Khalil Ahmed (links) kocht mobil mit Reinhard Steidl. Foto: factum/Granville

Lammfleisch mit Kichererbsenmus? Oder doch lieber pakistanisches Fladenbrot? Wer darauf Lust verspürt, sollte zur „Weltenküche“ vor der Ludwigsburger Waldorfschule kommen. Dort kochen Flüchtlinge am Samstag ihre Rezepte.

Ludwigsburg - Es hat einige Monate gedauert, bis Reinhard Steidl seine mobile Küche fertig hatte. Doch seit Mitte März ist die etwa 1,60 Meter breite und 2,60 Meter lange, mobile und vom Veterinäramtfreigegebene Kocheinheit komplett. „Eigentlich wollte ich ein Café für Flüchtlinge eröffnen, in dem man sich zum Kochen, Essen und Reden trifft“, erzählt der ehemalige Waldorflehrer. Weil er keinen kostenlosen Raum gefunden habe, sei ihm die Idee einer mobilen Küche gekommen. Also entwarf er Pläne, baute einen Anhänger um und organisiert damit sein Projekt Weltenküche. Flüchtlinge, etwa aus Pakistan, Afghanistan oder Georgien, kochen in der mobilen Einrichtung ihre Speisen und verkaufen sie beispielsweise bei Stadtfesten.

Vor dem ersten Einsatz wird probe-gekocht

Der 30 Jahre alte Ahmed Khalil aus Pakistan ist beim nächsten Einsatz am kommenden Samstag vor der Ludwigsburger Waldorfschule dabei. „Ich werde Fladenbrot selbst machen, dazu Lammfleisch und Kichererbsenmus“, sagt er. Über einen Bekannten aus seinem Ludwigsburger Flüchtlingswohnheim sei er zu dem Projekt gekommen und habe zunächst in Steidls heimischer Küche „zur Probe gekocht“. Vor dem ersten gemeinsamen Einsatz mit der mobilen Küche treffe man sich immer, „um zu schauen, ob es passt“, sagt Steidl. Anschließend würden die Rezepte aufgeschrieben und die Zutaten vor einem Event gemeinsam eingekauft. Der öffentliche Einsatz selbst ist dann flexibel: Entweder, die Passanten verspüren selbst Lust, mitzukochen. Dann werden spontan Teams aus Flüchtlingen und Gästen gebildet. Wer hingegen einfach eine Mahlzeit aus fremden Ländern versuchen möchte, kann diese zum Preis von etwa sechs Euro pro Portion kaufen. Damit werden die Unkosten für die Lebensmittel gedeckt.

Eine Abwechslung zum täglichen Einerlei

Für Ahmed Khalil ist das Projekt eine Möglichkeit, aus seinem täglichen Einerlei im Wohnheim zu entkommen. „Ich koche sehr gerne und freue mich, dass ich mitmachen darf“, sagt er. Gerne würde er ein Praktikum in einem Restaurant machen, bislang fehlt ihm noch die nötige Arbeitserlaubnis. Da die Mitarbeit bei der Weltenküche für alle Beteiligten ehrenamtlich ist, gerät keiner der Flüchtlinge durch sie mit dem Gesetz in Konflikt.

Mit seiner mobilen Küche möchte Reinhard Steidl dreierlei für die Flüchtlinge erreichen: „Tätig zu sein, sich in der Öffentlichkeit tätig zu zeigen und Anerkennung zu bekommen.“ Sein Engagement wird belohnt; er habe bereits mehrere Anfragen, mit seiner Weltenküche an Veranstaltungen teilzunehmen. Seine Köche rekrutiert er über Sozialarbeiter, die den Kontakt zu den Flüchtlingen herstellen, sowie über Bekannte und Freunde. Wer ihn und seine Küche buchen möchte, kann das jederzeit tun. Dann ist eine Miete von 300 Euro fällig, plus die Kosten für die Lebensmittel.