Ältere Menschen brauchen im Alter oft Hilfe, doch die Pflegeplätze sind knapp. Foto: dpa

Hiesige Kommunen fühlen sich gut aufgestellt. Doch der Bedarf für die Zukunft ist groß.

Marbach/Bottwartal - Statistiken kann man in der Regel je nach Gusto so oder so interpretieren. Die neuesten Zahlen im Ludwigsburger Kreispflegeplan lassen allerdings nur einen Schluss zu: Auf die Kommunen kommt eine gewaltige Herausforderung zu. Jedenfalls dann, wenn die Prognosen der Fachleute eintreffen. Demnach müssen bis 2025 rund 1200 neue Dauerpflegeplätze geschaffen werden. Bis 2030 gibt es einen Bedarf von weiteren 242 Betten. Doch auch aktuell ist die Situation laut dem Landratsamt Ludwigsburg zumindest angespannt. Die Heime hätten eine Vollauslastung gemeldet. Die Pflegestützpunkte und der Sozialdienst der Kliniken bestätigen, „dass es schwierig ist, aktuell einen freien Dauerpflegeplatz zu finden“. Und für mehrere Kommunen wurde errechnet, dass schon bis 2020 der Bedarf das Angebot übersteigt.

Zu dieser Riege gehört auch Marbach. In der Schillerstadt werden in zwei Jahren genau 19 Betten fehlen – obwohl gerade nachgerüstet wird und in Rielingshausen ein Altenheim mit 30 Plätzen entsteht. Der Bürgermeister Jan Trost lässt sich dadurch jedoch nicht beunruhigen. „Aus unserer Sicht bewegen wir uns im grünen Bereich“, sagt er. „Man muss auch die Umgebung im Blick haben“, betont der Rathauschef und verweist auf Erdmannhausen, wo mit dem geplanten Haus der Orpea-Gruppe demnächst ein großes Überangebot von 59 Betten bereitstehen wird. Davon abgesehen handele es sich bei den Werten vom Landkreis um rechnerische Größen. In der Realität könne es genauso gut sein, dass viele Senioren letztlich eher auf eine Pflege zuhause mit Betreuerinnen aus Osteuropa setzen und tatsächlich weniger als die prognostizierten 19 neuen Plätze benötigt werden. Jan Trost will jedoch nicht verhehlen, dass es im vergangenen Jahr zu einem Engpass in Marbach gekommen war, weil im Seniorenstift auf der Schillerhöhe über Monate kein Bewohner verstorben sei. „Das war aber eine Sondersituation“, hebt Jan Trost hervor. Allerdings müsse man natürlich schon ein Auge darauf haben, wie sich die Lage entwickelt.

Auf diese Strategie setzt auch der Affalterbacher Bürgermeister Steffen Döttinger. Momentan seien im Ort keine baulichen Aktivitäten im Altenheimbereich geplant, sagt er. Dabei fehlen in der Gemeinde immerhin 15 Plätze bis 2020. Das sei allerdings eine Größenordnung, mit der sich ein neues Seniorenhaus wirtschaftlich nicht betreiben lasse, betont Döttinger. Davon abgesehen habe man auch kein geeignetes Grundstück für eine neue Einrichtung in der Hinterhand. Am bestehenden Kleeblatt in der Seestraße könne man zwar unter Umständen eine Erweiterung realisieren – doch dann würde es um einen Ausbau um vier oder fünf Betten gehen. „Dazu gibt es aber im Moment keine Pläne. Wir haben auch keine Anfragen von außerhalb für ein neues Altenheim“, sagt Döttinger.

Etwas anders stellt sich die Lage in Murr dar, wo schon ganz konkret eine Vergrößerung des Kleeblatts auf der Agenda steht. „Der Spatenstich soll im Frühjahr 2020 sein“, sagt der Bürgermeister Torsten Bartzsch. Wenn der Anbau in trockenen Tüchern ist, verbessert sich die Situation in der Gemeinde schlagartig. Aktuell können in Murr nur 25 Senioren ihren Lebensabend in einem Heim verbringen, was für 2020 eine rechnerische Unterversorgung von 29 Betten bedeuten würde. Im neuen Trakt im Kleeblatt werden 20 zusätzliche Plätze geschaffen. „Mit dann 45 Plätzen liegen wir im Bereich der Prognosen“, sagt Torsten Bartzsch, der wie Jan Trost zudem auf den baldigen Überhang in Erdmannhausen verweist. „Das neue Heim dort muss man gemeindeübergreifend sehen“, erklärt der Murrer Rathauschef. Bartzsch verschließt jedoch auch vor der Entwicklung in der Zukunft nicht die Augen und weiß, dass für Murr laut Kreispflegeplan bis 2025 und 2030 weitere Betten benötigt werden. Zumal die älteren Bürger im Idealfall am Wohnort aufgenommen werden sollten. „Die Frage ist aber, wo weitere Plätze entstehen könnten“, erklärt Torsten Bartzsch. Zunächst müsste man eine geeignete Fläche finden. Und man brauche nicht nur für Senioreneinrichtungen Grundstücke, sondern auch für den sozialen Wohnungsbau.

Während Murr wie andere Kommunen also wahrscheinlich früher oder später vor der Herausforderung stehen wird, diese beiden Interessen unter einen Hut zu bekommen, befindet sich Pleidelsheim in der komfortablen Lage, zumindest in Sachen neue Pflegeplätze aus dem Schneider zu sein. Das Landratsamt erwartet, dass die Spargelgemeinde selbst 2030 weit über dem Soll liegen wird. „Das ist historisch gewachsen“, erklärt der Bürgermeister Ralf Trettner dieses Phänomen und verweist auf die beiden Häuser in der Kommune, in denen rund 100 Senioren betreut werden können. Das größere Heim mit 80 Plätzen habe schon mehrere Träger erlebt, stehe nun stabil unter der Obhut der Johanniter. Die kleinere Einrichtung, das Haus am Bachgarten mit 20 Betten, sei aus einer Privatinitiative heraus entstanden. „Wir sind froh, dass die Situation bei uns so ist wie sie ist“, betont Trettner – zumal die Gemeinde nicht einmal Geld in die beiden Häuser stecken müsse, wie es beispielsweise beim Modell der Kleeblatt-Heime der Fall sei.