Bei einer Blutvergiftung ist eine schnelle Diagnose oft überlebenswichtig Foto: dpa/Franziska Gabbert

Der Stuttgarter Boschkonzern sieht seinen Bereich Medizintechnik als wichtiges Wachstumsfeld an. Um dieses auszubauen wurde jetzt eine Partnerschaft mit Randox Laboratories aus dem nordirischen Crumlin bekanntgegeben.

Beide Firmen, sowohl Bosch als auch Randox Laboratories, wollen zusammen 150 Millionen Euro in die Weiterentwicklung seiner molekulardiagnostischen Vivalytic-Plattform investieren. Ein Ziel ist die Entwicklung eines Tests für Blutvergiftungen. Für diese Sepsis-Tests stellt jedes Unternehmen nach den Angaben von Marc Meier, dem Geschäftsführer von Bosch Healthcare Solutions in Waiblingen, ungefähr gleichverteilt 75 Millionen Euro für die Entwicklung bereit. „Wir wollen langfristig im Bereich Präzisionsdiagnostik wachsen“, sagte Stefan Hartung, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bosch.

Bosch bringt seine vielfältigen Erfahrungen in diesem Bereich mit

Schon länger hat die 2015 gegründete Medizintechniksparte von Bosch ein Gerät unter dem Namen Vivalytic-Analyseplattform auf dem Markt. Dieses besteht aus einer Kartusche, die aussieht, wie ein Smartphone und praktisch ein komplettes Labor enthält. In die Kartusche können etwa Flüssigkeiten aus dem menschlichen Körper eingefüllt werden. Dann wird diese in ein Gerät eingeführt, auf dessen Display die Ergebnisse der Untersuchung erscheinen. Bisher konnten so beispielsweise 50 Merkmale wie etwa Erreger von Krankheiten ausgewertet werden.

Mit einer jetzt vorgestellten neuen Technologie sollen künftig 250 Merkmale gleichzeitig untersucht werden. Möglich machen soll dies ein Hochleistungschip, der in die Kartuschen eingebaut wird. Im Rahmen der auf zehn Jahre vereinbarten Partnerschaft mit Randox wollen die beiden Unternehmen bis 2030 einen weltweiten Umsatz im dreistelligen Millionenbereich erreichen.

In die Zusammenarbeit bringt Bosch etwa seine Erfahrungen aus den Bereichen Automatisierung, Molekulardiagnostik Miniaturisierung und der Entwicklung von Mikrochips ein. Die neuartigen Chips sollen im Reutlinger Halbleiterwerk von Bosch gefertigt werden, in Waiblingen werden sie dann in die Kartuschen eingebaut. Randox hat mehr als 40 Jahre lang Erfahrung mit In-vitro-Tests.

Das nordirische Unternehmen hat eine umfassende Marktkenntnis

Bei solchen Tests werden Flüssigkeiten oder Gewebeproben direkt aus dem menschlichen Körper entnommen. Außerdem habe das nordirische Unternehmen eine umfassende Marktkenntnis und ein weltweites Vertriebsnetz. Mit der Zusammenarbeit wollen beide Unternehmen erreichen, dass neue Tests schneller entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Zudem sollen die neuen Tests schneller als die üblichen Ergebnisse liefern.

Schnelle Diagnosen sind bei Blutvergiftung überlebenswichtig

Eine schnelle Diagnose kann etwa bei Blutvergiftung für Kranke überlebenswichtig sein. Zudem soll für die Bedienung der Geräte nur eine kurze Schulung des medizinischen Personals nötig sein. Meier kündigte an, für weitere Entwicklungen in der medizinischen Diagnostik auch mit anderen Partnern zusammenarbeiten zu wollen. Im Bereich Medizintechnik sind in Waiblingen 300 Mitarbeitende tätig. Ein Umsatz für diesen Bereich wird nicht genannt. Der Bosch-Konzern setzte im vergangenen Jahr mit 428 000 Beschäftigten knapp 92 Milliarden Euro um.