Ein tragisches Exponat, aber auch ein sehr lehrreiches: Die Totgeburt des Ichtyosaurus dokumentiert auch Lebendgeburten. Foto: Peter Petsch

Eine neue Ausstellung im Stuttgarter Löwentormuseum geht auf Tauchgang.

Stuttgart - Im Löwentormuseum hat eine neue Ausstellung eröffnet.

Baden-Württemberg vor 250 Millionen Jahren: Der Jura-Ozean bedeckt die Fläche des gesamten Bundeslands und ist der Lebensraum für die Familie der Ichthyosaurier, die mit erfolgreichsten Meeresbewohner der Evolutionsgeschichte. 160 Millionen Jahre waren sie die unangefochtenen Könige der Meere. Kaum eine Spezies, nicht einmal die Landsaurier, konnte so lange in einer sich ständig verändernden Umwelt bestehen.

Der renommierte Paläontologe Rainer Schoch ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Fischsaurier und zeigt sich fasziniert von den Lebewesen, die optisch an Delfine erinnern: „Fischsaurier sind ein Glücksfall für die Paläontologie im Allgemeinen. Deren Fossilien sind besser erhalten als irgendwelche anderen, da sich im Jurazeitalter auf dem Meeresboden hierzulande keine Bakterien befunden haben. Von keinen anderen Dinosauriern konnten wir je Haut oder Muskelfasern entdecken.“

Mehrere Hundert erhaltene Fischsaurier

Die Lebensweise der Ichthyosaurier-Familie, deren Größe von einem halben bis zu 26 Metern variiert, ist im Museum am Löwentor so gut dokumentiert wie nirgends sonst. Das vielleicht beeindruckendste Exponat ist an Tragik kaum zu übertreffen, verrät der Wissenschaft aber Erstaunliches. „Wir sehen eine Totgeburt“, erklärt Rainer Schoch, „das Ichthyosaurus-Junge wurde nach dem Tod der Mutter ausgeschieden – mit dem Schwanz voraus.“ Für Schoch der Beweis, dass neugeborene Ichthyosaurier in der optimalen Position geboren werden, um möglichst schnell an die Wasseroberfläche zu gelangen und an Sauerstoff zu kommen.

Das Museum am Löwentor besitzt elf Millionen Objekte, worunter mehrere Hundert komplett erhaltene Fischsaurier sind. Einige sehr gut erhaltene Exponate werden zum ersten Mal gezeigt. Darunter auch eine Fälschung, die der Tübinger Paläontologe Professor Friedrich von Huene für echt befunden hatte. Dabei ist das Objekt denkbar simpel hergestellt: Das Ichthyosaurus-Skelett wurde aus Kalkstein geschnitzt und mit Schuhcreme eingefärbt. „Der Echtheitsbeweis bei Fossilien dieses Alters ist fast nur mit anatomischem Fachwissen nachzuweisen, denn aus dem versteinerten Material an sich lässt sich nichts mehr lesen“, sagt Schoch. Die Sonderausstellung wird von Audiokommentaren des Paläontologen begleitet. Für Kinder gibt es Saurier-Baselbögen zu m Thema.

Info

„museum spezial“ – Fischsaurier, Museum am Löwentor, Rosensteinstraße 1, noch bis zum 13. Oktober, Dienstag bis Freitag 9 bis 17, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr.