Das Prinzip Mefistofele: Mika Kares (Mitte, sitzend) neben dem toten Faust (Antonello Palombi), dahinter der Staatsopernchor Foto: Thomas Aurin

Wirkungsvolle, opulente Massenszenen siegen bei „Mefistofele“ am Sonntagabend eindeutig über einige gute Inszenierungsideen. Dazu passt, dass in Arrigo Boitos dramaturgisch zerrissener „Faust“-Oper aufseiten der Musik zuallererst der Staatsopernchor glänzt.

Stuttgart - Um Himmels willen, wo ist Gott? Von oben links fällt schräg ein Lichtstrahl auf die Bühne: dorthin, wo der Teufel steht, den Goethe in seinem „Faust“ mit dem himmlischen Herrscher um die Seele des Menschen wetten lässt. So sieht der „Prolog im Himmel“ jetzt an der Staatsoper Stuttgart aus. Wie er klingt? „Der Herr“, mit dem sich der Teufel hier unterhält, äußert gerade mal sechs Worte, gesungen noch dazu von mehreren Choristen. Die Oper „Mefistofele“ verschiebt die Perspektive. Gott ist weit weg, er ist ziemlich tot. In der Inszenierung von Àlex Ollé ist er allerhöchstens eine Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft.