Die Clubs sollen bald wieder öffnen. Foto: picture alliance / dpa/Franziska Kraufmann

Die Landesregierung in Stuttgart strebt die Rückkehr in die Warnstufe noch im Februar an. Was das für den Alltag in Baden-Württemberg bedeutet.

Stuttgart - Baden-Württemberg will bei der von Bund und Ländern geplanten Lockerung der Corona-Auflagen mitgehen – dringt aber teilweise sogar auf mehr Tempo. In einem ersten Schritt soll laut dem Beschlussvorschlag für die Ministerpräsidentenkonferenz die Obergrenze von zehn Personen für private Treffen von Geimpften und Genesenen gelockert werden. Auch soll der Zugang zum Einzelhandel gar nicht mehr beschränkt werden. In einem zweiten Schritt soll vom 4. März an in Gastronomie und Hotellerie nur noch die 3G-Regel gelten. Das heißt, auch Ungeimpfte mit einem negativen Test könnten wieder in Restaurants essen oder Hotels übernachten. Clubs und Discos sollen wieder öffnen dürfen, allerdings nur für Geimpfte und Genesene, die zudem einen negativen Test vorweisen können. Darüber hinaus sollen bei Großveranstaltungen wieder mehr Zuschauer zugelassen werden.

Im Februar zurück in die Warnstufe

Hier wünscht sich Baden-Württemberg ein rascheres Vorgehen. Das Land würde laut Informationen der dpa gerne noch im Februar in die Warnstufe zurück, in der in den meisten Lebensbereichen nur die 3G-Regeln gelten. In einem letzten Schritt sollen ab 20. März alle tief greifenderen Maßnahmen fallen – auch die Pflicht zum Homeoffice.

Entspannung in den Krankenhäusern

Grund für den Stuttgarter Kurswechsel könnte die Entspannung im Gesundheitswesen sein, wie sie eine Expertenanhörung unter der Ägide von Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) am Montag ergeben hat. Lucha erinnerte daran, dass am 8. Dezember 2021 im Südwesten ein Spitzenwert von 706 Covid-Patienten auf Intensivstationen behandelt werden musste, jetzt liege die Zahl bei 280, außerdem liegen 1500 Menschen mit einer Covid-Infektion auf Normalstationen. Ob die Patienten aber mit oder wegen Covid eingeliefert sind, darüber variierten die Schätzungen in der Spanne von 40 bis 60 Prozent.

Viele sind nicht wegen Corona sondern „mit“ Corona in der Klinik

„Ein Mensch mit einer Fraktur, der mit Corona infiziert ist, bedeutet keinen Mehraufwand. Er wäre ja sowieso gekommen“, so der Intensivmediziner Götz Geldner. Zwar seien die Hygieneanforderungen höher, aber in der Charité sei man schon dazu übergegangen, Covid-Normalstationen aufzulösen und Covid-Patienten dezentral unterzubringen. Allgemein war die Rede von einer bevorstehenden Herausforderung für Intensivstationen, nicht aber von einer drohenden Belastung oder Überlastung. Laut Hajo Grundmann von der Uniklinik Freiburg liegt dies an den zu erwartenden sinkenden Neuinfektionszahlen.

Wo die Omikron-Welle vier Wochen früher einsetzte, in Hamburg und Schleswig-Holstein, liege der sogenannte R-Wert, der die Reproduktion des Virus anzeigt, schon unter 1,0. Liege der R-Wert über eins, stecke ein Infizierter mehr als einen anderen Menschen an. „Liegt er unter eins, stottert sich die Pandemie ihrem Ende entgegen“, so Grundmann. „Für Baden-Württemberg erwarten wir nächste Woche einen R-Wert unter eins, dann wird die Pandemie an Dynamik verlieren.“

Impfbereitschaft lässt nach

Selbst die schlimmsten Szenarien gehen davon aus, dass bis Mai nie mehr als 500 Intensivbetten mit Covid-Kranken belegt sein werden. Das wahrscheinlichste Szenario ist ein allmähliches Sinken der Belegungszahl. Unzufriedenheit herrschte über die fehlende Impfbereitschaft. Nur 2000 Erst- und 13 000 Booster-Impfungen täglich werden gezählt, vor Weihnachten waren es 80 000 bis 85 0000 Impfungen am Tag.

13 Prozent der Kassenärzte sind am Limit

Und Sorge bereiten die Fehlzeiten von Krankenhauspersonal wegen Quarantäne. Wenn vom Personal zehn bis 15 Prozent wegen Isolation fehlten, seien von 30 000 Klinikbetten im Land nur 26 400 betreibbar. Man müsse in Hab-acht-Stellung sein, hieß es. Probleme drohten besonders im ländlichem Raum. In der ambulanten Versorgung immerhin läuft es gut: Laut einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sagen 13 Prozent der Ärzte, sie seien „am Limit“. KV-Chef Johannes Fechner: „Das heißt aber, 87 Prozent sagen, wir schaffen das.“