte das Eisenbahnbundesamt wohl erst vor einer Woche die entscheidende Genehmigung erteilt. Dabei war die Anbindung Heimerdingens schon um ein Jahr verschoben worden. 2017 war die Leit- und Sicherungstechnik zur Steuerung der Signalanlagen nicht verfügbar. Der Bahnbetreiber, die Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft (WEG), hatte das Unternehmen Thales mit dem 3,9 Millionen Euro teuren Projekt beauftragt.

Der WEG-Geschäftsführer Horst Windeisen stand deshalb nicht minder unter Druck als Haas. Für das weltweit agierende Unternehmen Thales, das seinen Deutschlandsitz in Ditzingen hat, war es vor allem peinlich, für die Verzögerung des Projekts vor der Haustür verantwortlich gemacht zu werden. Zur Feierstunde waren nun hochrangige Firmenvertreter gekommen. Wer die Kosten trägt, die durch die Verzögerung entstanden sind, ist unklar. Laut Makurath suche man noch nach einer „verursachergerechten Lösung“.