Thomas Brüchle Foto: Christian Mateja

Der Rollstuhlfahrer Thomas Brüchle vom SVK hat sich im Goldenen Buch der Stadt Kornwestheim verewigt.

Tischtennis/Kornwestheim - Gut ein Jahr ist der Rollstuhl-Tischtennis-Spieler Thomas Brüchle für den SV Kornwestheim aktiv. Zusammen mit Charly Weber bildet er eine Zweier-Mannschaft, die in der ersten Saison gleich in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist und nun als noch ungeschlagener Herbstmeister Kurs auf die 1. Bundesliga nimmt. Aber das ist nicht der Grund dafür, dass sich der 40-Jährige, der in Lindau am Bodensee wohnt, am gestrigen Freitagabend ins Goldene Buch der Stadt Kornwestheim eintragen durfte. Das hat ihm die Teilnahme vor einigen Wochen bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro ermöglicht, wo er mit der deutschen Mannschaft, in der neben ihm noch Thomas Schmidberger von Borussia Düsseldorf stand, die Silbermedaille holte. „Der Eintrag ins Goldene Buch ist für mich eine große Ehre“, sagt Brüchle. Eine Premiere ist es indes nicht. Er habe andernorts auch schon in Goldene Bücher schreiben dürfen, erzählt er.

„Es ist auch für die Stadt Kornwestheim eine Auszeichnung“, sagte Oberbürgermeisterin Ursula Keck in ihrer Laudatio. „Was könnten wir uns mehr wünschen, als so einen prominenten Sportler in Rio am Start zu haben?“ Sie dankte anschließend dem SVK dafür, dass er sich dem „Thema Behindertensport verschrieben hat“. Gerade im Tischtennis könnten Behinderte und Nicht-Behinderte gut zusammen trainieren. Das bestätigte Brüchle eindrucksvoll, indem er nach seiner Unterschrift noch nacheinander gegen ein Dutzend Jugendsportler des SVK zu ein paar Ballwechseln antrat.

Thomas Brüchle, der seit seinem zehnten Lebensjahr im Rollstuhl sitzt, ist bereits zweifacher Europameister und hat 2014 bei der Weltmeisterschaft in Peking mit dem Team die Goldmedaille gewonnen. Dabei hat er erst im Jahr 2011 zum Behindertensport gefunden. Tischtennis hatte er zuvor nur gegen stehende Spieler gespielt und tut dies heute auch noch. Im Nichtbehindertensport ist Brüchle derzeit in der Verbandsklasse Süd erfolgreich. Aktuell ist er die Nummer 3 der ersten Mannschaft des SV Deuchelried in der Nähe von Wangen im Allgäu. Beruflich ist Brüchle als Grund- und Hauptschullehrer tätig.

Beim Rückblick auf die Paralympics überwiegt bei Thomas Brüchle allerdings die Enttäuschung, dass es im Mannschaftswettbewerb nicht die Goldmedaille wurde. Im letzten Einzel gegen den Chinesen Xiang Zhai führte er bereits mit 2 :1 Sätzen und 9:6 Punkten. „Ich war nur zwei Punkte von der Goldmedaille entfernt“, stellt Brüchle fest. Am Ende unterlag jedoch der Deutsche. „Auch eine Silbermedaille ist toll. Aber als Sportler bin ich ehrgeizig genug, das Bestmögliche zu wollen.“

Zudem hatte Thomas Brüchle bereits in der Einzelkonkurrenz knapp eine Medaille verpasst. Mit vier Siegen war er ins Halbfinale eingezogen, in dem er dem Chinesen Feng mit 1:3 unterlag. Im Spiel um Platz 3 verlor er im fünften Satz gegen den Franzosen Florian Merrien und wurde Vierter. „Mit meiner in Rio erbrachten Leistung bin ich sehr zufrieden. Bloß die Endresultate waren nicht zufriedenstellend.“

Das Erlebnis Paralympics dagegen schon. In Rio hat er in einer ausverkauften Halle vor rund 4000 Zuschauern gespielt. „Das ist ungewohnt für Tischtennis.“ Generell fand Brüchle die Atmosphäre in Rio sehr gut: „Entgegen den negativen Schlagzeilen war alles perfekt.“ Die Unterbringung habe nicht den deutschen Standards entsprochen. Ansonsten könne er aber nur Positives berichten. „Bei der Organisation hat alles geklappt, die Stimmung war super und die Leute waren sehr hilfsbereit.“

Thomas Brüchle kann das beurteilen, denn er hat bereits im Jahr 2012 an den Paralympics in London teilgenommen. Dort hatte er es im Einzel bis ins Finale geschafft und dann gegen einen Chinesen verloren. „Die Paralympics in London galten als die perfekten Spiele. Es war auch etwas anders. Aber für mich hatte Rio denselben Stellenwert.“

Viel gesehen hat er von der brasilianischen Metropole nicht. „Es gab nur zweieinhalb Tage, in denen wir nicht in der Sporthalle waren.“ In dieser Zeit hat sich Brüchle aber Zuckerhut, Copa Cabana und die Christus-Statue näher angeschaut. Und an einem Abend hat er Straßenkinder am Rande der Favelas besucht und mit ihnen Tischtennis gespielt. „Die Kinder haben sich total gefreut. Wir haben ihnen dann noch Trikots, Schläger und Bälle geschenkt.“ Organisiert hatte den Besuch ein Pfarrer, der im Olympischen Dorf untergebracht war.

Seine Erlebnisse in Rio haben ihn motiviert, mindestens noch bis zum Jahr 2020 Tischtennis zu spielen. Dann steigen die nächsten Paralympics in Tokio.