Noch eine Baustelle: Am Milaneo wird noch eifrig gearbeitet Foto: Storck

Das Einkaufszentrum Milaneo öffnet am Donnerstag seine Pforten – und im Rathaus rechnen viele mit erheblichen Verkehrsproblemen. Die Hoffnung ist, dass es gut geht. Manche Fraktionen monieren, der Betreiber werbe nicht genug für Fahrten mit Bus oder Bahn.

Stuttgart - Frühaufsteher bekommen ihre Chance, wenn am Donnerstag das Milaneo in Betrieb geht. Schon um 6 Uhr wird Stuttgarts vierter Media-Markt seine Pforten öffnen. Um 8 Uhr folgen die anderen der rund 200 Shops im neuen Zentrum. Man rechnet mit bis zu 120 000 Besuchern. Kommt es zu einem Verkehrschaos? Und verkraftet Stuttgarts Straßensystem wenigstens in Normalzeiten diesen neuen Verkehrstreiber? Das sind Fragen, die am Dienstag den Technik-Ausschuss und die Verwaltung umtrieben.

„Ob es zum Chaos kommen wird, muss sich weisen“, sagte Bernd Eichenauer vom Ordnungsamt. Rund laufen werde vermutlich nicht alles. Diese Eröffnung sei kein Routinefall. Denn: „Die Sache läuft im Baustellenumfeld.“ Büros und Wohnungen über dem Einkaufstempel sowie ein Hotel an der Heilbronner Straße werden erst zum August 2015 fertig. Aber sogar noch länger werden im Europaviertel Fahrspuren verlegt, Ampeln montiert, Gehwege vervollständigt und Bäume gepflanzt werden.

Was zur Eröffnung vorhanden ist, reiche für den Regelverkehr aus, sagte Eichenauer. Im Zwei-Minuten-Takt würden nebenan Stadtbahnen halten. Die Kreuzung Wolframstraße/Heilbronner Straße sei mit allen Fahrspuren und Fußgängerüberwegen gewappnet. „Wir haben einen durchaus respektablen Stand der Infrastruktur erreicht“, urteilte Eichenauer.

Wenn das Parkhaus, das 1700 Stellplätze bietet, auf „besetzt“ schaltet, werden Absperrungen aufgebaut. Dann, sagte Centermanagerin Andrea Poul, werden die Autos zum LBBW-Parkhaus und zum Ufa-Kino im Nordbahnhofviertel umgeleitet. Mit einer 23-seitigen Power-Point-Präsentation stellte Poul das Verkehrskonzept zur Eröffnung vor. Ihr Signal: Man ist gewappnet. Dazu verwies sie auf Bodenaufkleber und menschliche Helfer, die Fußgänger aus dem Hauptbahnhof zum Milaneo lotsen.

Vor allem Peter Pätzold (Grüne) und Christoph Ozasek (Linke) warnten vor Problemzonen. An den Eröffnungstagen müssten viele, die nicht ins Milaneo wollen, über die Kreuzung Heilbronner Straße/Wolframstraße kommen oder sie weiträumig umfahren, sagte Pätzold. Die Einfahrt vom Nordbahnhofviertel auf die Wolframstraße sei jetzt oft schon dicht, ergänzte Ralph Schertlen (Stadtisten). Auch vor der B 14 am Neckartor würden sich Autos auf dem Weg nach Cannstatt oder zum Stadtzentrum stauen. Die Entwicklung an der B14 habe man im Blick, entgegnete das Tiefbauamt. Man werde künftig noch manches optimieren, erklärte das Ordnungsamt.

Die Grünen sollten nicht alles schlechtreden, mahnte Alexander Kotz. Die CDU wünsche sich, dass es im Milaneo richtig brumme und die Menschen Geld liegen lassen. Etwas Knirschen gehöre zum Auftakt dazu. Ähnlich sah es Martin Körner (SPD). Beide rieten, einen Teil der Maßnahmen bis Mitte 2015 anzuwenden. Jürgen Zeeb (Freie Wähler) lobte sogar, der Investor habe sich in bisher nie gekanntem Maß Mühe gegeben mit dem Verkehrskonzept. Umstritten blieb aber, ob das Mobilitätskonzept und die Anreize für Fahrten mit Bussen und Bahnen ausreichen. Nein, fanden die Grünen. Der Investor wolle nur mit Schildern den Kollaps verhindern. Centermanagerin Poul räumte ein, man habe das Thema Anreize für den ÖPNV, etwa die Teilrückerstattung von Ticketkosten, „noch nicht abgeschlossen“. Ihr Problem: „Wir müssen den Leuten vermitteln, dass wir fertig sind.“ Noch gebe es viele Zweifel. Trotzdem erwartet man viele Besucher. Im Normalbetrieb rechne man später mit 20 000 bis 25 000.