Besser mit Jens Spahn regieren als gegen ihn, sagt sich CDU-Chefin Angela Merkel und bindet ihren Widersacher ins Kabinett ein. Foto: AP

Kanzlerin Merkel holt sich mit ihrer Ministerliste die Kontrolle über die CDU zurück, analysiert unser Kommentator Wolfgang Molitor.

Berlin - Und alle sind glücklich: die konservativen Kreise in der CDU, die es geschafft haben, Angela Merkel dazu zu bewegen, Jens Spahn als Gesundheitsminister an den Kabinettstisch zu holen; die Frauen, die mit Anja Karliczek , Julia Klöckner und Ursula von der Leyen gut vertreten sind, und auch die Merkel-Anhänger, die mit der Berufung von Peter Altmaier bewiesen bekommen haben, dass Merkel auch schwergewichtige Loyalität belohnt. Nicht zuletzt zufrieden ist natürlich die Kanzlerin selbst, die schon mit der Berufung von Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Generalsekretärin bewiesen hat, dass sie unter Druck doch noch ein glückliches Händchen zeigen kann, wenn es gilt, innerparteiliche Konflikte zu steuern und zu kontrollieren.

Die Delegierten auf dem heutigen Parteitag jedenfalls dürfte Merkel mit ihrer Entscheidung jedenfalls hinter sich gebracht haben. Natürlich wird es weiter Murren und Knurren geben. Das eine oder das andere wird dem einen oder anderen nicht gefallen, Baden-Württembergs Einfluss etwa schwindet, aber die Geschlossenheit der Partei – auch das wird man bei der Wahl von Kramp-Karrenbauer sehen – ist weitestgehend wieder hergestellt.

Da kann sich die SPD eine Scheibe abschneiden

Da kann sich die SPD eine Scheibe abschneiden. Selbst kleine und gezierte Nickeligkeiten, die sich einer wie der aussortierte Innenminister Thomas de Maziere erlaubt, fallen nicht ins Gewicht. Die CDU funktioniert – das mag manchem Aufbruch-Fan zu wenig sein, aber das unterscheidet sich in durchaus positiver Weise von den Genossen. Während die noch eine Woche Hoffen und Bangen müssen, ob sich die Basis für oder gegen die Groko ausspricht, ist die CDU und die Kanzlerin bereits einen guten Schritt weiter. Man darf gespannt sein, welche Auswirkungen Merkels Ministerriege auf die Entscheidung der SPD haben wird.

wolfgang.molitor@stuttgarter-nachrichten.de