Die Hersteller des Manuka-Honigs aus Neuseeland wollen ihre Produkte schützen lassen – so wie es auch die Produzenten von Emmentaler Käse und Schwarzwälder Schinken tun.
Christchurch - Der Geschmack ist leicht bitter und mineralisch, das Aroma hat einen Hauch von feuchter Erde und Heidekraut – und ein Glas davon kann mehr kosten als eine gute Flasche Champagner. Die Rede ist von Manuka-Honig, dem als Wunderheilmittel gepriesenen Honig der „Südsee-Myrte“, die nur in Neuseeland natürlich vorkommt.
Die Produzentenvereinigung „Unique Manuka Factor Honey Association“ (UMFHA) versucht jetzt, weltweit denselben Markenschutz zu erhalten wie Champagner, Calvados, Allgäuer Emmentaler oder Schwarzwälder Schinken – die nur so genannt werden dürfen, wenn sie aus der entsprechenden Region stammen und bestimmte Qualitätsmerkmale aufweisen. Genau das ist das Problem mit Manuka-Honig – spätestens, seit vor zwei Jahren publik wurde, dass Betrüger „Manuka-Honig“ in Umlauf gebracht hatten, der außer dem hohen Preis nichts mit dem antibakteriell wirkenden Originalprodukt gemein hatte. Ein Dilemma für Neuseeland, das fast den kompletten Weltmarkt versorgt.
Wie gesund ist Honig? Hier gibt es Antworten
Das Ministerium für Primärindustrien plant, die Honig-Produktion bis 2025 so zu erhöhen, dass pro Jahr eine Milliarde NZ-Dollar (rund 588 Millionen Euro) in die Wirtschaft der Nation fließen. 2014 lag der Umsatz bei 145 Millionen NZ-Dollar (rund 85 Millionen Euro). Um Fälscher zu entlarven, wurde eine Liste mit Produzenten erstellt, deren Honig als echt gilt.
Die Manipulationen hatten nach Angaben des UMFHA-Vorsitzenden John Rawcliffe gigantische Ausmaße. Obwohl das jährliche Export-Volumen von Manuka-Honig bei nur 1700 Tonnen lag, wurden allein in Großbritannien 1800 Tonnen verkauft, weltweit waren es 10 000 Tonnen. Sprich: Bei 8300 Tonnen handelte es sich um irgendwelchen Blütenhonig unbekannter Herkunft. Bevor die UMFHA in die Gänge kam, um ihr Produkt zu schützen, hatte die britische Behörde für Lebensmittelstandards bereits eine landesweite Warnung an Händler herausgegeben, ein besonderes Auge auf alle mit Manuka bezeichneten Honigprodukte zu werfen. Bei Tests hatten elf von 23 Manuka-Honige keine Spuren des „Unique Manuka Factor“ UMF, des einzigartigen Manuka-Faktors, enthalten. Der macht aber den Honig so wertvoll und teuer.
Neuseelands klebriges Gold soll die Immunabwehr stärken
Im Gegensatz zu normalem Honig enthält Neuseelands klebriges Gold große Mengen des antibakteriell wirkenden Zuckerabbauprodukts Methylglyoxal (MGO), das die Wundheilung beschleunigt und die Immunabwehr stärkt. Die Konzentration dieses Wirkstoffs ist bis zu hundert Mal höher als in konventionellen Sorten. Je höher der MGO-Anteil, desto höher der UMF und entsprechend auch der Preis. Die Technische Universität Dresden identifizierte 2006 MGO als die antibakteriell aktive Komponente im Manuka-Honig. Seitdem wird die Qualität nicht nur mit einer Zahl hinter der Abkürzung UMF angegeben, wobei die Zahl hinter MGO den Mindestgehalt an Methylglyoxal in Milligramm pro Kilogramm Honig angibt. Die Einstufung reicht von UMF 5+ (mindestens 83 Milligramm) bis 28+ (mindestens 1449 Milligramm).
Weitere Untersuchungen in den Jahren 2012 und 2013 in Großbritannien, China und Singapur entlarvten 41 von 73 Produkten als Fälschungen. Proben in Hongkong wiesen in 14 von 55 Fällen die Verunreinigung mit Sirup nach. „Wir wussten, dass mehr Manuka-Honig verkauft als produziert wird“, sagte Rawcliffe damals. Deshalb seien alle Hebel in Bewegung gesetzt worden, um diesem Betrug auf die Spur zu kommen. Allerdings räumte ein: „Wir hätten schneller reagieren müssen.“
Fast jedes Souvenirgeschäft in Neuseeland hat nicht nur Manuka-Honig im Sortiment, sondern auch Kapseln, Cremes und Lotionen. Während die medizinische Nutzung des Honigs in puncto Wundheilung unumstritten ist, gibt es – und darauf weist auch die nationale Verbraucherzentrale Consumer NZ hin – bislang keinerlei Beweis dafür, dass Manuka-Honig dieselbe antibakterielle Wirkung hat, wenn man ihn isst.
Dabei wurde Manuka-Honig bis 1981 als minderwertiger Honig eingestuft und an Rinder verfüttert. Viel mehr Wert hat auch heute so mancher Manuka-Honig nicht – wie beim Skandal um die 8300 Tonnen zu sehen ist, in denen schlicht und einfach nicht drin war, was draufstand.