Messer als Waffe: Immer wieder kommt es Angriffen. Foto:  

Die Berichte über Gewalttaten, bei denen ein Täter mit einem Messer zustach, häuften sich 2017 und in den ersten Monaten des Jahres 2018 . Diese Art von Kriminalität ist auch, aber nicht primär ein Migrationsproblem, kommentiert unser Politik-Redakteur Norbert Wallet.

Sutttgart - Mit Schlagworten wie „Messer-Migration“ geht die AfD auf ihre Propaganda-Feldzüge, um – gewiss nicht ohne Erfolg – ein Zerrbild der Situation in Deutschland zu zeichnen und unterschiedslos Stimmung gegen alle Zuwanderer und Flüchtlinge zu schüren. Dagegen ist nur anzukommen, wenn Probleme offen angesprochen und richtig eingeordnet werden. Sie zu verstecken, zu verkleinern oder glatt abzustreiten hilft nur den schrecklichen Vereinfachern. Diese Erkenntnis ist noch nicht überall durchgedrungen. Das zeigt schon die Tatsache, wie mühsam es ist, alle Bundesländer auf eine einheitliche Erfassungspraxis von Straftaten, bei denen Messer als Tatmittel benutzt werden, zu verpflichten.

Ein wichtiges Phänomen ist die Verrohung sehr junger Straftäter

Baden-Württemberg erfasst in seiner Polizeistatistik schon seit 2013 diese Deliktsbereiche. Das ist gut so, denn das schafft einen Fundus an unbestreitbaren Fakten. Den aus dieser Statistik abzuleitenden Wahrheiten kann niemand ausweichen. Dazu zählt die grundlegende Erkenntnis, dass Messerkriminalität in erster Linie eben durchaus kein Migrationsproblem ist. Auf einen tatverdächtigen Asylbewerber oder Flüchtling kamen 2017 fünfmal so viele deutsche Verdächtige, bei der Gewaltkriminalität mit Messern noch mehr als dreimal so viele.

Aber das ist nicht ganze Wahrheit. Anteil und Zahl der Asylbewerber und Flüchtlinge an der Messerkriminalität sind von 2013 bis 2016 angestiegen, bei den Straftaten gegen das Leben sogar sehr deutlich, und bei der Gewaltkriminalität geht dieser Trend weiter. Und wiederum ist auch das nur ein Teil des Problems. Ein wichtiges anderes Phänomen ist die Verrohung sehr junger Straftäter. Über all diese Punkte muss offen diskutiert werden. Nur dann haben die schrecklichen Vereinfacher keine Chance.

norbert.wallet@stzn.de