Marina Owsjannikowa berichtet künftig für die „Welt“. Foto: IMAGO/Mikhail Japaridze

Marina Owsjannikowa berichtet künftig für die „Welt“ aus der Ukraine und Russland. Die Journalistin hat durch ihren Protest im russischen Fernsehen große Bekanntheit erlangt.

Die für ihren Anti-Kriegs-Protest im russischen Fernsehen bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa berichtet künftig für die Tageszeitung und den TV-Sender „Welt“ aus der Ukraine und Russland. Mit ihrer Aktion in einer Livesendung ein Antik-Kriegs-Plakat in die Kamera zu halten, habe sie den Mut gehabt, die Zuschauer mit einem ungeschönten Bild der Wirklichkeit zu konfrontieren, erklärte der Chefredakteur der Welt-Gruppe und Sprecher der Geschäftsführung der WeltN24, Ulf Poschardt, am Montag in Berlin. Damit habe sie journalistische Tugenden trotz drohender staatlicher Repression verteidigt.

Owsjannikowa war am 14. März in einer Live-Sendung des „Perwy kanal“ hinter einer Moderation ins Bild getreten und hatte ein Plakat mit der Aufschrift „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen.“ in die Kamera gehalten. Daraufhin war sie festgenommen und von einem Gericht zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel (rund 300 Euro) wegen der „Organisation einer unerlaubten öffentlichen Veranstaltung“ verurteilt worden. In einem weiteren Verfahren wird ihr die „Diskreditierung der Streitkräfte Russlands“ vorgeworfen. Diesbezüglich droht ihr eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Rubel (500 Euro).

Frankreich hatte politisches Asyl angeboten

In einem ersten Beitrag für die „Welt“ schrieb Owsjannikowa, der Krieg in der Ukraine sei für sie der Punkt gewesen, „an dem es kein Zurück mehr gab und an dem es nicht mehr möglich war, zu schweigen“.

In den sozialen Netzwerken sei sie seither „unglaublichen Belästigungen“ ausgesetzt. Die Ukrainer würden sie als FSB-Agentin verurteilen, die Russen beschimpften sie als Verräterin, die für den britischen Geheimdienst arbeite. „Niemand will glauben, dass es sich um den emotionalen Protest einer Bürgerin handelte“, schrieb Owsjannikowa.

Frankreich hatte Owsjannikowa nach ihrem Protest politisches Asyl angeboten, die Journalistin wollte aber in Russland bleiben, wie sie in einem Interview mit dem „Spiegel“ (online) im März sagte.