In dem Obstgarten haben sich vor Corona ab und an Kunstschaffende und Kunstfreunde getroffen. Foto: Archiv (Avanti/Ralf Poller

In Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg) wird diskutiert, den Saft der Äpfel auf einer sehr besonderen Wiese künftig in Flaschen abfüllen zu lassen.

Ein paar Meter unterhalb der Marbacher Stadthalle wurde 1995 auf etwa 30 Ar ein kleines Paradies für Freunde des Obstbaus angelegt. Auf der Wiese wachsen Bäume, die Früchte von uralten Sorten tragen, teils sogar aus dem 16. Jahrhundert stammen. All das sollte eine Reminiszenz an Schillers Vater Johann Caspar sein, der in der Geschichte beachtliche Spuren als Pomologe hinterließ und die herzoglichen Hofgärten leitete. Den Grünen im Marbacher Gemeinderat ist allerdings ein Dorn im Auge, dass man aus dieser Konstellation zu wenig macht und das Obst von der Wiese nicht genutzt wird. Das könnte sich nun ändern.

Geschenk bei besonderen Anlässen

Hoffen auf eine gemeinsame Aktion mit Ehrenamtlichen

Jürgen Waser von den Grünen unternahm jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik einen neuerlichen Vorstoß in der Sache – und bekam dabei Rückendeckung von mehreren Kollegen. Waser regte an, die Äpfel pressen zu lassen und daraus einen städtischen Schiller-Saft zu kreieren. Die Fläschchen könnten dann bei besonderen Anlässen verschenkt werden. Notfalls wollen die Räte selbst Hand anlegen und die Früchte zusammentragen, wie einige beteuerten. Eigentlich hofft man aber darauf, dass sich das Team vom Mitmach-Garten einklinkt, der gleich um die Ecke liegt. In einer gemeinsamen Aktion könnte dann das Obst gelesen und anschließend weiterverarbeitet werden.

Bürgermeister Jan Trost betont allerdings auf Nachfrage, dass man margenmäßig keine Wunderdinge erwarten sollte. „Die Obstmengen sind begrenzt“, erklärt er. Würde man also einen Saft produzieren lassen, sei das eher ein symbolischer Akt und nicht zu vergleichen mit dem Apfelsaft von den Steinheimer Streuobstwiesen, der auch im Supermarkt vertrieben werde.

Grundstück kann nicht von jedermann betreten werden

Vor Corona sind kulturelle Akzente auf der Wiese gesetzt worden

Tatsache ist aber auch, dass auf dem an und für sich attraktiven Grundstück aktuell mehr oder wenig tote Hose herrscht. Das Areal ist umzäunt, damit mit den Bäumen kein Schindluder getrieben werden kann. „Da es sich um alte Obstsorten handelt, ist im Falle eines Ausfalls eine Wiederbeschaffung sehr schwierig“, betont Jan Trost. Eine Nachfrage nach Führungen über das Gelände habe es in den vergangenen Jahren auch keine gegeben. „In unregelmäßigen Abständen werden dort Kulturveranstaltungen wie zum Beispiel Lesungen abgehalten, letztmals vor Corona“, berichtet der Bürgermeister.

Insofern könnte also Johann Caspar Schillers Obstgarten durchaus wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken, wenn dort, wenn auch in geringen Mengen, Apfelsaft gewonnen würde.

Kein Durchbruch für Stadtwein

Ein Pendant dazu könnte ein städtischer Rebensaft sein, über den vor einigen Monaten auch schon laut nachgedacht wurde. Die Kommune besitzt einen Weinberg, lässt diesen selbst bewirtschaften, weil sich für das Grundstück kein Pächter fand. Die Idee, die Trauben von dort zu einem eigenen Wein verarbeiten zu lassen, scheint aber ins Stocken gekommen zu sein. „Mit diesen Überlegungen sind wir aktuell noch nicht weiter, es könnte aber weiterhin eine interessante Alternative sein, einen Stadtwein zu vermarkten und bei repräsentativen Anlässen auszuschenken“, erklärt Jan Trost.