Der Mann starb in München unter einer Brücke. Foto: dpa/Matthias Balk

Vor rund drei Wochen verbrannte ein Obdachloser unter einer Brücke in München. Die Polizei befürchtete zunächst, es könne sich um ein Hassverbrechen handeln – nun hat sie einen Tatverdächtigen festgenommen.

Nach dem gewaltsamen Tod eines Obdachlosen unter einer Brücke in München hat die Polizei einen 56-Jährigen unter Mordverdacht festgenommen. Der Ungar sei selbst obdachlos und als vermeintlicher Ersthelfer vor Ort gewesen, als der 78-Jährige vor rund drei Wochen tot und brennend am Englischen Garten gefunden wurde, sagte der Leiter der Münchner Mordkommission, Stephan Beer, am Freitag.

Gegen den Tatverdächtigen sei Haftbefehl erlassen worden. Im Laufe der Ermittlungen hatte sich der Tatverdacht gegen den vermeintlichen Helfer erhärtet. Er habe widersprüchliche Angaben gemacht. Außerdem wurden Gegenstände aus dem Besitz des Toten auf dem Lagerplatz des Ungarn gefunden, wie die Polizei mitteilte.

Die Ermittler hatten zunächst befürchtet, es könne sich - ähnlich wie Taten, die jüngst in Wien Schlagzeilen machten - um ein „Hassverbrechen zum Nachteil von Obdachlosen“ handeln. Eine Ermittlungsgruppe mit 17 Beamten nahm die Arbeit auf, ging 34 Zeugenhinweisen nach, auch weil zunächst unklar war, um wen es sich bei dem verbrannten Toten überhaupt handelte.

Ermittler bitten erneut die Bevölkerung um Mithilfe

Im Laufe dieser Ermittlungen seien auch sogenannte Super-Recognizer eingesetzt worden, um Aufnahmen von Videokameras in der Gegend um den Tatort auszuwerten. Super-Recognizer können sich Gesichter und Bewegungen überdurchschnittlich gut merken und Personen auf Videoaufnahmen in großen Menschenmengen wiedererkennen.

Auf diesen Aufnahmen sei auch der 56-Jährige zu sehen gewesen, sagte Beer, ohne weitere Details zu nennen. Gemeinsam mit den bei ihm gefundenen Gegenständen, darunter eine Lupe, eine Zange und ein Schraubenzieher, sowie den Widersprüchen in dessen Aussagen habe sich „nach den drei Wochen ein Gesamtbild“ ergeben. Dies habe nun zur Festnahme des Mannes geführt.

Der 78-Jährige sei durch „massive, stumpfe Gewalteinwirkung auf den Oberkörper“ gestorben. Bei dem Tatverdächtigen seien „diverse Hämmer“ gefunden worden. Ob darunter möglicherweise die Tatwaffe sei, war nach Polizeiangaben zunächst unklar. Der Tatverdächtige habe sich zunächst nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann erst getötet und dann angezündet wurde. Brandbeschleuniger sei am Tatort nicht gefunden worden.

Die Ermittler bitten erneut die Bevölkerung um Mithilfe. Sie suchen Zeugen, die etwas zum möglichen Tathergang sagen können und beispielsweise den getöteten Obdachlosen vor der Tat mit seinem Fahrrad in Schwabing gesehen haben.